Manhattan Projekt
wirst.«
»Seid ihr sicher, daß dieser Jack Tyrell euer Mann ist?« fragte Hank Belgrade, als sie alle an Bord des Hubschraubers waren und sich anschnallten.
Blaine antwortete nicht, er sah nur die schmutzige Narbe an Tyrells rechter Hand vor sich.
Sein Gesichtsausdruck mußte Bände sprechen. »Also gut, aber wie zum Teufel hat er von dem Devil's Brew erfahren?«
»Einer aus seiner früheren Bande ist bei dem Hersteller beschäftigt«, antwortete Will Thatch. »Zumindest war er das, bevor er letzte Woche verschwunden ist. Er heißt Harrison Conroy, ist aber bekannt unter dem Namen Othell Vance.«
»Und wie viele Mitglieder der alten Bande konnte Tyrell bis jetzt auftreiben?«
»Das kann ich nicht genau sagen. Ein Dutzend. Vielleicht zwei.«
»Es ist nur so, Hank«, sagte Blaine, »die, die mit Tyrell das Washington Monument besetzten, gehörten nicht zur Midnight-Run-Bande.«
»Woher weißt du das?«
»Weil er sich getarnt hatte. Er wollte nicht, daß irgend jemand davon erfuhr, daß er bei der Aktion dabei war.«
»Und jetzt ist er im Besitz des Devil's Brew.«
Blaine nickte. »Es wird Zeit, die Sache abzuschließen.«
Es kostete Hank einige Minuten, bis er seine Gedanken geordnet hatte.
»Gut, hört zu. Das Devil's Brew ist ein Stoff, der schlagartig expandiert, indem er sich mit Oxygen vollsaugt und sich dann in eine Art Schaum verwandelt. Nach der Verbindung ist sein Volumen etwa eintausendmal größer als vorher.«
Blaine erinnerte sich an die gewaltige Explosion im Stollen der Mine.
»Der Schaum dringt dann in die umliegende Materie ein und sucht die strukturellen Schwachstellen.«
»Wo erste Brüche entstehen«, folgerte Blaine.
»Diese Brüche kann man mit bloßem Auge kaum sehen. Das Devil's Brew füllt Materie so aus, wie ein gewöhnlicher Schaumstoff Ritzen in einer Wand ausfüllt.«
»Wenn es sich dann entzündet …«
»… dann gibt es einen riesigen Knall. Die Wirkung gleicht einer Atombombe, jedoch haben wir nicht das Problem der langanhaltenden Strahlung.«
»Aktive Destabilisierung«, erinnerte sich Blaine an ihr letztes Gespräch.
»Es zielt auf die Infrastruktur urbaner Konglomerate ab.«
»Wie wird die Explosion ausgelöst?«
»So wie die meisten Sprengstoffe. Ein Sender schickt ein Signal zu einem Kondensator, der daraufhin einen Funken auslöst.«
»Tyrell hat heute ein Streichholz benutzt.«
»Nicht besonders elegant, aber es klappt.«
»Wieviel von diesem Devil's Brew ist in dem Tanker, Hank?«
Belgrade sah mit leerem Blick aus dem Fenster. »Fünfzigtausend Gallonen.«
McCracken fiel die Kinnlade herunter.
»Du behauptest also, daß ein Mann, der in den sechziger Jahren die ganze Welt in die Luft jagen wollte, jetzt die Mittel in der Hand hat, das zu tun?«
»Jedenfalls einen Großteil davon.«
»Es ist noch schlimmer«, warf Will Thatch ein. »Damals war er alleine. Jetzt ist er das nicht mehr.«
»Wovon reden Sie?« wollte Belgrade wissen.
»Irgend jemand beschützt Tyrell. Jemand in der Regierung …«
Thatch erzählte ihnen von den Männern, die die Leichen aus dem Friedhof geholt hatten und später in seinem Hotelzimmer aufgetaucht waren. Blaine, der ihm gegenüber auf dem Stuhl saß, hörte ihm mit großen Augen zu, und als Thatch fertig war, heftete er den Blick auf Belgrade.
»Was wissen Sie sonst noch über die Sache?« wandte er sich wieder an Thatch.
»Alles was ich habe, ist eine Zulassungsnummer, die mir aber nicht weitergeholfen hat.«
»Vielleicht Ihnen nicht; mit Hank ist das etwas anderes«, sagte Blaine. »Wir werden herausfinden, wem diese Zulassung gehört, und wir werden herausfinden, wer Tyrell vor sieben Monaten ins Washington Monument geschickt hat. Nicht wahr, Hank?«
Belgrade machte nicht den Eindruck, daß er von diesem Vorschlag begeistert wäre.
»Vielleicht ist es besser, die Finger von dieser Sache zu lassen.«
»Und warum?«
Belgrade rutschte auf seinem Stuhl herum. »Das willst du gar nicht wissen, MacNuts!« Und dann sah er wieder Will Thatch an. »Sie sagten, daß Tyrell Ihrer Meinung nach wegen einer Beerdigung in diesem Friedhof war. Wissen Sie, wessen Beerdigung das war?«
Will zog einen Zeitungsartikel aus der Jackentasche, den er von seiner Pinnwand genommen hatte, nachdem er die beiden Fremden in seinem Hotelzimmer getötet hatte. Vorsichtig entfaltete er das zerknitterte Stück Papier, damit Blaine und Hank es sich ansehen konnten.
»Das ist das letzte Foto von Queen Mary, bevor die Mercantile-Bank in
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