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Manhattan Projekt

Titel: Manhattan Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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kurze Strecke bis zum Schulhof, wo Polizisten und Eltern die schluchzenden Kinder fortbrachten. Gott sei Dank waren alle unversehrt. Das Risiko, das sie eingegangen war, hatte sich ausgezahlt.
    »Mama!«
    Sie drehte sich um und entdeckte Justin, der ihr über den Schulhof entgegenlief. Er warf sich so ungestüm in ihre Arme, daß er sie beinahe umgeworfen hätte, doch sie fing ihn auf und umarmte ihn. Auch er drückte sich so fest an sie, als wollte er sie nie mehr gehen lassen.
    Dann sah sie die Bahre, die zügig die Treppe des Gebäudes hinuntergetragen wurde, während zwei Sanitäter sich bemühten, den Mann, der darauf lag, wiederzubeleben.
    Oh, mein Gott …
    Sie ließ Justin los und erstarrte. Die Bahre wurde an ihr vorbeigetragen, und sie konnte die blutige Gestalt des ausgestreckten Mannes deutlich erkennen.
    Es war Mr. Vaughn, Justins Fremdsprachenlehrer.
    Er war tot.

5.
    Jack Tyrell stand zwischen zwei Bäumen und sah auf die Grabstätte hinunter. Gleich als er den Crest Haven Memorial Park betreten hatte, hatte er eine Schaufel gefunden, sich darauf gestürzt und sah so eher wie ein Friedhofsarbeiter aus als wie ein Trauernder. Auch seine Kleidung sprach eher dafür, er trug Jeans und ein einfaches Hemd, sein langes zerzaustes Haar hing ihm schlaff bis zu den Schultern herunter. Kein Blick hatte ihn gestreift, seitdem der Leichenzug angehalten hatte. Er wußte sich immer gut in eine Szene einzufügen, in der Öffentlichkeit zu stehen und dennoch unsichtbar zu sein. Darin hatte er viel Übung.
    Tyrell packte den Griff der Schaufel fester, seine Knie zitterten ein wenig. Er stand viel zu weit abseits, um die Worte des Pfarrers zu hören. Die große Menschenmenge beeindruckte ihn: fast ausschließlich junge Leute, deren Leben der Tod noch nicht berührt hatte.
    Tyrell, dessen Leben vom Tod beherrscht wurde, soweit er zurückdenken konnte, beneidete sie fast. Er wollte nach vorne in die vorderste Reihe zu den Trauernden, die neben der Grabstätte auf Klappstühlen saßen. Er sann darüber nach, wer sie waren und in welcher Beziehung sie wohl zu dem Toten gestanden hatten.
    Das Geräusch von zugeschlagenen Wagentüren lenkte ihn wieder ab. Eine harmlos aussehende dunkle Limousine hatte sich durch die Einfahrt gezwängt, die von beiden Seiten von Prozessionswagen zugeparkt war. Zwei steif aussehende Männer tauchten auf und gingen zielbewußt auf die Menge zu. Sie blieben kurz vor der Menge stehen und musterten die Gesichter der Leute, die dort versammelt waren.
    »Mr. Tyrell?«
    Jack schreckte auf und bereute sofort, nicht beachtet zu haben, was hinter seinem Rücken vorging.
    »Bitte, drehen Sie sich langsam um, und lassen Sie die Hände dort, wo wir sie sehen können.«
    Tyrell tat wie befohlen, die Schaufel immer noch im Griff, und stand zwei weiteren Männern gegenüber. Beide trugen ihre Jacketts offen, doch nur einer von ihnen hatte die Hand auf sein Halfter gelegt, das sich darunter verbarg. Sie waren jung, ungefähr im gleichen Alter wie die meisten von den Personen, die um die Grabstätte standen.
    »Sie müssen mitkommen, Sir.«
    »Ich warte, bis die Beerdigung beendet ist. Das müssen Sie verstehen.«
    »Es muß jetzt sein, Sir. Bitte«, sagte der Mann mit leiser Schärfe in der Stimme.
    »Es ist gleich zu Ende. Nur ein paar Minuten noch.«
    »Wir haben unsere Anweisungen, Sir.«
    »Ich bitte Sie nochmals – nur ein paar Minuten. Sie können sich hierherstellen, sich genau neben mich stellen, wenn Sie wollen.«
    Jetzt steckten beide Männer die Hände unter ihre Jacketts. »Es tut mir leid, Sir.«
    »Mir auch«, sagte Tyrell und ging den leichten Abhang hinunter auf sie zu.
    Die Männer kamen näher und schienen gar nicht zu bemerken, daß er immer noch den Spaten hielt. Tyrell hielt im Schatten einer großen Eiche, unweit von einem frisch ausgehobenen Grab, inne.
    »Ich würde wirklich gerne wieder zurückgehen und bis zum Ende bleiben. Ich würde Sie nicht darum bitten, wenn dies nicht wichtig für mich wäre. Könnten Sie sich es nicht noch mal überlegen?«
    »Los«, sagte der andere, der bisher nicht gesprochen hatte. Die Waffe hatte er jetzt aus dem Halfter genommen, verbarg sie aber immer noch unter dem Jackett.
    Tyrell gehorchte, setzte einen Fuß vor den anderen und schwang plötzlich die Schaufel mit einem kräftigen Ruck hinauf. Sie traf den Schädel des Mannes, der die Waffe gezogen hatte, und warf ihn zur Seite. Der zweite hatte gerade sein Waffe herausgeholt, als ihm Tyrell den

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