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Manhattan Projekt

Titel: Manhattan Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Nachmittag vom Langstreckenschwimmen zurückkehrte. »Ich muß etwas erledigen.«
    In seiner Stimme schwang eine gewisse Melancholie, die Blaine in all den Jahren ihrer Bekanntschaft noch nie wahrgenommen hatte. Torreys Blick war voller Unruhe und Sorge.
    »Was ist los?«
    »Etwas Persönliches.«
    »Das war auch der Grund für mein Kommen.«
    »Das hat nichts mit dir zu tun.«
    »Willst du damit sagen, daß ich dir dabei nicht helfen kann?«
    »Nein. Du kannst hierbleiben und weiter trainieren, damit ich dich ein für alle Mal los bin, wenn ich heimkomme.« Torrey versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nicht.
    »Wieso kann ich nicht mitkommen?«
    »Wie ich schon sagte …«
    »Ich weiß: es ist persönlich. Es gibt nichts Persönliches zwischen zwei alten Hasen wie uns. Kommt dir das bekannt vor?«
    »Sie sind durcheinander, Soldat.«
    »Ich bin ein Captain, Sergeant Major.«
    »Sie sind ein Arschloch, einer der nicht weiß, wann er die Dinge lassen muß, wie sie sind, und das ist auch der Grund für die Probleme, die Sie jetzt haben – sieht ganz so aus, als ob du dein altes Selbst wiedererlangt hättest.«
    Blaine wollte aber nicht klein beigeben. »Du willst in den Norden?«
    »Na, und …?«
    »Ich könnte Johnny anrufen. Er kann manchmal sehr nützlich sein.« Blaine ergänzte den Gedanken: »Als Begleitung.«
    »Ich brauch' keinen gigantischen Indianer, der um mich herumgeistert. Was ich zu erledigen habe, ist ganz simple Scheiße, nichts, was deine oder seine Gegenwart erfordern würde. Es würde euch zu Tode langweilen. Familienkram.«
    »Familie?«
    Torrey blickte ein wenig beiseite, wie einer, dem bewußt wird, daß er zuviel gesagt hat. Blaine brauchte ihn nur anzusehen, um zu wissen, daß er nichts mehr sagen würde.
    »Etwas, was ich alleine erledigen muß«, erklärte Torrey. »Zufrieden, oder muß ich dir einen Befehl erteilen? Ich muß nur was nachholen, was ich versäumt habe.«
    »Geht's um deine Tochter? Ist sie in Schwierigkeiten?«
    Buck runzelte die Stirn: »Ich fühl mich bald wie das Rote Kreuz. Ich komme her, um allein zu sein – und jetzt helfe ich dauernd anderen Leuten!«
    »Du hast mir nie erlaubt, sie kennenzulernen!«
    »Ich habe niemals irgendeinem, den ich trainiere, erlaubt, sie kennenzulernen! Ich kenne euch Burschen viel zu gut.«
    »Hast du Angst, daß ich ihr das Herz breche?«
    Stolz blitzte in Torreys Blick auf. »Versuch's nur, und du wirst den kürzeren ziehen!«
    »Eine echte Torrey also!«
    »Außer ihrem Namen. Sie heißt jetzt Liz Halprin.«

NEUE TRICKS
10.
    Lem Trumble hob den Grabstein vom Boden hoch und legte ihn vorn auf den Gabelstapler. Vom nächtlichen Himmel fiel leichter Regen, doch Lem spürte ihn nicht, als er seinen stämmigen Oberkörper aufrichtete und sich wieder in die Kabine des Gabelstaplers zwängte. Diese war viel zu klein für seine massive Gestalt, und er mußte sich seitlich setzen und etwas zurechtrücken, bevor er mit einem heraushängenden Bein losfuhr.
    Lem beklagte sich nie über die Größe der Gabelstapler-Kabine, weil er ansonsten seine Arbeit liebte. Diese Schicht gehörte ihm, und nur ihm allein. Die Menschen mochten ihn nicht besonders, hatten das nie getan. Seit seiner Kindheit hielten sie ihn für groß und dumm. Nun, zur Hälfte hatten sie damit recht. Lem war sieben Fuß groß und mit einem unglaublich muskulösen Körper gesegnet, obwohl er nie in seinem Leben mit Gewichten trainiert hatte.
    Er fuhr mit dem Gabelstapler zum Parkplatz vor der Werkstatt des Hausmeisters, trug den Grabstein hinein und legte ihn geschickt auf den Tisch, auf dem bereits alle Werkzeuge bereitlagen, um ihn auszubessern. Der Vermont Friedhof war im National Historie Register aufgeführt, was bedeutete, daß alle Steine bei den ersten Abnutzungserscheinungen zur Ausbesserung gebracht werden mußten. Manchmal konnten schadhafte Stellen direkt am Standort des Steines geglättet werden. Aber die größeren, komplizierteren Arbeiten wurden Lem überlassen. Er kam jede Nacht, suchte in Plänen nach den Standorten der Gräber und fuhr mit dem Gabelstapler hinaus.
    Er liebte die Arbeit an Marmor und Granit. Es lag ein leichter, einfacher Rhythmus darin, dem er sich gern überließ, vor allem, weil er allein und in der Nacht arbeiten konnte. Er mochte nicht, wie die Menschen ihn tagsüber ansahen, wenn er versuchte, mit einer dicken Schicht Schminke die Brandnarben in seinem Gesicht zu verdecken. Ärzte waren nicht fähig gewesen, sein Gesicht wieder

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