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Manhattan Blues

Manhattan Blues

Titel: Manhattan Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Sofa mit bequemen Kissen, das seine Mutter gekauft und Walter
gleichgültig angenommen hatte, zwei dazu passende Lehnsessel und einen
Couchtisch aus Eiche. All diese Möbelstücke standen auf einem Perserteppich mit
verblichenen Rot-, Blau- und Goldtönen.
    An einer der mattweißen Wände reichte ein Bücherregal vom Boden bis
zur Decke. Die Regale hatte Walter umgebaut, um seine neue Hi-Fi-Anlage von
Webcor und seine ständig wachsende Sammlung von Jazzplatten unterzubringen.
Platten von Prestige, Blue Note, Riverside und Verve - Annes Label. Er hatte
sie alphabetisch geordnet - Basie, Blanchard, Blakey, Coltrane, Davis,
Ellington — und in spezielle Plastiktüten gesteckt, die er in einem
gutausgestatteten kleinen Laden in der Nähe des Sheridan Square bezog. Das
Bücherregal enthielt sogar ein paar Bücher. Robert Ruarks Der alte
Mann und der Junge, Hemingways Fiesta, Maughams Des Menschen
Hörigkeit und die gesammelten und in Walters Augen traurig
verstümmelten Werke von F. Scott Fitzgerald.
    Doch mit Ausnahme dieser wenigen zerlesenen Bände, das gestand Walter
sich ohne weiteres ein, war er ein kein großer Leser. Er gab Zeitschriften den
Vorzug, vor allem den illustrierten Blättern, und sein Zeitschriftenregal
quoll über von alten Ausgaben von Life, Look, Time und
besonders Sports Illustrated. Selbstverständlich hatte er den New Yorker abonniert, dessen Cartoons er liebte, ebenso einige der Short Storys,
kaufte sich gelegentlich das Atlantic Monthly, wenn ihm
danach war, und kaufte seit kurzem auch die National
Review, was Anne zwar unendlich ärgerte, doch Bill Buckley war ein
Kommilitone aus Yale und seit Robert Benchley der bei weitem geistreichste
Kolumnist New Yorks und ein großartiger Trinkkumpan im White Horse.
    Die linke Tür führte in die schmale Küche, eine klassische
Junggesellenküche mit einem kaum benutzten Herd und einem nie benutzten
Backofen, einer Spüle aus weißem Porzellan und einem nagelneuen Frigidaire -
bei diesem Namen zuckte Walter immer zusammen, da er dann sofort an irgendeine
Französin denken mußte, bei der alle Bemühungen vergeblich waren. Der
Kühlschrank enthielt in diesem Augenblick nur ein Dutzend Eier, zwei Päckchen
Butter, eine Flasche Orangensaft, zwei kleine Flaschen Stolitschnaya-Wodka und
mehrere Flaschen teuren skandinavischen Aquavit. Die Küchenschränke waren mit
säuberlich aufgereihten neuen Gläsern und Geschirr gefüllt, die er sich bei der
Rückkehr in die Staaten gekauft hatte, einem Karton Corn Flakes, genügend
Weingläsern für eine kleine Party und den wenigen französischen
Champagnerflöten, die den Transport über den Atlantik überlebt hatten.
    Sein Schlafzimmer und das Bad befanden sich auf der anderen Seite des
Wohnzimmers. Walter meinte, den größten Teil seiner knappen Zeit zu Hause in
dem einen oder dem anderen zu verbringen. Das Bett war recht einfach, ein Bettkasten
mit Holzrahmen und einem Kopfteil aus Eiche mit einem Bücherregal und zwei
Schränkchen. Die Tapeten hatten ein dezentes Muster, das seine Mutter
ausgesucht hatte, damit es zu dem blauen Bettbezug und den Kopfkissenbezügen
paßte, die sie ebenfalls ausgewählt hatte.
    Der Badezimmerfußboden war mit achteckigen schwarzweißen Kacheln
belegt und enthielt ein altes weißes Waschbecken und eine Badewanne mit
Dusche, obwohl Walter nie badete. Sein Medizinschrank hinter dem Rasierspiegel
enthielt Rasiercreme, eine Flasche Old Spiee, einen Sicherheits-Rasierer von
Schick, Heftpflaster, einen blutstillenden Stift, ein Fläschchen Aspirin,
Listerine, Vitalis, die lebensnotwendigen Päckchen mit Alka-Seltzer und der
Zeichnung des kretinhaften kleinen Schlaumeiers, der nie einen Kater bekam,
sondern nur über den grinste, den man selbst hatte, eine Zahnbürste und eine
Tube Colgate-Zahncreme.
    Die Wohnung war aufgeräumt, weil Walter eine Zugehfrau hatte, die
einmal pro Woche kam, um hinter Anne aufzuräumen und weil Walter nur selten da
war. Er ging früh zur Arbeit, ging abends meist aus und verbrachte die meisten
Wochenenden unten im Village mit Anne.
    Doch an diesem leicht melancholischen Weihnachtsabend war er bei
seinem dritten Scotch angelangt und hatte sich gerade entschlossen, Albert
Schweitzers Beispiel zu folgen und nach Afrika zu gehen, als es an der Tür
läutete.
    »Ich habe Ihre Adresse vom Portier im Plaza«, sagte Madeleine
Keneally. »Ich hoffe, ich störe Sie nicht.«
    Sie trug einen leuchtendroten Mantel und eine schwarze Baskenmütze.
Sie sah umwerfend gut

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