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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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die Sorgen, die er sich um seinen Sohn machte, wirklich groß waren und ihm mehr zusetzten, als er zugeben wollte.
    Ich schaffte es, mir ein Lächeln über meinen Sieg zu verkneifen, und wandte mich wieder Mirabelle zu. »Ich hatte Sie nach Ihrem Bruder gefragt.«
    Sie nickte und blickte zu Boden.
    »Gehen Sie zusammen mit ihm auf die NYU ?«
    »Nein. Ich gehe auf die New School in der Nähe.«
    »Aber Sie sehen ihn oft?«, fragte ich.
    »Nicht oft. Vielleicht alle vierzehn Tage oder so. Meistens laufen wir uns in der Stadt über den Weg. Aber manchmal ruft er mich auch an. Ich meine … wir stehen uns nicht besonders nahe. Er war zwei Jahre von zu Hause weg, als ich noch in der High School war, und als er zurückkam, hatte er sich verändert.«
    »Inwiefern?«
    »Ich kann nicht erkennen, welche Relevanz das haben sollte«, sagte Shelby.
    »Als wir Kinder waren, konnte man Spaß mit ihm haben«, sagte Mirabelle. »Aber als er zurückkam, wirkte er irgendwie kalt und immer leicht wütend.«
    Wie sein Vater.
    »Und in was für Ärger ist er Ihrer Meinung nach geraten?«, fragte ich.
    Twill faltete die Hände unter dem Kinn, stützte seine Ellbogen auf die Knie und beugte sich vor.
    »Letzte Woche war ich auf einer Late-Night-Party im Meatpacking District«, begann sie. »Zu so was gehe ich sonst nicht, aber meine Freundinnen hatten diesen Schauspieler kennen gelernt, der auch dorthin kommen wollte. Es war echt spät, aber Tonya hatte ein Auto, also …«
    »War Ihr Bruder dort?«
    »Nein.« Mirabelle faltete ihre Hände um ihr nacktes linkes Knie.
    »Was dann?«, fragte ich.
    »Es war eine Dach-Party und ziemlich wild«, sagte sie und wand unbehaglich die Schultern. »Da ging alles Mögliche ab. Drogen. Sex. Ich wollte gehen, aber Tonya hatte diesen Schauspieler am Haken, deshalb fühlte ich mich irgendwie verpflichtet, noch zu bleiben.«
    Dem Mädchen war sichtlich unwohl dabei, vor ihren Eltern zu sprechen. Die fanden ihre Version der Geschichte offensichtlich nicht jugendfrei. Das wusste ich und wartete deshalb, bis die Details von selbst herauskamen.
    »Ich hab mich neben ein Mädchen gesetzt, das ich kennen gelernt hatte«, sagte sie. »Eine Afrikanerin aus Kamerun. Wir haben lange geredet, und dann kam dieser Typ, den ich noch nie gesehen hatte, zu uns rüber. Er trug Tarnkleidung, aber ich glaube nicht, dass er ein Veteran oder so was war. Er fragte mich, ob ich Kents Schwester sei, und ich sagte Ja. Ich schätze, das Mädchen dachte, zwischen uns läuft irgendwas, also ist sie gegangen, und dieser Typ, er hieß Roger Dees, hat sich neben mich gesetzt.«
    Mirabelle rutschte auf ihrem Platz hin und her und richtete sich schließlich auf, als wollte sie den Eindruck des jungen Mannes namens Roger Dees körperlich abschütteln.
    »Was hatte Roger denn zu sagen?«, fragte ich.
    »Er sagte, Kent solle sich besser von den Handsome Boys fernhalten, weil die nicht mehr lange gut aussehen würden.«
    »Und was dachten Sie, was das bedeutet?«
    »Ich wusste es nicht, aber es klang wie eine Drohung. Ich war so aufgewühlt, dass ich von der Party weg bin und ein Taxi nach Hause genommen habe. Am nächsten Tag habe ich Kent in seiner Wohnung besucht und ihm erzählt, was passiert ist. Er hat mich angefleht, es Mom und Dad nicht zu erzählen, seine Freunde – diese Handsome Boys, Jerry Ott, Lorin MacArthur und ein Mädchen namens Luscious – wären in einen Streit mit irgendwelchen Dealern geraten. Er sagte, das Ganze sei längst erledigt und nur ein Missverständnis, und Roger Dees hätte keine Ahnung.«
    »Aber Sie haben ihm nicht geglaubt?«
    »Meine Freundin Tate hat mir erzählt, dass Jerry Ott wegen gefährlicher Körperverletzung verhaftet worden ist, und dass eine Menge Kids ihre Drogen von ihm herbekamen. Ich, ich dachte, er hätte Kent vielleicht belogen.«
    Ich blickte zu Shelby und sagte: »Drogen, was?«
    »Nicht Kent«, sagte der Vater abwehrend. »Er ist bloß mit diesen Leuten bekannt.«
    »Wenn es nicht so schlimm ist, warum stellen Sie ihn dann nicht einfach selbst zur Rede?«
    Shelby ballte die Fäuste auf seinen Knien. Seine ohnehin ernste Miene wurde noch härter.
    »Als ich ihn das letzte Mal zur Rede gestellt habe, hat er New York verlassen, und wir haben ihn zwei Jahre lang nicht gesehen.«
    »Er geht auf die NYU «, gab ich zu bedenken. »Ich vermute, er möchte, dass Sie auch weiterhin seine Studiengebühren zahlen.«
    »Er hat ein Stipendium. Von uns nimmt er nichts an.«
    »Gar

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