Manhattan
Hände auf den Ball, stürmte durch die Lücke, und damit war es vorbei.
Colts 23, Giants 17.
Die Giants hatten das beste Spiel verloren, das Walter je gesehen hatte.
»Da haben Sie mir ein Ding verpasst«, sagte Joe Keneally.
»Ich hoffe, Sie sind flüssig«, erwiderte Walter. »Ich habe nämlich die Absicht zu kassieren.«
Keneally funkelte ihn böse an. »Jimmy wird dafür sorgen, dass Sie das Geld bekommen.«
Walter schüttelte den Kopf. »Ich will es von Ihnen, Senator. Persönlich.«
»Es ist Sonntag.«
Walter zuckte die Schultern. »Wann immer es Ihnen passt.«
»Der Senator und ich haben eine Besprechung«, warf Jimmy ein. »Walter, würde es Ihnen was ausmachen, Mrs. Keneally zum Hotel zu begleiten?«
In der Limousine versuchte Walter es mit einem lahmen Witz.
»Wir müssen aufhören, uns immer so zu treffen.«
Sie wirkte in ihrem scharlachroten Tuchmantel und ihrem Pelzhut so zerbrechlich und so frisch. Ihr diskret aufgetragenes Make-up war nur für ein geübtes Auge auszumachen, sonst so gut wie unsichtbar.
»Ich dachte, Sie genießen heimliche Rendezvous.«
»Was meinen Sie?«
»Beschützen Sie ihn immer noch?«, fragte sie. »Selbst jetzt noch, wo diese arme Marta tot ist?«
Er sah so überrascht aus, dass sie fortfuhr. »Ich habe es natürlich gewusst, lieber Walter. Frauen wissen immer Bescheid.«
»Und weiß Senator Keneally, dass Sie es wissen?«
»Ich habe den Verdacht, dass er es tut«, erwiderte sie.
»Warum machen Sie sich denn meinetwegen Gedanken?«
»Ich finde, Sie sollten mich eher vor öffentlicher Demütigung schützen als ihn vor der Entdeckung durch seine Frau. Diese Geschichte läuft schon seit Monaten, und vor ihr …«
»Warum bleiben Sie dann mit ihm verheiratet?«
Ein Schulterzucken. Dann sagte sie einfach: »Ich liebe ihn.«
Als ob das eine Antwort auf alles wäre, dachte Walter. Als wäre es das nicht.
»Es gibt viele großartige Dinge an Joe Keneally«, sagte Madeleine. »Treue gehört nicht dazu. Er wird eine andere finden, die er nageln kann.«
»Wo haben Sie gelernt, so zu sprechen? Jedenfalls nicht bei Miss Porter.«
»Natürlich bei Miss Porter«, entgegnete sie. »Was glauben Sie wohl, worüber wir Mädchen uns nachts unterhalten haben?«
»Bitte rufen Sie meine jugendlichen Phantasien nicht wieder wach«, sagte Walter. »Warum geben Sie ihm nicht den Laufpass und heiraten mich?«
»Aber ich dachte, Sie sind schon vergeben«, entgegnete sie, »nämlich an die wunderschöne und talentierte Miss Anne Blanchard. O bitte, Walter, es war so offenkundig.«
»Wirklich?«
»Sie sind ein reizender Mann, aber fast genauso dumm wie alle anderen.«
»Da wir gerade davon sprechen – ich glaube, ich habe Ihr Problem gelöst«, sagte er.
»Mit Ihrer törichten Wette?«
»Sie war gar nicht so töricht.«
»Aber es ist Ihr Geld.«
»Ich könnte mich an Geld nicht erfreuen, das mit einer Niederlage der Giants verdient wurde«, sagte er.
Sie drückte ihm die Hand und hauchte: »Vielen Dank.«
Sie fuhren schweigend weiter, bis sie hinzufügte: »Übrigens hat Anne es mir erzählt.«
»Pardon?«
»Anne hat mir gesagt, dass Sie beide ein Paar sind«, sagte sie. »Nach einer hartnäckigem Befragung, natürlich.«
Einen Augenblick lang hatte Walter das Gefühl, als würde ihm das Herz zerspringen wie ein Eisblock. Er versuchte, sei
ne Stimme gleichgültig klingen zu lassen, als er fragte: »Wann haben Sie mit Anne gesprochen?«
»Gestern früh«, erwiderte sie. »Vor all diesem Horror.«
»Tatsächlich?«, fragte er leichthin. »Wo?«
»Sie lief mir in der Halle des Plaza zufällig über den Weg.«
»Im Plaza?«
»Ich ging gerade hinein, und sie wollte gerade hinaus, und da haben wir uns ein bisschen unterhalten.«
Da du natürlich kein Leben in endloser Doppelzüngigkeit und Misstrauen führst, ist es dir natürlich keine Sekunde eingefallen zu fragen, was sie dort zu suchen hatte. Doch ich führe ein solches Leben, und ich möchte wissen, was Anne an dem Morgen, an dem Marta starb, im Plaza zu suchen hatte.
Walter entschied sich für eine dunkle Stelle an der Westseite des Broadway, Ecke 116. Straße, von wo er Alicias Wohnung im Auge behalten konnte. Die meisten Menschen, überlegte er, suchen nach den Lichtstrahlen in der Dunkelheit, aber wir suchen nach den dunklen Flecken in einer Stadt voller Licht. Und es verblüfft uns, wie viel Dunkelheit wir tatsächlich in dieser Neon-Stadt finden können.
Vor allem Uptown, in der Nähe des
Weitere Kostenlose Bücher