Mandys Verlangen
waren in den vergangenen Wochen genau die gleichen Gedanken durch den Kopf gegangen. Nicholas Clayton schien wieder ganz der Alte zu sein. Und das Schlimmste an der Sache war, dass sie selbst dafür gesorgt hatte, dass er nun ausgerechnet hier sesshaft wurde!
»Es tut mir leid, Katie«, sagte sie traurig. »Aber ich fürchte, wir können den Lauf der Zeit nicht aufhalten. Wir können nur versuchen, die Anzahl dieser Clayton-Typen gering zu halten.«
Katie murmelte etwas Unverständliches und sog heftig an ihrer Pfeife. Sie war nach wie vor ärgerlich, aber daran konnte Mandy nichts ändern, so sehr sie sich inzwischen auch wünschte, dass Nicholas seine Sachen packen und aus dem Tal verschwinden würde.
»Ich glaube nicht, dass ich auf die Party gehe«, erklärte sie Rudy, als sie diese am Abend vom Best Lunch abholte. »Ich habe wirklich keine Lust auf Menschenmassen, seichte Konversation und freundliches Getue. Drei Viertel der Leute, die da aufkreuzen, sind einem ohnehin unsympathisch oder einfach nur egal.«
»Aber ich habe schon zugesagt!« Entsetzt starrte Rudy sie an. »Ich habe gesagt, dass wir kommen werden, und Nicholas hat gesagt, dass er sich auf uns freut. He, tu mir das nicht an, ja? Ich habe mich extra in Fannys Salon angemeldet.«
»Wann hast du zugesagt?« Irritiert hakte Mandy nach.
»Ach, schon vor ein paar Tagen.« Die Freundin öffnete die Beifahrertür und stieg ein. »Es ergab sich so. Bei Sheffield, Nicholas kam kurz nach mir rein. Er hatte seine Freundin dabei, eine Leonie Ver-ver-verirgendwas.« Sie hob gleichgültig die Schultern »Hab ich vergessen. Hey, sie ist übrigens tatsächlich schwanger. Na ja, also wir haben uns unterhalten …«
Mandy hörte nicht mehr zu. Ihr war schlecht vor Wut und Eifersucht. Dieser verdammte Kerl! Oh, sie hasste ihn. Sie hasste ihn mehr als die Pest oder das Finanzamt oder den Strafzettel, der wegen falschen Parkens hinter ihrem Scheibenwischer klemmte.
Irgendjemand hatte doch neulich von einer Leonie gesprochen. Aber wer war das gewesen und bei welcher Gelegenheit? Es wollte ihr einfach nicht mehr einfallen. Aber sie erinnerte sich noch genau an Nicks Reaktion. Es war ihm sichtlich peinlich gewesen, und er hatte rasch das Thema gewechselt.
Ach, egal! , entschied Mandy, als ihr die näheren Umstände partout nicht mehr einfallen wollten. Auf jeden Fall war diese Leonie keine neue Bekanntschaft, sondern die Beziehung zwischen den beiden bestand schon länger. Lange genug jedenfalls, um dieser Dame ein Kind zu machen!
Oh, du scheinheiliger Mistkerl! Vor Wut auf Nicholas hieb Mandy mit der Faust auf das Lenkrad, worauf Rudy ihr einen verschüchterten Seitenblick zuwarf und gleichzeitig die Finger in den Sitz krallte. Mandy bemerkte jedoch weder den Blick noch die ängstliche Geste. Ihre Gedanken drehten sich ausschließlich um Nicholas und seinen neuerlichen Verrat.
Leonies Existenz und ihre unübersehbare Schwangerschaft waren für sie ausreichende Beweise dafür, dass Nicholas ihr schon wieder etwas vorgemacht hatte! Für Mandy war die Sache klar: Während Nicholas hier in Colorado das Nest für seine kleine Familie bauen ließ, hatte seine Frau oder Freundin oder Verlobte – was auch immer! – zu Hause in Tennessee gesessen und darauf gewartet, dass alles fertig wurde. Jetzt war sie nachgekommen und brütete nun im trauten Heim den gemeinsamen Nachwuchs aus.
Und Nicholas, dieser schäbige Lügner? Der hatte gehofft, sich mit ihr die Zeit bis zum Einzug seiner Lebensgefährtin angenehm vertreiben zu können.
Es war ja auch so herrlich bequem! Er hatte weder die Handwerker buchen noch sich um die Innenausstattung seines Hauses kümmern müssen. Alles das hatte Mandy für ihn erledigt. Und dazu durfte er sie auch noch ein paarmal vögeln – das war fast wie ein All-Inclusive-Urlaub! Nur dass man dafür normalerweise einen Haufen Geld bezahlen musste.
Oh, sie war wirklich so was von blauäugig gewesen! Vor Wut hätte Mandolyn am liebsten ins Lenkrad gebissen.
Rudy, der Mandys Stimmungsumschwung nicht verborgen blieb, drückte sich schüchtern gegen die Beifahrertür und sah stur aus dem Seitenfenster. Sie wusste, dass sich Mandys Zorn ungebremst über sie ergießen würde, wenn sie jetzt einen falschen Ton von sich gab. Da hielt sie lieber den Mund und versuchte, sich so unsichtbar wie möglich zu machen.
Doch Rudy konnte nie lange still sein. Schon am nächsten Tag flatterte sie wieder wie ein aufgeregtes Huhn durchs Haus und plapperte munter
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