Mandys Verlangen
miteinander unterhielten. Zu seiner Linken stand eine schlanke, makellose Blondine, die ihren Arm besitzergreifend um seine Taille gelegt hatte. Die Schönheit zu seiner Rechten trug dagegen ein spöttisches Lächeln zur Schau. Offensichtlich amüsierte sie sich über irgendetwas, was allen anderen zu entgehen schien.
»Was die Schönheitschirurgie doch so alles zustande bringt.« Mandy wandte sich wieder Rudy zu. »Tu am besten so, als hättest du sie gar nicht bemerkt. Und wenn du den beiden doch über den Weg läufst, sag einfach artig Hallo und mach, dass du weiterkommst.«
»Könnt ihr das nicht später besprechen?«, mäkelte Clemens ungeduldig. Er hatte einige Kollegen und vor allem einen Chefarzt aus dem Swedish Medical entdeckt und brannte darauf, sie zu begrüßen.
»Schon gut, schon gut«, beschwichtigte Mandy ihn rasch. »Komm, Rudy, reiß dich zusammen. Samantha wird nicht wagen, hier eine Szene zu machen.«
»Aber Fred«, jammerte Rudy. »Wie soll ich ihm begegnen?«
»Das ist allein dein Problem«, beschied Clemens ihr streng. Er wollte endlich zu seinen Kollegen. Wütend packte er Mandys Hand. »Ich muss ein paar wichtige Leute begrüßen. Würdest du mich bitte begleiten, Mandolyn?«
Mandy folgte ihm, obwohl sie sich über Clemens’ bestimmende Art ärgerte. Schließlich war er hier nicht der Einzige, der wichtige Bekannte gesehen hatte. Mandy hatte einige ihrer Kunden und Geschäftsfreunde unter den Gästen entdeckt, die sie ebenfalls begrüßen musste. Aber da sie nicht mit Clemens streiten wollte, fasste sie sich in Geduld und ging mit ihm zu der Gruppe von Ärzten, die ihn freundlich empfing.
Die in Taft und Seide gekleideten Gattinnen langweilten sich bald ebenso wie Mandy, als die Männer angeregt über die verschiedenen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten bei Magen-, Darm- und Zervixkarzinomen zu diskutieren begannen. Das Gespräch wurde erst unterbrochen, als Carla Young am Arm eines älteren Herrn erschien.
Bei dem Herrn handelte es sich um Carlas berühmten Vater, dem die anderen Ärzte mit höflichem Respekt begegneten. Besonders Clemens überschlug sich geradezu vor Freundlichkeit. Er biederte sich so an, dass in Mandy der Verdacht aufkam, dass er sich von dem alten Herrn mehr erhoffte als dessen allgemeines Wohlwollen. Der gute Clemens war ganz offensichtlich hinter dessen Tochter her, und diese schien genauso offensichtlich bereit zu sein, Clemens zu erhören. Die Art, wie sie ihn ansah, wie sie scheinbar zufällig bei jeder Gelegenheit seine Hand oder seinen Arm berührte und sich ihm zuneigte, wenn er etwas sagte, verriet, dass Carla ihn bereits für sich beanspruchte und keine Konkurrenz dulden würde.
Clemens hingegen war so angetan von Carla und dem illustren Medizinerkreis, der inzwischen wieder über irgendwelche Karzinome sprach, dass er Mandys Anwesenheit vollkommen vergessen hatte. Sie nutzte sein Desinteresse, um sich unauffällig davonzustehlen und ihre eigenen Bekannten zu begrüßen.
Eigentlich hätte sie über das Verhalten ihres Noch-Verlobten verärgert sein sollen, aber komischerweise empfand Mandolyn eher Erleichterung bei dem Gedanken, dass sich Clemens’ Interesse augenscheinlich Carla Young zuwandte. Immerhin würde er durch eine Verbindung mit Carla in eine der angesehensten und wohlhabendsten Familien des gesamten Distrikts aufgenommen werden. Damit stand seinem Plan, eine Privatpraxis für reiche Patientinnen zu eröffnen, nichts mehr im Wege. Und Mandy war die Entscheidung abgenommen, ob sie Clemens noch heiraten wollte oder nicht. Sie wollte nicht , das stand fest.
Wenn überhaupt, dann fühlte Mandy höchstens einen leisen Ärger, weil Clemens nicht einmal so viel Anstand besaß, wenigstens die Form zu wahren und ihr ein klein wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Für ihn schien es wirklich nur noch Carla Young, ihren Vater und die Kollegen zu geben. Alles andere hatte er vergessen.
»Hey, Mandy, träumst du, oder überlegst du gerade, wie du Clemens umbringen sollst?«
Die spöttischen Worte schreckten Mandy aus ihrer Grübelei. Mit einem leisen Ausruf fuhr sie herum und starrte die junge Frau an, die sie freundlich anlächelte.
»Ach, du bist’s, Stacy.« Mandy schüttelte den Kopf. »Nein, ich überlege gerade, wann ich Clemens endlich sage, dass ich ihn nicht heiraten werde.«
»Eine gute Entscheidung.« Stacy-Joan nickte beifällig. Sie konnte Clemens nicht leiden und hatte aus ihrer Abneigung nie ein Hehl gemacht. »Wollen wir uns einen
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