Manhattan Projekt
dabei fast gestolpert wäre, sah sie seine Augen. Es waren wilde, glasige Augen, die einen von Drogen ausgelösten Wahnsinn verrieten.
»Leck mich!« brüllte er zurück und schützte seinen Körper mit dem des Lehrers, den Lauf des Mac-10 gegen dessen Schläfe gepreßt.
»Ruhig. Nur ruhig«, sie versuchte versöhnlich zu klingen, ihn zu beruhigen, ließ aber nicht die Pistole sinken.
»Ich puste ihm sein verdammtes Gehirn weg!«
»Nur die Ruhe. Beruhigen Sie sich.«
»Ich puste allen ihr verdammtes Gehirn weg!«
Erst jetzt sah Liz ihren Sohn Justin, der in der Mitte des Zimmers saß und sich ängstlich an der Tischplatte festhielt. Die Sirenen vor der Schule erstarben, die Streifenwagen kamen quietschend zum Stehen, während die Schüler der Grundschule in den Schulhof strömten und auf ihre wartenden Eltern zuliefen.
»Hörst du mich, du Nutte? Hörst du mich?« Der Bewaffnete riß sein Mac-10 von Mr. Vaughns Kopf weg, drehte sich um die eigene Achse und zielte auf die Klasse. Jetzt gab es genug Abstand zwischen dem Bewaffneten und seiner Geisel. Darauf hatte Liz nur gewartet – die Gelegenheit für einen schwierigen Schuß, den Liz nie und nimmer gewagt hätte, wenn der Lauf des Mac-10 nicht auf Justin gezeigt hätte.
Liz schoß mit ihrer 380er, schoß immerfort, und die Kugeln stießen den Mann, der einem Eichhörnchen ähnelte, rückwärts zu einem Fenster, vor dem ein Stahlgitter befestigt war. Seine Waffe schnappte nach oben und entlud sich blind in Decke und Wände. Die Kinder schrien und duckten sich.
»Runter! Runter!« befahl Liz. Sie versuchte, sich zwischen den Mann und die Kinder zu stellen. Als es schien, daß er sein Maschinengewehr wieder auf die Kinder richten wollte, schoß Liz von neuem. Diesmal spritzte das Blut des Mannes auf das Fenster, kurz darauf fiel er durchs Fensterglas. Die Wucht seines Körpers riß das Gitter aus der Verankerung, es flog mit ihm hinab auf den zementierten Hof.
»Bleibt unten!« rief Liz und stürzte zum Fenster, atemlos vor Erleichterung, als sie sah, daß Justin heil am Boden lag und zu ihr aufsah und daß auch alle anderen Kinder augenscheinlich unversehrt waren.
Draußen auf dem Hof schoß der tödlich getroffene Mann in einem wilden Tanz Kugeln in alle Richtungen, während sein eigenes Blut aus ihm herausspritzte. High wie er war, hatten die Kugeln aus Liz' Revolver nicht ausgereicht, ihn niederzustrecken. Sie kletterte durch das Fenster in den Hof, wo die Polizisten verzweifelt versuchten, die erschreckten Kinder und Eltern in Sicherheit zu bringen. Es hatten sich viel zu viele Kinder hinter den Bewaffneten geflüchtet, als daß man riskieren konnte, auf ihn zu schießen. Liz sah ihn durch die Pforten des Schulhofes rennen, auf die Schulbusse zu, die auf beiden Straßenseiten parkten. Als er in den ersten Bus, den er erreichen konnte, einstieg, lief sie los.
Sie sah, daß der Mann den Fahrer aus dem Bus warf, und eröffnete durch das nächstbeste Fenster das Feuer. Das Glas prasselte und klirrte, aber der Bus löste sich vom Bordstein, rammte einen zweiten, der dicht vor ihm parkte, und schob ihn beiseite.
Dann stieß der Bus gegen eine ganze Reihe von Autos, die an der Nordseite der Straße parkten, und schob sie auf den Bürgersteig. Die von den Polizeischützen abgegebenen Kugeln zertrümmerten die Windschutzscheibe, und der Bus kam zum Stehen.
Liz lief auf den Bus zu, in dem der Mann mit der Gangschaltung hantierte. Kurz bevor Liz die noch offene Tür erreichte, hatte er schon sein Maschinengewehr gepackt, richtete den Lauf des Mac-10 auf sie und schoß.
Klick.
Das Geräusch des Abzughahns, der die leere Kammer schloß, ertönte kurz bevor Liz ihre letzten vier Kugeln in Kopf und Brustkorb des Mannes schickte und dieser über dem Lenkrad zusammensackte.
Liz, die mit der noch qualmenden 380er in der Hand beobachtete was geschah, wurde von einer Menschentraube umringt. Nur langsam begriff sie, daß einige von ihnen Sanitäter waren. Sie erkundigten sich nach ihrem Befinden und nötigten sie, sich hinzusetzen. Sie rührte sich nicht, bis sie gewahr wurde, daß ihre Kleidung mit Blut befleckt war. Ihr erster Gedanke war, daß sie von einer Kugel des Mannes gestreift worden war. Aber dann erinnerte sie sich an das gezackte Fensterglas, das ihr Kleid und Haut aufgeritzt hatte, als sie hindurch gesprungen war.
Justin!
Im gleichen Augenblick rannte sie los und ließ die verdutzten Polizisten und Sanitäter einfach stehen. Sie lief keuchend die
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