Manhattan Projekt
näher.
»Noch 25 Minuten«, murmelte Liz.
»Ich muß sie entschärfen«, beharrte Carney. »Denn wenn der Tankzug explodiert, bricht die ganze Stadt zusammen.«
Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie ein gigantisches Erdbeben mit einem Mal ganz Manhattan verschluckte. Sieben Millionen Menschen würden unter den Trümmern der Wolkenkratzer begraben werden.
Als Carney die Hand zu den Drähten ausstreckte, hielt ihn Johnny Wareagle zurück.
»Warten Sie! Es gibt bestimmt eine zweite Sprengladung!«
»Wo?«
»Irgendwo, wo wir sie nicht sehen«, sagte Johnny voller Überzeugung.
»Haben Sie einen besseren Vorschlag, was wir mit diesem Ding tun sollen?«
Wareagle blickte zu dem Tanker und lächelte.
Inzwischen hatte ein anderer Schütze Gus' Gabelstapler unter Beschuß genommen. Gus taumelte aus der Kabine und fand hinter der Maschine Deckung. Er hörte das Knirschen von Schritten, die näherkamen, tastete nach einer Waffe, die er hätte benutzen können – er hatte keine. Er merkte, daß er an mehreren Stellen blutete, wußte aber nicht, ob er getroffen worden war. Gus blickte hinter dem Heck des Baggers hervor und wurde von einem Kugelhagel aus einer automatischen Waffe zurückgejagt. Er hatte genug gesehen, um einen riesigen, spindeldürren Mann mit milchweißem Gesicht zu erkennen, der zielstrebig auf ihn zusteuerte. Es war der gleiche Bastard, der am Morgen den Tanker in den Tunnel gefahren hatte. Gus atmete tief ein und drehte sich vom Stapler weg, zu einem verzweifelten Angriff, als eine Kugel wie aus dem Nichts seinen Blick kreuzte. Sie bohrte sich mit einem knochenzermalmenden Aufprall in den Albino und schleuderte ihn mühelos durch die Luft.
Gus blickte zu dem Radlader und sah Sal Belamo, der ihm zuwinkte.
»Der kleine Sally B!« brüllte Gus, der sich endlich daran erinnerte, wo er den Mann schon einmal gesehen hatte. Damals war er Boxer und wurde von Carlos Monzón zweimal fertiggemacht.
Gut für mich, daß er mit der Pistole besser umgehen kann, als er boxt, dachte Gus bei sich, als schon die ersten Streifenwagen auf der Baustelle erschienen.
Jack Tyrell hatte dafür gesorgt, daß ihr Weg durch den Irrgarten der Abwasserkanäle genau markiert war. Er führte seine restlichen fünfzehn Männer durch die Tunnel bis zu einer Leiter. Dann forderte er sie auf, vor ihm hinaufzusteigen.
Sie kletterten rasch hinauf und kamen in einer mit Scheinwerferlicht durchfluteten Baugrube heraus. Überall standen die Wagen der Bandenmitglieder, doch keiner stieg in sein Auto ein. Stattdessen versammelten sie sich um einen einzigen großen königsblauen Lastwagen, auf dem in weißen Buchstaben New York City – Rettungsdienst stand.
Das war ihre Fahrkarte, die ihnen die Durchfahrt über die instand gesetzte George-Washington-Brücke ermöglichen würde. Die Stadtplaner hatten wunderbare Arbeit geleistet, um genau zum richtigen Zeitpunkt fertig zu werden.
»Laßt uns abrocken'n rollen!« verkündete er.
Tyrell hörte einen Piepton, als er an die Fahrerkabine des Lastwagens herantrat. Er drehte sich um und sah Marbles, der einen Minisender aus der Tasche zog.
»Scheiße«, murmelte Marbles.
»Was ist los?«
»Der Tankwagen …«
»Kannst du mir vielleicht sagen, wovon du redest?«
»Er bewegt sich!«
*
»Jetzt fühle ich mich so wie du nach einem deiner Boxkämpfe«, sagte ein gutgelaunter Gus Sabella, als ihn Sal Belamo zum Rettungswagen begleitete, der soeben in die Baugrube gerollt war.
»Ich habe auch ein paar Kämpfe gewonnen.«
»Nicht, als ich auf dich gesetzt habe.«
Sie sahen auf und erblickten Blaine McCracken, der die Baugrube mit einer Armee schwer bewaffneter Polizisten stürmte. In wenigen Sekunden hatte McCracken die Situation überschaut.
»Du warst fleißig«, sagte er zu Sal Belamo.
»Ich und mein Freund hier«, verbesserte ihn Sal. »Er kennt mich noch aus alten Boxtagen.«
»Irgendein Lebenszeichen von Liz und Johnny?«
Blaine hatte seine Frage noch nicht ganz ausgesprochen, als in der Nähe einer der Tunnel von einem tiefen Rumpeln erschüttert wurde. Fast im selben Augenblick erschien schnaubend der schwarze Tankzug; Johnny Wareagle saß am Steuer und Liz auf dem Beifahrersitz.
Blaine wandte sich an Belamo. »Was hältst du von einer kleinen Rundfahrt, Sal?«
58.
»Du hast mich vielleicht nicht gehört«, sagte Blaine zu Liz Halprin.
Sie sah von dem Gewehr hoch, das Chief Logan ihr soeben durchs Fenster gereicht hatte und das sie prüfte. »Es ist keine Mossberg, aber
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