Manhattan Projekt
nickte. »Offensichtlich umfaßte das mehr, als wir ursprünglich angenommen hatten. Es wurde auf Flüchtige ausgedehnt, von deren Sachkenntnissen man profitieren wollte. Leute wie Jack Tyrell.«
»Einen erwiesenen Psychopathen.«
»Ein Meister seines Fachs.«
»Das erklärt, warum sie ihn geschützt haben, nicht wahr?«
»Sie versuchten sich selbst zu decken, jetzt wo er wieder frei herumläuft.«
»Das ist deren Spezialität.«
»Schon seit Jahrzehnten. Reine Routine.«
»Und es ist auch reine Routine für den Geheimdienst, auf amerikanischem Boden Terrorist zu spielen?«
»Vielleicht hat er die Aktion am Washington Monument allein organisiert. Das würde erklären, warum black flag sich entschlossen hat, ihn zu verfolgen.«
»Sechs Monate nach der Tat?« warf Blaine ein. »Das glaube ich nicht.«
Belgrade warf Blaine einen besorgten Blick zu. »Und es gefällt mir nicht, welchen Lauf die Dinge jetzt nehmen …«
»Und was ist, wenn Thatch recht hat? Was, wenn Queen Mary und Tyrell ein gemeinsames Kind haben?«
Belgrade wußte keine Antwort darauf.
»Mach ein paar Telefonate, Hank. Ich würde gerne einige Leute kennenlernen.«
»Du willst mit diesen Leuten nichts zu tun haben, McNuts.«
»Soll ich etwa rumsitzen und darauf warten, daß sie wieder irgend etwas in die Luft sprengen?«
»Die arbeiten schon viel zu lang im Dunkeln.«
»Dann werden sie sich vor jemandem fürchten, der das Licht anknipsen könnte.«
»Bist du vollkommen übergeschnappt? Du kannst diesen Leuten nicht in den Arsch treten, ich sag's dir!«
»Jack Tyrell hat deinen Laster mit dem Devil's Brew aus der Erde gezogen, weil er damit etwas Großes vorhat«, antwortete Blaine ruhig. »Und du willst einfach nur herumsitzen und nichts dagegen unternehmen?«
»Hör mir zu! Die Leute, von denen du redest, arbeiten für niemanden offiziell, sie existieren nicht einmal offiziell. Sie sind gottverdammte Geister, MacNuts, und sie können dich verschwinden lassen, so einfach wie sie selbst wieder verschwinden.«
Das Telefon klingelte, und Hank hob den Hörer ans Ohr, horchte wortlos. Dann legte er den Hörer auf und sah wieder Blaine an.
»Es ist soweit.«
»Was ist soweit?« fragte Blaine.
»Als du mich von der Polizeistation aus benachrichtigt hast, habe ich bezüglich des Trucks alles in die Wege geleitet. Zollstellen, Polizei- und Verkehrshubschrauber, Bundespolizei, sogar Straßenbauarbeiter haben seitdem nichts Besseres zu tun, als zu beobachten, wer an ihnen vorbeisaust. Hinzu kommen alle Überwachungssatelliten, die in den letzten vier Stunden in diesem Gebiet operiert haben. Wenn wir Glück haben, bekommen wir schnell Hinweise dafür, in welche Richtung Tyrell unterwegs ist. Die ersten Informationen sind vorhin ausgewertet worden. Wir können einen Blick darauf werfen.«
Belgrade ging zu seinem Schreibtisch und drückte auf einen Knopf. Der Raum wurde auf der Stelle abgedunkelt und dort, wo sich einige Sekunden zuvor noch eine Wand befunden hatte, erschien eine rotgetönte, dreidimensionale Karte der Vereinigten Staaten.
»Ich bin beeindruckt«, sagte Blaine.
»Du hast doch noch gar nichts gesehen. Paß auf!« Hank bediente eine Reihe weiterer Knöpfe, und die dreidimensionale Karte verwandelte sich in eine Nahaufnahme der mittleren Atlantikregion. »Bis jetzt gibt es einundzwanzig mögliche Ziele.« Ein weiterer Knopfdruck ließ einundzwanzig Lämpchen aufleuchten. »Wenn wir jene von geringer Wahrscheinlichkeit ausschließen, können wir diese Anzahl auf acht reduzieren.« Daraufhin verschwanden vierzehn Lämpchen. »Und wenn wir diese zwei ausschalten, dann bleibt uns eine ziemlich genaue Spur.«
Blaine studierte die Karte an der Wand. Mit jenen sechs Lämpchen, die übriggeblieben waren, war die Richtung ziemlich eindeutig, die Jack Tyrell eingeschlagen hatte, nachdem er den Lastzug in Pennsylvania aus der Erde gezogen hatte:
Nordosten.
Blaine riß Belgrades Hörer von der Gabel und schob ihn über den Tisch.
»Ruf an.«
46.
»Ich habe den Eindruck, daß Sie sich hier nicht ganz wohlfühlen«, sagte der Mann im Reptilienhaus des Washingtoner National Zoos.
»Ich habe genug Gelegenheiten gehabt, mit Schlangen zusammenzusein«, sagte ihm McCracken.
Das Treffen war mehrere Stunden nach der Schließung des Zoos anberaumt worden, aber am Eingangstor hatte wie besprochen ein Wagen auf Blaine gewartet, um ihn ins Reptilienhaus zu bringen, wo der Mann vom black flag auf ihn wartete. Es war ein älterer Mann mit
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