Manhattan Projekt
zusammenfuhr: »Laut und deutlich!«
Blaine beschwerte sich: »Meine Ohren gehören nicht zu meinen beschädigten Körperteilen.«
»Und wenn, hätte mein Vater sie sicherlich auch auf Vordermann gebracht.«
Blaine blickte zum Außenborder und gab Sal ein Zeichen. Belamo hatte auch einen komplizierten Entfernungsmesser vom SEAL bekommen, der mit einem passiven Echolot arbeitete. Er hatte die Sensoren auf den Boden des Außenborders montiert und überwachte das Koordinatennetz, welches die Mitte des Sees umfaßte, also dort, wo die Taucher verschwunden waren. Wenn sich irgend etwas dort unten bewegte, würde Sal dies Wahrnehmen.
Blaine tat einen letzten tiefen Atemzug, zog die Maske übers Gesicht und tauchte unter.
Maxwell Rentz hielt die digitalisierte Abbildung vor sich, das schnurlose Telefon in der anderen Hand.
»Das ist zweifellos der Mann, den man mir gestern beschrieben hat, Mr. Dobbler. Jetzt werde ich erstmal zusehen, daß wir ihn identifizieren …«
Dobbler stieß mit zusammengepreßten Zähnen hervor: »Machen Sie sich nicht die Mühe. Ich weiß, wer es ist.«
Das Wasser verdunkelte sich fast augenblicklich, kaum ein Lichtstrahl drang bis auf den schwarzen Grund des Sees vor. Blaine ließ sich langsam herabgleiten und bewegte nur selten seine Schwimmflossen. Durch seine High-Tech-Maske hindurch leuchtete das schwarze Wasser grünlich. Der See war an seiner tiefsten Stelle um die vierzig Fuß tief, und Blaine hatte ungefähr die Hälfte hinter sich gebracht, als er in das eingebaute Mikrophon sprach.
»Ich befinde mich jetzt in einer Tiefe von etwa fünfundzwanzig Fuß. Ich kann noch nichts Ungewöhnliches entdecken.«
»Wie ist die Aussicht, Chef?« fragte Sal, seine Stimme war aufgrund der statischen Störungen etwas verzerrt.
»Kristallklar. Und wie sieht's bei euch aus?«
»Zero. Das einzige, das sich nach meinen Messungen da unten bewegt, bist du.«
Liz rief nervös aus: »Jetzt müßtest du etwas sehen. Jetzt müßte etwas vor dir auftauchen.«
»Nichts – warte einen Augenbl …!«
»Was? Was ist los?«
Stille.
»Blaine, kannst du mich hören?«
Für einen kurzen Moment schien es, als sei Blaine nicht mehr da. Kurz darauf erklang seine Stimme jedoch wieder.
»Das werdet ihr nicht glauben …«
24.
Blaine betrachtete interessiert die Geisterwelt, die sich vor ihm auftat. Nicht nur, daß seine Tauchermaske die Szenerie in ein schauriges Licht tauchte, sie verhinderte auch jede Verzerrung, die das Wasser normalerweise verursacht, und vermittelte ihm den Eindruck, als ob er über Land schwebe.
Unter ihm erschienen die Überreste einer Farm. Man konnte eine Scheune erkennen, die vor langer Zeit unter dem Gewicht des Wassers zusammengebrochen war. Zwei alte, verrostete Pflüge ruhten in den Kojen, wo sie gelegen hatten, bevor das Land überflutet wurde. Weit hinter den Überresten der Scheune standen Überreste eines Zaunes, und ein paar Pfosten staken zwölf Fuß entfernt im Boden des Sees. In der Nähe der Pfosten lagen die Skelette dessen, was einst der Viehbestand gewesen sein mußte, vermutlich Pferde oder Kühe. Aber Blaine war viel zu weit entfernt, um das genau beurteilen zu können.
Liz rief mit strenger Stimme durchs Mikrophon: »Blaine, kannst du mich hören?«
»Ja.«
»Was ist da unten? Was siehst du?«
»Die Reste einer Farm, die von der Flut verschluckt worden ist. In welchem Jahr war das noch mal?«
»Anfang 1863. Im Winter.«
Einhundertundfünfunddreißig Jahre, rechnete Blaine. Der Zustand der zerfallenen Ruinen bestätigte diese Aussage.
»Ich gehe hinunter«, meldete er.
»Seien Sie vorsichtig.«
»Keine Sorge, Chef«, meldete sich Sal Belamo vom Außenborder. »Du bist da unten immer noch allein.«
Blaine erreichte den Grund und prüfte die Beschaffenheit des Bodens. Seine Hand stieß durch den schwarzen körnigen Schlamm, der Boden war zwar fest, aber unecht. Der Grundwasserspiegel in dieser Region mußte geschwankt haben, was die Tiefe des Sees mit den Jahren verändert hatte.
»Etwas Neues, Sal?«
»Alles sauber, Chef.«
»Sind Sie da, Liz?«
»Was gibt es?« antwortete sie eifrig.
»Das Frühjahr war stürmisch, nicht wahr?«
»Es war das schlimmste seit Jahren. Woher wissen Sie das?«
»Ich habe den Eindruck, daß der Boden hier unten in letzter Zeit sehr aufgewühlt worden ist.«
Blaine nahm die Panzerfaust von seiner Schulter, schaltete sie ein und zielte mit dem Rohr auf den schwarzen Grund. Der Boden wirbelte auf, und es bildeten
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