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Manhattan Projekt

Titel: Manhattan Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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antworten konnte, sah Blaine, wie Polizeiwagen auf die Mall rasten und sich vor dem Washington Monument sammelten. In der Ferne, hinter dem Reflecting Pool, schossen Streifenwagen aus allen Himmelsrichtungen hervor. Blaine erstarrte; es war, als stünden ihm die Barthaare zu Berge. Vom Fuße des Memorial drehte sich Johnny Wareagle um und sah zu ihm hoch.
    »Wie ich gesagt habe«, sagte Blaine.
    »Also gut.« Sam Kirkland, stellvertretender Direktor des FBI und Verantwortlicher für die Terrorismusbekämpfung, unterrichtete McCracken, dreißig Minuten nachdem Terroristen das Washington Memorial eingenommen hatten. »Das ist alles, was wir wissen.« Kirklands Gesichtsausdruck zeigte eine Mischung zwischen Besorgnis und einem höhnischen Lächeln, und er machte sich gar nicht die Mühe, seinen Widerwillen zu verbergen. Sie befanden sich in der behelfsmäßig eingerichteten Kommandozentrale, in der man immer noch dabei war, die Ausrüstungsgegenstände zu verstauen. »Wir haben es mit fünf Tätern zu tun, die auf dem Aussichtsdeck siebenunddreißig Geiseln mit Maschinengewehren in Schach halten. Unser thermischer Scanner hat Sprengstoff geortet, vermutlich C-4, genug um die obere Etage des Gebäudes in die Erdumlaufbahn zu jagen. Der Anführer droht, ihn innerhalb von drei Stunden zu zünden, wenn er nicht zwanzig Millionen Dollar bekommt.«
    »Ist der Anführer identifiziert?«
    »Seine Stimmerkennung haben wir nicht in unseren Akten.«
    »Was ist mit der Bildaufklärung?«
    »Wir haben ihn noch nicht scharf genug ins Bild gekriegt. Er ist kahl, das ist alles, was wir bisher wissen.«
    »Nicht gerade viel.«
    »Das Geld steht in zwanzig Minuten bereit, sollte es wirklich soweit kommen«, sagte Kirkland.
    »Wie steht's mit der Rettung der Geiseln?«
    »Eine Einheit rückt in zehn Minuten an, und in weniger als einer Stunde wird unser Gegenschlag erfolgen.« Kirkland versuchte zuversichtlich zu klingen.
    »Dann hätte der Bauplan für das Monument aber anders aussehen müssen, Herr Direktor. Die Fenster am Aussichtsdeck sind viel zu dick, als daß man hindurch schießen oder sie zerschlagen könnte, und ich vermute, daß auch die Aufzüge außer Betrieb gesetzt wurden. Glauben Sie wirklich, daß Ihre Leute neunzig Treppen sichern, diese Hurensöhne überraschen und gefangennehmen können?«
    Kirkland richtete seine Augen zum ersten Mal auf McCracken. Es waren schimmernde, kugelrunde Augen, die aussahen wie kleine schwarze Löcher. »Haben Sie denn einen besseren Vorschlag?«
    Blaine schaute auf die Spitze des Monuments. »Nur einen.«

2.
    »Das ist doch nicht das FBI, wie ich es kenne?« fragte Buck ungläubig, er paddelte immer noch mit den Füßen im Wasser. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese geheimnistuerischen Hurensöhne ihre Türen für einen Außenseiter öffnen.«
    »Hank hat ein paar Leute wissen lassen, daß ich mit von der Partie bin; die kümmerten sich dann um den Rest.«
    »So ein Pech.«
    »Der falsche Ort zum falschen Zeitpunkt.«
    »Vorher oder jetzt?«
    »Sag du's mir.«
    Endlich zog sich Buck auf den Steg hinauf und setzte sich neben McCracken. In seinen gewaltigen Unterarmen pulsierte von der Anstrengung noch das Blut, und sein schwarzes T-Shirt schmiegte sich wie ein Handschuh an seine kräftige Brust. Trotzdem fand Blaine nicht, daß er muskulös war, sondern einfach nur dick, und zwar rundherum. Sein Kopf war ein quadratischer Klotz, und seine Kinnlade war so kantig, daß sie seiner Miene ein bedrohliches Aussehen verlieh. Seine schwarzen Haare wiesen schon ein paar graue Strähnen auf und waren länger, als Blaine es in Erinnerung hatte. Sein Gesicht, obwohl mit Pockennarben übersät, war auf eine sonderbare Weise liebenswürdig, das Gesicht eines Mannes, der einen Menschen genauso herzlich umarmen wie töten konnte.
    Bis vor kurzem glich Buck Torreys Werdegang dem eines Helden, wie er im Buche steht. Als man Blaine in den frühen Siebzigern für den Rang eines Sergeant Major einer Elitetruppe nominierte, entwickelte Torrey ein Programm, das die Guten von den Besten der Special Forces scheiden sollte. Dies und seine nachfolgende Arbeit führte dazu, daß sein Ansehen innerhalb der Special Forces stetig stieg. Es wurde sogar gemunkelt, daß Torrey als Nachfolger für den Posten des Command Sergeant Major herangezogen würde, wenn der legendäre Hank Luthie in Pension ging.
    Bis zu jenem unheilvollen Morgen in Somalia, als die Armee ein Sonderkommando aussandte, um den Anführer

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