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Manhattan Projekt

Titel: Manhattan Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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herzustellen, aber die wichtigen Teile funktionierten ausreichend. Das Gute daran war, daß dieses Gesicht während der zwanzig harten Jahre in der Bundesstrafanstalt alle anderen von ihm ferngehalten hatte. Das Schlechte stellte sich erst heraus, als die zwanzig Jahre abgelaufen waren und er sich wieder anschauen mußte.
    Im Gefängnis hatte es nicht viele Spiegel oder Fenster gegeben. Es war einfach für ihn gewesen, zu vergessen, was die Explosion seinem Fleisch und seinem Haar angetan hatte. Als er wieder herauskam, waren überall Spiegel und Fenster zu sehen. Aber während der Nachtschicht hier auf dem Friedhof sah er niemanden, und keiner sah ihn. Er verrichtete seine Zauberkünste an den zerfallenen Grabsteinen und nahm jeden Freitag seinen Gehaltsscheck aus seinem Fach. Seine Hände ähnelten geschwollenen Fleischscheiben, waren aber sanft und geschickt. Er konnte mit ihnen jede Furche und jeden Riß im Granit bearbeiten, jeden Flicken glätten, und zwar so perfekt, daß niemand ihn nach dem Trocknen bemerkte.
    Sein Geheimnis war, es so zu tun, als ob er sein eigenes Gesicht bearbeitete, den Steinen das angedeihen zu lassen, was die Ärzte für ihn nicht vermocht hatten. Er vertiefte sich in seine Arbeit, so wie jetzt, glättete die Innenfläche einer schadhaften Stelle, damit der Flicken besser hielt.
    »Ist das jemand, den ich kenne?« fragte eine Stimme in der Tür.
    Lem erschauderte, als er sich umwandte. Eine dunkle Gestalt stand vor ihm in der Tür. Lem blinzelte, er konnte nicht glauben, was er zu sehen meinte. »Jack?« Er machte große Augen. »Bist du das?«
    »Hallo, Trumble«, sagte Jack Tyrell und schloß die Tür hinter sich.
    Lem lief atemberaubend schnell zur Tür, unglaublich schnell für einen Mann seiner Körpermaße. Er umarmte Tyrell und hob ihn glücklich vom Boden.
    »Ich wußte, daß ich dich eines Tages wiedersehen würde, Jack! Ich wußte es!«
    Tyrell wartete, bis Lem ihn wieder absetzte. »Dieser Tag ist jetzt gekommen.« Er betrachtete den Riesen und störte sich nicht an seinem zerschundenen Gesicht.
    Lem wandte sich stolz zu seinem Arbeitstisch. »Ich habe jetzt einen Beruf. Willst du's sehen?«
    Jack folgte ihm zu dem Grabstein. »Und ich habe dich gut darauf vorbereitet. Liebst du deine Arbeit, Lem?«
    »Scheiße, ja!«
    »Was wäre, wenn ich dir sagte, daß ich dich brauche, Trumble, daß die Zeit gekommen ist, zu beenden, was wir begonnen haben?«
    Lem zog die schmuddelige Arbeitsschürze aus und ließ sie zu Boden fallen. Er konnte nicht mehr lächeln, weil ein Großteil seiner Unterlippe weggebrannt war, aber seine Grimasse kam einem Lächeln so nahe wie nur möglich.
    »Ich würde sagen, daß ich bereit bin, daß ich es kaum abwarten kann.«
    Jack streckte den Arm aus und berührte die Schulter des Riesen, tätschelte ihn wie einen treuen Hund. »Das kann ich auch nicht.«

11.
    »Willst du mich nicht hereinbitten?«
    Liz Halprin starrte durch die Gittertür ihren Vater an. »Ein schönes Gewehr, wirklich«, sprach ihr Vater weiter und blickte auf das Mossberg, das sie in der linken Hand hatte. »Du hast bestimmt jemanden anderes erwartet.«
    »Es ist fünf Jahre her, ich habe nicht mit dir gerechnet.«
    »Ich habe gehört, du seist in Schwierigkeiten.«
    »Nichts, womit ich nicht klarkommen würde.«
    »Und das Gewehr?« Sein Blick fiel wieder auf die Mossberg.
    »Ein treuer Freund und billiger, als einen Hund durchzufüttern«, sagte Liz und bequemte sich endlich, die Gittertür zu öffnen.
    »Schön hast du's hier«, sagte Buck und schob sich hinter ihr in die Küche.
    »Es sieht beschissen aus. Und das weißt du.«
    »Das zerbrochene Fenster im Wohnzimmer ist neu.«
    »Du hast dich also hier umgesehen.«
    Buck ließ den Armeesack, den er bei sich trug, auf den Boden fallen. Sein Inhalt klirrte geräuschvoll beim Aufprall auf den Fliesen. »Schußlöcher sind leicht zu entdecken. Wieso nehmen wir nicht einen Drink und du erzählst mir, was passiert ist.«
    »Wenn ich dir's erzählen wollte, hätte ich dich gerufen.«
    »Ein schwieriges Unterfangen, da du meine Telefonnummer nicht hast. Wo stehen die Gläser?« fragte Buck und ging an seiner Tochter vorbei, um den Geschirrschrank zu öffnen. »Sie standen immer hier.«
    »In dem anderen da hinten. Und woher weißt du, daß irgend etwas passiert ist?«
    Er suchte zwei Kristallgläser aus und ging wieder zu ihr. »Ich habe meine Quellen.«
    »Du meinst deine Spione.«
    »Wo ist der Whiskey?« fragte Buck und öffnete eine

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