Manhattan Projekt
Belgrade und Mr. Thatch, die beide für uns gefährlich sind, ohne Schutz, da sich Mr. Belamo ja anderswo aufhält.«
Blaines Magen zog sich zusammen.
»Aber wir teilen Ihre Bedenken wegen Mr. Tyrell. Er ist für uns ein Ärgernis, dessen wir uns in gebührender Eile entledigen müssen.« Der Mann schüttelte fast traurig den Kopf. »Ich werde Ihnen bei Gelegenheit seine aktuelle Akte zeigen. Sie werden beeindruckt sein.«
»Wie haben Sie ihn gefunden?«
»Nach dem Bombenattentat auf die Mercantile Bank mußte er verschwinden. Die Leute, die ihm dabei halfen, gehörten zu uns.«
»Und das brachte sie zu all den Leuten, die schon im Untergrund waren.«
»Nur zu den Besten.« Blaine konnte das Stirnrunzeln des Mannes sehen. »Natürlich, anders als bei Mr. Tyrell haben wir Ihre Akte vor einiger Zeit vernichtet.«
»Es kann sich in sechs Monaten vieles ändern.«
»Das war schon lange davor, befürchte ich. Ihr Engagement erstarb mit dem Kalten Krieg, als es nur Schwarz oder Weiß gab, lange bevor alles nur grau war. Wie wollen Sie sich in einer Welt definieren, in der es keine Feinde gibt. Diese Welt hat erheblich an Größe verloren, in ihr ist kein Platz mehr für Sie.«
»Warum also bin ich hier?«
»Weil es auch für Tyrell keinen Platz mehr in unserer Welt gibt.«
»Sie wollen, daß ich ihn kaltstelle …«
Der alte Mann nickte. »Doch wenn Ihre Bemühungen in irgendeiner Form black flag schaden sollten, dann werden Ihre Freunde dafür bezahlen.«
»Sie werden also meine Fragen beantworten?«
»Nur die, die Tyrell betreffen.«
»Fangen wir an mit Queen Mary. Sie war nicht beim Bombenanschlag auf die Mercantile Bank dabei, weil sie schwanger war.«
Der Mann verzog keine Miene. »Sie hatte eine Woche zuvor einen Sohn zur Welt gebracht.«
»Damit haben Sie Tyrell in Schach gehalten, richtig? Sie haben seinen Jungen dazu benutzt, Druck auszuüben, damit er für Sie arbeitete.«
»Wir haben dem Jungen ein gutes Zuhause gegeben, haben dafür gesorgt, daß er alles hatte, was er brauchte.«
»Aber es war immer eine unsichere Sache. Was hätten Sie getan, wenn Tyrell nicht mitgemacht hätte.«
»Er hat nicht auch nur einen Augenblick gezögert.«
»Und was war mit Mary?«
»Tyrell hat sie davon überzeugt, daß er selbst diese Regelungen getroffen hätte. Zum Wohle des Kindes, versteht sich. Und er arbeitete mit uns zusammen, all die Jahre über, um seines Sohnes willen.«
»Bis er vier Ihrer Männer getötet hat, als sie ihn auf dem Friedhof in New Jersey aufgabeln wollten. Was war passiert? Was hat ihn dazu veranlaßt, sich wieder in der Öffentlichkeit sehen zu lassen?«
Endlich wandte sich der Mann von dem Glaskasten ab und wieder McCracken zu. »Das einzige, worauf wir nicht vorbereitet waren, war …«
»Allmächtiger Gott«, murmelte Hank Belgrade, als er von der Todesanzeige aufsah, die vor ihm lag. »Sieht aus, als ob Sie recht hätten«, sagte er zu Thatch. Will sah ihm über die Schultern, er zitterte.
»Ich hätte nie gedacht …«
»Es ist alles so klar, einfacher geht's gar nicht.«
Langsam wurde die Tür geöffnet, und sie wandten sich beide um.
Als Blaine das Reptilienhaus wieder verließ, zog er gleich sein Handy aus der Tasche. Hank Belgrade hatte zwei Büros, aber nur eine Telefonnummer, und es klingelte immer dort, wo er sich gerade aufhielt. Blaine hörte ein Klicken, dann wurde der Anruf weitergeleitet.
Es klingelte, aber niemand hob ab.
Blaine versuchte es noch einmal. Als sich immer noch niemand meldete, wählte er eine andere Nummer.
»Hallo«, antwortete leise Liz im Krankenhauszimmer ihres Vaters.
»Wo ist Sal?« fragte Blaine.
»Er ist gerade runter …«
»Wenn er zurückkommt, sag ihm, daß du nicht im Krankenhaus bleiben kannst.«
»Aber mein Vater …«
»Es gibt keine andere Möglichkeit. Du bist dort nicht sicher. Auch er nicht. Sal wird wissen, was zu tun ist.«
»Was ist passiert?« fragte sie beängstigt.
»Ich weiß jetzt, wo Tyrell mit dem Devil's Brew hin will«, sagte McCracken, so ruhig er konnte. »Er geht an den Ort zurück, wo sein Sohn getötet wurde, nachdem er letzten Monat in einer Grundschule eine Schulklasse als Geisel genommen hatte …«
Liz fühlte die nackte Angst in sich hochsteigen.
»New York City.«
DIE GEISELNAHME
VON MANHATTAN
47.
»Verstehen Sie, wovon ich rede?«
Gus Sabella stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete das Schild am Bauzaun. Als er gestern seinen Arbeitsplatz verlassen hatte, stand da
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