Mandys Verlangen
Um allein darin zu wohnen? Was für eine öde Vorstellung!
»Mandy?« Er erschrak vor dem Klang seiner eigenen Stimme. Verwirrt sah Nicholas zu Mandolyn hinüber, doch sie schien ihn nicht gehört zu haben.
»Wir sollten uns jetzt die Nebengebäude ansehen«, sagte sie und wandte sich zum Gehen. »Ich weiß nicht, was du mit dem Anwesen vorhast. Aber was immer es sein sollte, Platz hast du hier wirklich ausreichend.«
Sie hat recht, stellte Nicholas fest, als er Mandy und Katie, die ihn immer noch misstrauisch beäugte, durch den Hinterausgang über den gepflasterten Hof folgte.
Langgestreckte Stallgebäude mit sauberen Boxen begrenzten den Hof im Halbrund. Ihnen schlossen sich Remisen an, in denen ein alter Traktor und diverse Ackergeräte standen, die allmählich Rost ansetzten.
»Die meisten Geräte und Maschinen hat Larry bereits verkauft«, erklärte Mandy. »Aber der Trecker tut es noch. Du kannst ihn zum Schneeschieben verwenden. Die Schaufel dafür liegt dort drüben.«
»Schneeschieben?« Nicholas’ Gesicht war ein einziges Fragezeichen. Bei dem Anblick musste Mandy lachen.
»Was glaubst du, was hier im Winter los ist?«, fragte sie belustigt. »Ein bis eineinhalb Meter Schnee sind bei uns keine Seltenheit. Und der Winter kommt früh in den Bergen. Ab Mitte September kannst du hier oben schon mit den ersten Schneefällen rechnen.«
Daran hatte Nicholas noch gar nicht gedacht. Der Gedanke, vielleicht tagelang eingeschneit auf dieser Farm zu hocken, erschreckte den an ewigen Sommer gewohnten Südstaatler, aber er schob die befremdliche Vorstellung rasch von sich.
»Dann kann man hier sicherlich toll Ski laufen?«, erkundigte er sich neugierig.
»Oh, ja!« Mandy nickte. »Einen knappen Kilometer von hier beginnt die Loipe. Und Richtung Westen, nicht mehr als eine halbe Stunde entfernt, befinden sich die Skilifte. Summersprings lebt vom Wintersport.«
Katie stieß einen merkwürdigen Laut aus, der an ein Knurren erinnerte, enthielt sich ansonsten aber jeglichen Kommentars. Stumm schlurfte sie voran zu den Wirtschaftsräumen und Silos, die hinter den Stallungen lagen.
»Die Ställe könntest du zu Pferdeboxen umbauen«, bemerkte Mandy, während sie neben Nicholas über den Hof lief, der zwischen den Gebäuden lag. »In den Silos hat Larry sein Trockenfutter für die Rinder gelagert. Du weißt schon, unsere strengen Winter.« Sie lachte leise. »Tja, und da liegt dein zukünftiges Weideland.«
Mit einer weit ausholenden Armbewegung deutete sie auf die Wiesen, die sich rund um die Farm erstreckten.
»Das Vieh darauf gehört Lois Carter, einem Farmer aus Sunset«, fuhr sie fort. »Er zahlt Larry eine Pacht, solange diesem das Land noch gehört. Wie du mit dem Pachtvertrag verfährst, ist deine Sache.«
Nicholas nickte beeindruckt. Eines war ihm inzwischen klar geworden: Das war nicht einfach nur ein nettes Haus, das er da erwerben würde, sondern eine ansehnliche und intakte Farm. Sollte er sich das wirklich antun?
Aber noch bevor er seine Gedanken ganz zu Ende gedacht hatte, wusste er, dass es genau das war, was er sich wünschte. Allerdings hatte Nicholas nicht die Absicht, Rinder zu züchten. Höchstens ein oder zwei Pferde würde er sich eventuell in den Stall stellen. Aber , so dachte er, während er den Anblick des friedlich grasenden Viehs genoss, so eine Kuh vor dem Küchenfenster ist irgendwie beruhigend. Allein deshalb werde ich diesem Lois anbieten, den Pachtvertrag für die Weiden zu verlängern.
»Nicholas?« Durch einen Nebel aus Träumerei und Gedanken hörte Nick, wie Mandys Stimme an sein Ohr drang. »Was ist, möchtest du dir den Hof eine Weile allein ansehen?«
»Nein, nein.« Hastig schüttelte er den Kopf. »Ich bin fürs Erste zufrieden. Es ist zwar das Verrückteste, was ich jemals in meinem Leben gemacht habe, aber ich glaube, ich werde die Farm kaufen.«
»Ich denke, das solltest du dir noch einmal gründlich überlegen.« Mandolyn wandte sich um und ging zum Haus zurück. Nicholas wunderte sich, weshalb ihre Stimme so abweisend geklungen hatte. Wollte sie ihn nicht hier haben?
Die alte Katie konnte ihn jedenfalls nicht leiden, das stand außer Frage. Allein die Blicke, mit denen die Alte ihn bedachte, sprachen Bände. Nicholas beschloss, seine Entscheidung nicht davon beeinflussen zu lassen.
»Wann können wir in die näheren Verhandlungen treten?«, wandte er sich an Mandolyn.
Sie musterte ihn mit einem abweisenden Blick.
»Du solltest mindestens eine Nacht darüber
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