Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
Vom Netzwerk:
die großen Fische dort von Parasiten befreien, wo sie selbst nicht rankommen.«
    Tony bleckte lächelnd seine fleckigen Zähne.
    »Ich bin draußen, Mann«, sagte ich.
    Das Lächeln erstarb, was ebenso erleichternd wie besorgniserregend war.
    »Reg dich ab«, sagte er. »Ich will bloß, dass du ein bisschen ganz legale Detektivarbeit für mich erledigst, nix irgendwie Kriminelles.«
    Tony hatte so lange überlebt, weil er gerissen, wennnicht gar schlau war. Was er von mir wollte, war wichtiger, als mich in die Schranken zu weisen. Und mir fehlte die nötige Protektion, um eine legitime Anfrage abzulehnen. Wenn ich mich weigerte, ihn anzuhören, würde er Lucas und Pittman vorbeischicken.
    »Lass hören«, sagte ich.
    Das Lächeln kehrte zurück, und Tony beugte sich vor.
    »Ich suche diesen Typen.«
    »Welchen Typen?«
    »A Mann.«
    »Was für ein Mann?«
    »So heißt er. A Mann.«
    »Wofür steht das A?«
    »Für gar nichts«, sagte Tony mit seiner Zigarette wedelnd. »Sein Vater hat ihn A genannt, weil er wollte, dass er immer der Erste in der Reihe ist.«
    »Aber es geht immer dem Familiennamen nach durchs Alphabet«, sagte ich und strengte mich an, nicht die Fäuste zu ballen.
    »Sein Alter war ehrgeizig, niemand hat gesagt, dass er clever war.«
    Ich brauchte eine Zigarette, fürchtete jedoch, dass ich Tony dadurch verraten würde, wie nervös ich war. Also lehnte ich mich zurück und starrte ihn an.
    »Ich muss Mann finden«, sagte Tony.
    »Wozu?«
    »Um mit ihm zu reden.«
    »Worüber?«
    »Das ist meine Sache«, sagte der Gangster rau und leicht gereizt, Rauchschwaden über dem Kopf.
    »Wenn es deine Sache ist, finde ihn doch selber.« In diesem Moment kam mir der Gedanke, dass der rauchende Tony und seinesgleichen das Feuer waren, das mich in meinen Albträumen verfolgte.
    »Was ist los mit dir, LT?«, fragte er. »Ich bezahle dich dafür, eine vermisste Person zu finden. Das ist alles. Daraus kann dir kein Bulle einen Strick drehen.«
    »Ich suche niemanden, ohne zu wissen, warum, Tony. Ich mach’s einfach nicht. Wenn du ein Problem mit diesem Typen hast, sieh zu, wie du es löst. Ich stehe nicht auf deiner Gehaltsliste.«
    »Ich könnte Lucas und Pitts vorbeischicken, um dich zu überzeugen«, sagte er.
    »Dann schick sie vorbei.«
    »Bloß weil du mit Hush befreundet bist, heißt das nicht, dass du dich mir gegenüber respektlos benehmen kannst, LT.«
    Das war Tonys Fehdehandschuh. Der Hinweis auf Hush bedeutete, dass er es ernst meinte. Jeder, der in unserer Welt irgendwas zu melden hatte, wusste, dass der Ex-Killer und ich befreundet waren. Und es gab gefährliche Männer, die bei der bloßen Erwähnung seines Namens längere unbezahlte Urlaube antraten.
    »Sag mir, warum du diesen Typen treffen willst, oder sieh zu, dass du hier verschwindest«, sagte ich.
    Der Gangster setzte an, die Zigarette auf meinem Schreibtisch auszudrücken. Hätte er das wirklich getan, hätte ich irgendwas unternehmen müssen, und das wollten wir beide nicht.
    Tony ließ die Kippe auf den Boden fallen und trat sie aus.
    »Vor acht oder neun Jahren hatte ich einen kleinen Job bei der Textilgewerkschaft«, sagte er, »als Streitschlichter. Die Steuer prüft meine Einnahmen aus der Zeit und braucht Unterlagen von damals. Mann war Buchhalter der Gewerkschaft und hat meine Steuer gemacht, und er ist der Einzige, der diese Unterlagen hat.«
    »Also willst du die Unterlagen?«
    »Ich muss mit ihm persönlich sprechen«, sagte Tony. »Die Steuerprüfer werden mich befragen wollen, und darauf will ich vorbereitet sein. Das ist alles lange her.«
    Ich glaubte ihm kein Wort, konnte ihn jedoch auch nicht geradeheraus einen Lügner nennen.
    »Und?«, fragte Tony.
    »Ich hab im Augenblick bis über beide Ohren zu tun, Tone. Es gibt jede Menge andere Privatdetektive, die du fragen kannst.«
    »Aber dich kenne ich.«
    »Ich bin beschäftigt.«
    »Mach da jetzt kein Problem draus, LT. Finde den Typen für mich. Ich schwöre dir, es ist alles legal.«
    Ehrlich zu werden, dachte ich nicht zum ersten Mal, war, als würde man in die Sandfalle eines Ameisenlöwen tappen. Vielleicht konnte ich irgendwie an Tony vorbeikommen, aber je mehr Leute ich verärgerte, desto sicherer würde mich irgendwann jemand kaltmachen. Mir war, als würde ich mit jedem Schritt nach oben wieder zwei Sprossen runterrutschen.
    »Ich denk drüber nach«, sagte ich.
    »Ich könnte Lucas und Pitts schicken«, deutete Tony noch einmal an.
    »Darüber denk ich auch

Weitere Kostenlose Bücher