Manhattan Projekt
bestand ihre Arbeit darin, Straßenmarkierungen anzubringen. Doch das taten jeweils nur zwei Männer aus jeder Gruppe, während die anderen das Devil's Brew versprühten. Es schäumte wie Rasierseife und knisterte leise, bevor es versickerte und in das Abwassersystem eindrang. Als sie fertig waren, brachten Jack und Othell die winzigen Empfänger an. Bei den Brücken wurden sie auf ein benachbartes Sicherheitsgeländer gesetzt, in den Tunneln wurden die Zünder an der Wand aufgehängt.
Beide Gruppen hatten ihre Arbeit vor Sonnenuntergang beendet. Sie ließen ihre Ausrüstungen liegen und trafen sich in dem Versteck, das Marbles für sie als Kommandozentrale eingerichtet hatte. Er war mit seinem Teil der Arbeit noch nicht fertig: er zog Kabel von einem guten Dutzend Monitore zu der Computerkonsole. Er trug einen Werkzeuggürtel, der ebenso nützlich war wie das Halfter eines Scharfschützen, der Inhalt ebenso tödlich.
Von den anderen zwei Dutzend Männern in der Kommandozentrale hatte die Hälfte besondere Aufgaben, die sie den ganzen Tag lang in Anspruch nahmen. Die restlichen zwölf hielten sich in der Nähe der Waffen auf, für den Fall, daß sie draußen gebraucht würden. Jack Tyrell hatte eine stattliche Truppe zusammengetrommelt. Keiner der Männer war ausgesprochen jung, aber Tyrell war der Meinung, daß es ihnen in den vergangenen zwanzig Jahren nicht besser gegangen war als ihm selbst. Es waren Flüchtlinge aus dem Untergrund, Leute, die es nie sehr weit gebracht hatten. Aber die Männer waren Jack damals gefolgt und würden es auch heute bedingungslos tun.
Vance machte immer noch einen nervösen Eindruck. Tyrell klopfte ihm auf die Schulter und zog ihn zu der Wand mit den Monitoren, die Marbles aufgestellt hatte.
»Komm, Othell, laß uns etwas fernsehen«, sagte er und nahm eine kompliziert wirkende Fernbedienung in die Hand. »Vielleicht finden wir eine von diesen nachmittäglichen Talkshows mit dem Thema ›die lesbischen Töchter von Frauen, die Befruchtungskliniken verklagen‹.«
Tyrell drückte einen Knopf, und eines von den Geräten zeigte auf einmal das Bild der George-Washington-Brücke.
»Was haben wir denn da …?«
Er drückte einen anderen Knopf der Fernbedienung, ein zweiter Bildschirm erwachte zum Leben und zeigte die Innenansicht des Lincoln-Tunnels, in dem der abendliche Verkehr im gewohnten Tempo vorankroch.
Jacky Terror hielt die Fernbedienung wie einen Taktstock, mit dem er seine Rückkehr in die Welt dirigierte. Er fühlte sich wieder lebendig. Er klickte wieder auf einen Knopf der Fernbedienung, und ein dritter Bildschirm zeigte die Brooklyn-Brücke.
Danach holte er sich den Verkehrsstau im Innern des Holland-Tunnels auf den Bildschirm. Dann die Manhattan-Brücke, den Queens Midtown-Tunnel, die Queensboro-Brücke, den Brooklyn-Battery-Tunnel und die Triborough-Brücke. Sein Herz hämmerte so heftig im Brustkorb, daß er sich schon ernsthaft zu fragen begann, ob er wirklich bis neun Uhr warten wolle.
Plötzlich winkte Marbles ihm zu …
»Der Tankzug steht an seinem Platz«, berichtete er.
Tyrell wandte den Kopf zur roten Leuchtdioden-Uhr, die an der Wand hing:
8:45
49.
»Ich hasse diesen verdammten Verkehr«, schimpfte Sal Belamo, als sie mit dem Wagen im Schritt-Tempo über die George-Washington-Brücke krochen. Er blickte zu Blaine, der auf dem Beifahrersitz saß. »Ich hab' dir ja gesagt, wir hätten den Lincoln-Tunnel nehmen sollen.«
»Und dann hast du gesagt, daß du es haßt, durch diese verdammten Dinger zu fahren.«
Sal zuckte mit den Achseln. Buck Torrey in seinem Zustand aus dem Krankenhaus zu holen war unmöglich gewesen, und so hatte Blaine dafür gesorgt, daß Buck von einem halben Dutzend bis an die Zähne bewaffneter Veteranen der Special Forces bewacht wurde. Sal und Liz hatten gewartet, bis die erste Gruppe eingetroffen war und waren dann zu dem Treffen mit Blaine und Johnny aufgebrochen.
Als sie sich endlich getroffen hatten, stellte es sich heraus, daß die Neuigkeiten nicht gerade die allerbesten waren. Hank Belgrade und Will Thatch waren wie vom Erdboden verschluckt, und mit Hanks Verschwinden schwand auch die Möglichkeit, diese Krise auf dem üblichen Wege zu meistern. Der einzige Mann, den Blaine nun einschalten konnte, war der stellvertretende Direktor des FBI, Sam Kirkland, der ihm schon damals bei seinem Einsatz am Washington Monument geholfen hatte.
»Ich hoffe für Sie, daß Sie einen triftigen Grund haben«, grüßte Kirkland müde,
Weitere Kostenlose Bücher