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Manhattan Projekt

Titel: Manhattan Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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etwas fester. Öfter jedoch blieb er weich. Manchmal sank Blaine bis zu den Knien ein und verlor das letzte bißchen Entschlossenheit und Kraft, das ihm geblieben war, um sich hindurch zu kämpfen. Als Sergeant Major Torrey endlich zuließ, daß Blaine sich gegen das Paddelboot lehnte, um etwas Wasser aus einer alten Feldflasche zu trinken, war seine beschädigte Hüfte völlig taub.
    »Das reicht«, sagte Torrey und riß ihm die Feldflasche weg.
    »Wie weit sind wir?«
    »Mal sehen«, Torrey drehte sich um und deutete mit einer theatralischen Geste in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Wir kamen von dort, und jetzt sind wir hier. Ist das für dich weit genug?«
    »Jawohl.«
    »Gut, mein Junge, und nun gehen wir zurück!«
    »Du meinst, ich werde zurück gehen .«
    Torrey knurrte und schwang sich über den Bootsrand.
    »Das war nicht nötig, Sir.«
    »Doch, du krummer Hund, denn ich will, daß du diesmal auch das Boot zurückschleppst.«
    Es war lange her, daß Blaine so viele Schmerzen bereitwillig auf sich genommen hatte, aber es gefiel ihm. Es gefiel ihm, seine vollkommen erschöpften Beine hinter sich herzuschleppen, jeder Schritt war so schwer, als wär's sein letzter.
    Die Moskitos waren inzwischen herausgekommen, und Blaine blieb nur sein linker Arm, um sie von sich fernzuhalten. Torrey schleppte sich mühsam neben ihm weiter, lächelte, wenn Blaine nach ihnen schlug, meistens aber nur Luft berührte. Am meisten erheiterte es ihn, wenn Blaine ein Insekt verfehlte und sich selbst kräftig schlug.
    »Also gut, um …!« befahl Torrey und blieb stehen.
    Blaine nahm an, daß er umkehren sollte, und ließ das Seil los.
    Torreys Blick verengte sich. »Bist du jetzt völlig übergeschnappt, Junge?«
    »Ich dachte …«
    »Du hast überhaupt nicht nachgedacht. Denn wenn, dann wüßtest du, daß ich dich noch nicht gehen lassen kann.«
    Er griff in das Boot und nahm sich ein Bier aus der Kühlbox. Mit seinem typischen Daumengriff schlug er den Deckel von der Flasche.
    »Verstehst du? Jetzt kannst du umkehren!«
    Blaines linker Arm schien seit Monaten zwanzig Zentimeter kürzer zu sein als der rechte. Die Wunde, die er sich auf dem Monument zugezogen hatte, war sauber verheilt, das hatten ihm die Ärzte versichert, aber es waren Adhäsionen zurückgeblieben – so nannten sie das – Narben, tief im Inneren des Gewebes. Wenn es ihm gelang, seine Schultern zu trainieren, würde er seine frühere Beweglichkeit zurückgewinnen, wenigstens jene schrecklichen fünfundneunzig Prozent. Das brauchte jedoch Zeit, hatten sie ihm gesagt.
    Das Gewicht des Bootes, das er gegen den zähen Strom ziehen mußte, belastete seine Schulter bis zur äußersten Grenze. Er hielt erst den Arm angewinkelt, um den Druck zu mildern, streckte ihn dann langsam aus. Der Schmerz setzte sofort heftig ein und ließ auch nicht nach. Aber Blaine merkte, daß er den Schmerz nicht zu fürchten brauchte.
    Buck Torrey ging vor ihm und redete ihm gut zu. Trotz Schmerzen und der Erschöpfung, die sich seiner schon seit langem bemächtigt hatte, und trotz der Insekten, die sich in seinem kurzgeschorenen Bart eingenistet hatten, fühlte sich Blaine jetzt belebt, sogar euphorisch. Der Matsch unter ihm kam ihm nicht mehr so dick vor. Seine Füße durchpflügten ihn mittlerweile mühelos. Der Schweiß tropfte von seinen Gliedmaßen, rann an ihm herunter ins dampfende Wasser, sogar die Schlangen flohen zur Seite vor seinem forschen Gang. Torrey legte zu, und Blaine entschied sich, nicht zurückzubleiben, er zog fester an dem Boot, um Schritt zu halten. Seine Brust schmerzte. Er keuchte.
    Er fühlte sich großartig.
    Sie hielten fast an der gleichen Stelle, an der sie losgezogen waren, dort wo der Wasserspiegel sich senkte und die Pfahlbauten von Buck Torreys Nachbarn wieder zu sehen waren. Blaine schnappte nach Luft.
    »Nicht schlecht, mein Junge«, sagte der Sergeant Major und kletterte flink zurück ins Boot. Seine Unterarme glichen Säulen aus fleischfarbenem Stahl. »Gar nicht so schlecht!«
    Blaine wollte es ihm gleichtun.
    »Was zum Henker hast du vor? Ich kann mich nicht entsinnen, gesagt zu haben, daß wir fertig sind.«
    »Ja, sind wir's denn nicht?«
    »Ich schon, mein Junge. Ich werde mich ein bißchen ausruhen, ein Nickerchen machen. Du kennst doch den Weg nach Hause?«
    »Ich werd's schon finden …«
    Buck Torrey streckte sich im Boot aus, den Kopf legte er auf den gepolsterten Sitz. »Gut. Worauf wartest du dann noch?« fragte er und zog

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