Mandys Verlangen
Mandy dachte oft an ihn, viel zu oft!
Auch Rudys unglückliche Liebesgeschichte konnte sie nicht wirklich ablenken. Inzwischen war Rudy dahintergekommen, dass sich Fred mit Cyrill Laroche traf, die seit einem halben Jahr als Anwaltsgehilfin in der Kanzlei arbeitete. Eine bildhübsche Rothaarige mit Puppengesicht und Pamela-Anderson-Busen, den sie wie eine Trophäe vor sich hertrug.
Rudy behauptete, dass die Möpse falsch waren.
»So falsch wie ihre Zähne, ihr Hintern und was sie sonst noch an Ersatzteilen in sich herumträgt!« Aber natürlich machte es das für die arme Rudy nicht besser. Jeden Abend heulte sie sich in den Schlaf, was Mandys Nachtruhe ebenfalls in Mitleidenschaft zog. Wer konnte schon schlafen, wenn nebenan ein ganzes Wasserwerk arbeitete?
Mitte September verließen die letzten Handwerker Nicholas’ Farm, und er konnte mit dem Einzug beginnen. Mandy hatte insgeheim gehofft, dass Nick spätestens zu diesem Zeitpunkt bei ihr auftauchen und sie um ihre Hilfe bitten würde. Doch dann erfuhr sie von Rudy, dass Nick wohl schon tatkräftige Unterstützung hatte.
»Irgend so ein blondes Gift, das er angeblich aus Tennessee mitgebracht oder nachgeholt hat. Sie sieht ziemlich schwanger aus.«
»Was heißt ziemlich?«, fuhr Mandy die Freundin an, worauf Rudy erschreckt den Kopf einzog.
»Na ja, ich weiß es nicht genau.« Nervös begann sie, das Geschirr zusammenzustellen. »Sie kann schwanger oder auch einfach nur unheimlich dick sein. Auf jeden Fall wohnt sie auf der Farm, und neulich habe ich sie und Nick zusammen im Supermarkt gesehen.«
Mandy biss die Zähne so fest zusammen, dass die Kiefergelenke knackten. Na also, da hat der gute Nicholas ja schnell jemanden gefunden, der ihm das Bett warm hält! Gut, dass ich mich nicht auf ihn eingelassen habe!
Leider half ihr auch Sarkasmus nicht gegen den Schmerz, der sich in ihrer Brust ausbreitete. Und auch nicht gegen die Enttäuschung und – wie Mandolyn nur widerwillig zugab – gegen die Eifersucht , die wie Säure an ihrem Inneren fraß. Ja, nicht einmal ihre Arbeit, mit der sie sich sonst immer ablenken konnte, schaffte es diesmal, die quälenden Gefühle und Gedanken zu vertreiben. Traurig und wütend zugleich musste Mandy sich schließlich eingestehen, dass Nicholas es zum zweiten Mal geschafft hatte, sie zu verletzen. Als sie in dieser Nacht zu Bett ging, heulte sie mit Rudy um die Wette.
Es war nur vernünftig gewesen, sich von Tammy zu trennen. Um Himmels willen, was hatte sie denn von ihm erwartet? Dass er sich für sie wie Lancelot für Guinevere in den Kampf stürzte beziehungsweise vor den Untersuchungsausschuss stellte und damit seine berufliche Karriere aufs Spiel setzte? Erstens hätte das Tammy auch nicht geholfen, denn es änderte nichts an der Tatsache, dass sie ihren Posten verlassen und damit wahrscheinlich den Tod eines Patienten verschuldet hatte. Und zweitens war ihre Ausrede, »Doktor Sufforth hat mich gezwungen«, absolut kindisch und unglaubwürdig gewesen. Sie war schließlich erwachsen und in der Lage, ein einfaches Nein auszusprechen.
Tammy konnte ihre Verfehlung noch nicht einmal damit begründen, dass Clemens ihr Vorgesetzter war und sie Repressalien befürchten musste, wenn sie sich seinem Willen widersetzte, denn Clemens wurde von den Schwestern und Stationsärzten allgemein als strenger, aber gerechter Chef bezeichnet.
Nein, es war vollkommen richtig gewesen, alles abzustreiten und jeden Kontakt zu Tammy abzubrechen. Zum Glück war sie keine von diesen Frauen, die einfach nicht begreifen wollten, wenn eine Beziehung zu Ende war und ihrem Ex noch wochen- oder monatelang auflauerten oder ihn mit Mails, Briefen und Anrufen bombardierten. Tammy hatte ziemlich schnell begriffen, dass es aus war, und keinen Versuch mehr gestartet, ihn wiederzusehen.
Das war okay so. Allerdings fehlten Clemens die leidenschaftlichen Stunden mit ihr. Er sehnte sich nach dem Spaß, den er mit ihr im Bett gehabt hatte, nach ihren frivolen Ideen und nach ihrer Hemmungslosigkeit, die keine zickigen Tabus kannte.
Carla ließ ihn nur selten ran und wenn, dann nur im Dunkeln, und Mandy hatte seit Wochen schlechte Laune. Clemens begann zu überlegen, ob er sich nach einer neuen Sexpartnerin umsehen sollte oder ob es bequemer war, noch mal vorsichtig bei Tammy anzuklopfen.
Eine neue Partnerin zu finden konnte dauern. Im Krankenhaus gab es zwar genügend Schwestern, die nur allzu bereit waren, sich auf ein Verhältnis mit einem der Ärzte
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