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Manhattan

Manhattan

Titel: Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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raus.
    O mein Gott, o mein Gott, o mein Gott.
    »Bis ich weinte!«
    Verbring ihn doch mit deiner Stockholmer Hure.
    »Woher kennen Sie Morrison?!«, wiederholte er.
    »Bis ich weinte …«
    Sie sackte in seinen Händen zusammen. Er legte sie im Bett auf die Seite, damit sie nicht erstickte. Er drückte ihre Zigarette aus, und dann verschwand Der Große Skandinavische Lude und Tödliche Anwerber über die Hintertreppe aus dem Plaza Hotel.
    Aus einer Telefonzelle in der Halle des St. Moritz rief er Morrison an. Nachdem er einen zerknüllten Zehndollarschein für acht Dollar in Dimes hergegeben und das Fräulein vom Amt mit seiner sanftesten Stimme charmiert hatte, wartete er, bis sie zirpte: »Die Verbindung ist da.« Dabei pochte sein Herz heftig, und er spürte, wie es im Magen grummelte. Schließlich hörte er über die Transatlantik-Verbindung Morrisons dünne und raue Stimme.
    »Walter? Walter Withers?«
    War da ein Anflug von Angst in der Stimme? Bei ihm oder mir? Oder beiden?
    »Michael, wie geht es dir?«
    »Kalt und einsam ohne dich, Süßer. Was gibt's?«
    Der Tonfall fragte: Weshalb rufst du an? Und warum auf dieser Leitung?
    »Etwas Persönliches, Michael.«
    Pause.
    »Schieß los.«
    »Kennst du eine Frau namens Marta Marlund?«
    »Die Schauspielerin Marta Marlund?«
    »Genau die.«
    Wieder eine Pause. Er versucht, sich an die Wahrheit zu erinnern oder eine Lüge zu erfinden.
    »Ich bin ihr einmal bei einer Party begegnet, Walter.«
    »Bist du sicher?«
    Morrison lachte. »Hast du sie schon mal gesehen, Walter?«
    »Ja, stell dir vor.«
    »Dann wüsstest du, dass ich mich an sie erinnern würde, wenn ich ihr begegnet bin.«
    »Michael«, sagte Walter, »dies ist zwar ein bisschen peinlich, aber ich muss dich trotzdem fragen. Hast du mit ihr geschlafen?«
    »Dein Wort in Gottes Ohr.«
    »Hast du?«
    »Ich würde meinen linken Hoden dafür hergeben, aber leider …«
    »Bist du sicher?«
    »Ich hätte meinen Schwanz in Bronze gießen lassen«, gab Morrison zurück. »Warum, wenn ich mit einem lähmenden Gefühl von Neid fragen darf, möchtest du das wissen?«
    Walter zwang sich ein verschwörerisches Männer-Glucksen ab und sagte: »Ich möchte einfach nur sicher sein, dass ich jetzt nicht in das Bett eines Freundes springe.«
    »Für den Rest ihrer persönlichen Laufbahn kann ich nicht sprechen«, sagte Morrison, »aber bedauerlicherweise kann ich dir versichern, dass ihre Bettlaken von den persönlichen Flüssigkeiten Michael Morrisons unbefleckt sind. Versprichst du mir, mich wieder anzurufen und mir alles darüber zu erzählen?«
    »Nein.«
    »Ich übernehme auch die Telefonkosten.«
    »Nein.«
    »Na schön, kann ich dann wenigstens Anne haben?«
    »Michael …«
    »Dieses Gespräch kostet dich ein Vermögen, Süßer«, sagte Morrison. »Viel Glück, und ich hasse dich.«
    »Besten Dank, Michael.«
    Und du bringst mich zum Weinen.
    Süßer.
     
    Anne machte ihm in einem blauen Flanell-Morgenmantel die Tür auf. Ihre Augen waren verschlafen.
    »Walter, es ist obszön früh, und außerdem … ich habe dir doch gesagt …«
    Er glitt an ihr vorbei in die Wohnung. Sie schloss die Tür, drehte sich um und sah ihm ins Gesicht. Er legte ihr die linke Hand auf den Mund und schob sie mit der rechten gegen die Wand. Dann knallte er mit dem linken Fuß die Tür zu.
    »Warum ist Marta Marlund eine ›Stockholmer Hure‹?«, flüsterte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er packte sie am Arm.
    »Warum«, fragte er, »hast du Marta eine, ich zitiere, ›Stockholmer Hure‹ genannt?«
    Sie sah aus, als würde sie weinen.
    »Ich war wütend, weil ich dachte, du bist bei ihr.«
    »Du hast sie schon früher gekannt.«
    »Nein.«
    »Doch«, beharrte er. »Vielleicht von einer Party bei Morrison?«
    »So haben wir uns kennengelernt«, sagte sie. Ihr kamen die Tränen. »Lass mich los.«
    Er ließ sie los und ging im Zimmer auf und ab.
    »Mein Gott, du siehst aus, als würdest du mich hassen«, sagte Anne.
    »Ich liebe dich.«
    »Wenn du mich liebst, dann hör auf, mir solche Fragen zu stellen!«
    »Ich kann nicht!«
    »Bitte!«
    »Warum …«
    Sie drehte sich um und wollte in die Küche gehen. Er streckte den Arm aus, packte sie und stieß sie gegen die Wand.
    »Walter.«
    »Warum hast du Marta eine Hure genannt?!«
    »Walter bitte …«
    Sie sank langsam zu Boden. Er richtete sie auf und presste sie gegen die Wand.
    »Warum hast du Marta eine Hure genannt?!«
    »Weil sie eine ist!«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil sie

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