Manhattan Projekt
Teufel …
Der Lincoln-Tunnel war in einem Feuersturm aus Geröll und Stahl zusammengebrochen. In seiner Mitte konnte Jack Tyrell eine qualmende Barrikade aus gestapelten Autoskeletten sehen.
An der Queensboro-Brücke hatte die Explosion zuerst einen Riß in die Fahrbahn geschlagen, der größer war als jener in der George-Washington-Brücke. Dann brach ein großes Stück aus der Mitte des Brückenbogens heraus und krachte auf Roosevelt Island darunter. Autos und Lastwagen fielen wie tödliches Fallobst ins Wasser.
Dem Brooklyn-Battery-Tunnel war es nicht annähernd so gut ergangen wie dem Holland oder Lincoln. Die Explosion durchtrennte die Schweißnähte seines Stahlgerüstes, wodurch die Wände dem ungeheuren Gewicht des East River ausgesetzt wurden. Sie gaben fast augenblicklich dem Wasser nach, und der Fluß nahm den Tunnel in Besitz.
Die Williamsburg Bridge bot Tyrells Augen den höchsten Genuß. Der starke Verkehr hatte es ermöglicht, daß die Explosion eine sehr große Anzahl von Fahrzeugen durch die Luft schleuderte: fast sah es so aus, als könnten sie fliegen. Diese Täuschung hielt jedoch nur so lange, bis sie wieder durch die Flammen auf die Brücke plumpsten und die nachkommenden Fahrzeuge unter sich begruben.
Was Tyrell zwar nicht sehen, sich aber lebhaft vorstellen konnte, waren die konventionellen Sprengsätze, die die Stromversorgung der Untergrundbahn von Manhattan lahmlegte. Innerhalb weniger Minuten waren in der Stadt alle U-Bahnen stehengeblieben, Tausende von Pendlern mußten aus den dunklen Tunneln evakuiert werden.
All das spielte sich in der Vorstellung von Jacky Terror ab. Er sah, wie Rauchschwaden über ganz Manhattan aufstiegen. Tyrell schloß die Augen und atmete tief durch, ließ seine Vorstellungskraft die Bilder ausmalen. Er war ein Künstler, und das hier war sein Lebenswerk.
Don Imus, der Moderator einer sehr erfolgreichen Radiosendung, die in New York ausgestrahlt wurde, griff im Studio zum Telefon.
»Ich werde ihn selber anrufen.«
»Er ist in einer Konferenz«, wiederholte sein Produzent. »Es kam etwas dazwischen.«
»Das Weiße Haus. Guten Morgen«, grüßte eine Stimme.
»Don Imus für Bill.«
»Wie bitte?«
»Der I-Man, Lady. Ich rufe aus New York an. Wir wollten heute morgen ein Interview mit Bill machen. Also legen Sie Ihren Doughnut beiseite und schieben Ihren Allerwertesten in sein Büro. Sagen Sie ihm, daß er sich beeilen soll.«
Noch bevor die Sekretärin irgend etwas antworten konnte, platzte ein Techniker durch die Tür.
»Leitung 3«, verkündete er atemlos. »Nehmen Sie entgegen.«
Imus verlegte das Weiße Haus auf ›Warten‹ und nahm den Anruf entgegen.
»Hier ist Shirley. Ich stehe direkt vor dem Lincoln-Tunnel.«
»Ist niemand verletzt?« Blaines Stimme erhob sich über die panischen Angstschreie, die überall zu hören waren. Johnny und Liz verneinten vom Rücksitz aus.
»Alles in Ordnung, Chef«, antwortete Sal Belamo hinter dem Lenkrad.
Blaine drehte sich zufrieden um und begann gegen die Beifahrertür zu treten. Als diese nicht nachgab, schlug er mit dem Ellbogen gegen das Fenster, bis es zersprang und die Scherben auf die Fahrbahn prasselten. Er schob sich vorsichtig aus dem Wagen – und konnte nicht glauben, was er vor sich sah.
Die Wucht der Explosion hatte metergroße Krater ins obere und untere Deck der Brücke gerissen. Flammenherde leckten über rußgeschwärzte Autowracks, in denen sich die verkohlten Leichen der Insassen befanden. Während Blaine sich weiter umblickte, entdeckte er einen Schulbus, der durch die Leitplanken geknallt war und nun mit seiner vorderen Hälfte über die Brücke hing und sich langsam nach vorne neigte. Drinnen sprangen Kinder verzweifelt hin und her, ihr heftiges Drängeln würde unweigerlich dazu führen, daß der Bus in den Abgrund stürzte.
Eine der verbeulten Türen ihres qualmenden Wagens ging schließlich auf, und Johnny Wareagle tauchte neben Blaine auf, um die Szene zu beobachten. Liz und Sal befreiten sich in dem Augenblick aus dem Wrack, als Blaine sich schon an dem Abschleppwagen zu schaffen machte, an dem sie kurz vor der Explosion vorbeigefahren waren.
McCracken riß die Tür des Abschleppwagens auf, verbrannte sich die Hände an der glühenden Klinke, und fand den Fahrer bewußtlos über dem Lenkrad zusammengesackt. Dann eilte er zum Heck des Wagens, packte die Abschleppkabel und drehte sich mit einem Ruck zu Johnny Wareagle um, der schon neben ihm stand.
»Spul die Winde
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