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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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kennen und schon mehr als die private Sicherheitstruppe irgendeiner Firma kommen müsse, um ihr Angst zu machen. Das hat mich ins Grübeln gebracht. Ich dachte, Mr. Lewis würde mir helfen, Mr. McGill – nicht Sie.«
    Wir fuhren durch den dichten Verkehr auf der 1 st Avenue. Ich ließ das Handy kurz sinken und machte mir Sorgen über die Entscheidungen, die ich unter Einfluss des Fiebers getroffen hatte.
    Mary Deharain war eine Klientin aus alten Zeiten. Ich hatte dafür gesorgt, dass ihr Mann für einen Mord verhaftet wurde, den er auch wirklich begangen hatte. Mary lebte allein, klagte über die Opfer, die sie gebracht hatte, um ihren verrückten Mann ins Gefängnis zu bringen, und führte eine Pension für Leute, die abtauchen mussten.
    Ich hatte schon viele Klienten dort untergebracht. Aber das war keine besonders gute Idee, wenn die Klientin nicht wissen sollte, dass ich auf sie aufpasste …
    »Kein Harry Tangelo«, sagte Zephyra in ihrer Nachricht. »Und auch keine Minnie Lesser. Harry ist vor dem Prozess gegen seine Frau verschwunden. Er war Waise, also gibt es auch keine Verwandten. Minnies Mutter Teresa Lesser war komischerweise ganz leicht zu finden. Sie lebt in der Bronx. Ich habe die Vermisstenmeldungen nach Tangelo und Lesser abgesucht. Ebenfalls nichts. Ich schick Ihnen eine SMS mit den Infos über Minnies Mutter und alles, was ich sonst noch gefunden habe.«
    Und es wurde noch seltsamer.
    »Ich muss mich mit Ihnen treffen, LT «, lautete die Botschaft von Captain Carson Kitteridge.
    Kitteridge hatte mich im Laufe der Jahre studiert. Er war mein persönlicher Inspector Javert – entschlossen, mir das Leben zur Hölle zu machen. Ich stellte mir vor, dass er in meinem Müll wühlte und zu Richtern rannte, um eine Abhörerlaubnis zu bekommen.
    Das Seltsame an einer Nemesis ist jedoch, dass man, während sie einen beobachtet, auch alles Mögliche über sie erfährt. An seinem Tonfall und der Wortwahl erkannte ich, was Kit wollte. Zum Beispiel würde Carson nie das Wort »muss« benutzen, wenn eine dritte Partei beteiligt war. Er bat mich nur dann um ein Treffen, wenn das Verbrechen, in das ich angeblich verwickelt war, wichtiger war, als mir Feuer unterm Arsch zu machen. Wenn ich wirklich Ärger hätte, würde er mir einfach sagen, ich solle in sein Büro kommen – ohne Wenn und Aber. Deshalb wusste ich durch diesen einen Satz, dass irgendein Polizist oder Team im Fall des Rutgers-Raubs ermittelte und mit mir sprechen wollte.
    »Hey, Kid«, sagte Gordo Tallman, einer der großen unbesungenen Boxtrainer dieses und des letzten Jahrhunderts. »Ich hab ein Problem, an dem du schuld bist, auch wenn ich dir das nicht übel nehmen kann. Sieh zu, dass du bald hier vorbeischaust.«
    Ich durchschaute Carson, weil man die Zeichen eines Jägers zu deuten wissen musste. Aber Gordo verstand ich, weil ich ihn liebte. Ich liebte ihn, weil er mich in sein Studio aufgenommen und mir die Kombination aus rechtem und linkem Haken beigebracht hatte, während alle anderen mir erklärten, ich solle nicht wütend sein, dass mein Vater uns und meine Mutter verlassen hatte, die darüber an gebrochenem Herzen starb.
    Ich beendete den Anruf bei meiner Mailbox und bemerkte, dass ich während des Abhörens eine weitere SMS erhalten hatte. Die Nachricht war von Aura Ullman. Bevor ich las, was sie zu sagen hatte, schickte ich selbst eine SMS an Gordo. Bin in ein paar Stunden bei dir, G., muss vorher noch was erledigen.
    Auras Nachricht lautete: Ruf mich an . Drei Worte, die mehr bedeuteten als alles andere, das an diesem Tag gesagt worden war.

19
    Ein paar Minuten später hielt das Taxi vor dem Tesla Building. Ich dachte immer noch über die erhaltenen Nachrichten nach und darüber, wie sie meinen Tag strukturierten.
    »Pops«, sagte Twill.
    »Steig du hier aus«, erklärte ich ihm. »Geh hoch ins Büro und sag Mardi, sie soll dir zweihundert Dollar aus der Portokasse geben. Damit kannst du die Pizza bezahlen und was du sonst noch brauchst.«
    »Was ist mit dir?«
    »Ich muss noch wohin.«
    Ich nannte dem Fahrer eine Adresse in der Wall Street, lehnte mich zurück, und er startete eine taktische Offensive gegen den Mittagsverkehr. Während er stumm kämpfte, dachte ich an Aura.
    Wir hatten uns im letzten halben Jahr nicht oft gesehen. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie das Gebäude durch einen Privateingang betrat und den Lastenfahrstuhl nahm, um mir nicht über den Weg zu laufen. Wir liebten uns, aber ich war verheiratet und lebte

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