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Manhattan Projekt

Titel: Manhattan Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Verschnaufpause, damit wir erkennen, wer wir sind.« Hier machte Johnny eine Pause, seine Augen leuchteten, und es schien, als erhellten sie den ganzen Raum. »Du bist immer noch derselbe.«
    »Nicht ganz.«
    Wareagle sah ihn gelassen an. »Mein Stamm erzählt sich die Geschichte eines Kriegers, der so viele Jahre die Prärie durchstreifte, daß man sie nicht zählen konnte. Ganze Stämme fielen ihm zum Opfer, wenn sie sein Volk angegriffen hatten. Eines Nachts war er am Ufer eines ruhigen Stromes eingeschlafen und wurde von einem Krieger angegriffen, der ihm in jeder Hinsicht ebenbürtig war. In ihm hatte er seinen Meister gefunden, und der Kampf dauerte viele, viele Stunden. Später fanden ihn die Angehörigen seines Stammes blutüberströmt und dem Tode nahe, seinen Zeigefinger auf seinen Angreifer gerichtet.« Johnnys fester Blick ruhte auf Blaine. »Sein eigenes Spiegelbild im Ruß hatte ihm diesen Alptraum beschert, Blaine.«
    »Und was willst du mir mit dieser Geschichte sagen, mein Freund?«
    »Der einzige, der dich besiegen kann, bist du selbst. Der Krieger in der Legende hatte jeden Gegner besiegt, doch als er sich selbst gegenüberstand, war er nicht in der Lage, sich selbst zu überwinden. Das ist die Herausforderung, vor der du jetzt stehst, Blainey.«
    Während er seinen Ring befühlte, dachte Blaine wieder an jene Worte. Es war ein Geschenk an ihn und an einige andere auserwählte Veteranen des Vietnamkrieges. Ein Geschenk des Mannes, der ihn geformt, ihn wie ein tödliches Schwert geschmiedet hatte.
    DS
    Dead Simple – kinderleicht – war das Motto der Eliteeinheit, der Blaine all die Jahre hindurch angehört hatte. Doch die letzten Monate waren alles andere als leicht gewesen.
    All die Tage, die er im Krankenhaus lag, den unheilvollen Äußerungen der Ärzte lauschte, sich durch die quälenden Stunden der Physiotherapie kämpfte – zuerst den Unterkörper, dann den Oberkörper, bedingt durch die zwei Wunden, die ihn gleichermaßen geschwächt hatten. Er sah und hörte nur Menschen, die seine Fortschritte bestaunten. Ein medizinisches Wunder. Ein Sieg des Willens über die Natur.
    Doch konnte er noch heute nicht aus einem Wagen steigen, ohne daß ein Sheriff sich verpflichtet fühlte, ihm seine Hilfe anzubieten. Konnte mit dem linken Arm nicht einmal eine Tasche heben, die keine zwanzig Pfund wog.
    Wo also blieb das Wunder?
    Die Ärzte hatten ihm stolz verkündet, daß er wieder ein normales Leben führen würde. Wie sollte Blaine ihnen erklären, daß ihm das nicht genügte? Wenn sie ihm sagten, daß er vielleicht fünfundneunzig Prozent seiner früheren Kraft und Beweglichkeit wiedererlangen würde, wie konnte er ihnen dann erklären, daß es genau auf jene fünf Prozent ankam, daß sie es waren, die aus ihm das machten, was er früher einmal gewesen war?
    Das würden sie nicht verstehen. Also war er hierher gekommen, nach Condor Key, um den Mann zu suchen, der das verstehen konnte.
    Blaine bemerkte ein Ruderboot, das durch das stille Wasser glitt, Äste und Sträucher, die sich an ihm festgehakt hatten, hinter sich herziehend. Das Boot war nicht bemannt, und Blaine stand behutsam auf, geschmeidig und mit jener vertrauten, lange nicht gefühlten Unruhe, die mit der Vorahnung einer Gefahr einhergeht – mit einem Gefühl, daß irgend etwas nicht so war, wie es sein sollte. Das Ruderboot konnte sich natürlich von einem Steg losgerissen haben und mit der Strömung hierher getrieben sein.
    Aber selbst seine Verletzungen konnten nicht auslöschen, was Blaine gelernt hatte: stets der Gefahr gewärtig zu sein.
    Er trat näher an den Rand des Stegs, um das Boot besser sehen zu können. Da es relativ hoch im Wasser lag, konnte man ausschließen, daß sich jemand in hinterhältiger Absicht im Inneren des Bootes befand. Blaine hatte Sergeant Major Eugene Buck Torrey zwar von seinem Kommen unterrichtet, aber keinen Absender oder Telefonnummer angegeben; er wollte ihm damit die Möglichkeit nehmen, ihm abzusagen, weil er nicht gestört werden wollte.
    Das Boot glitt näher an den Steg und war nun fast in Reichweite. Blaine kniete sich hin, um es heranzuziehen. Er streckte den Arm aus, wollte das kleine Boot gerade packen, als aus der Tiefe eine Hand herausfuhr und sein Handgelenk mit eisernem Griff packte. Noch bevor Blaine reagieren konnte, wurde er vom Steg ins Wasser geschleudert. Die Wucht des Aufpralls traf genau seine lädierte Schulter, und er fühlte einen höllisch stechenden Schmerz an der

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