Manhattan
aufrichtig zornig aus. »Aber mich bedrängt man, Marlunds Tod als Selbstmord abzuhaken.«
Er starrte Walter an, bis dieser sagte: »Mir rückt deswegen niemand auf den Pelz, Detective.«
»Aber Senator Keneally macht uns die Hölle heiß.«
»Kann ich mir vorstellen.«
»Dazu gehört nicht viel Phantasie«, sagte Zaif. »Joe Keneally schüttelt seine hübschen roten Locken, und jeder Ire bei der Polizei macht sich in die Hosen. Nun, ich bin kein Sohn der alten Scholle und marschiere am St. Patrick's Day auch in keiner Parade mit.«
»Ja, darauf haben Sie schon hingewiesen«, erwiderte Walter.
Zaif nickte, schob sich dann die Brille auf die Nase und sagte: »Sie haben Marta Marlund nie gevögelt.«
»Zum letzten Mal …«
»Weil Sie homosexuell sind.«
Walter hob ungläubig eine Augenbraue.
»Als ich in Ihrer Wohnung war, habe ich ein Zündholzbriefchen aus dem Good Night gefunden«, erklärte Zaif, »und gestern habe ich mich ein wenig umgehört. Der Doorman dort kannte Sie gut.«
Es gibt einen Gott, dachte Walter, und die Vergeltung kommt schnell.
Zaif fuhr fort: »Sie sind am Samstag in der Hälfte aller Schwulenkneipen Manhattans gesehen worden.«
»Nur in der Hälfte? Der Tag kam mir wesentlicher länger vor.«
»Folglich glaube ich nicht, dass Sie auch nur ein Stück Schlauch bei Mrs. Marlund verlegt haben«, fuhr Zaif fort. »Ich glaube, Sie dienten Joe Keneally als Tarnung.«
»Sie haben eine überreizte sexuelle Phantasie.«
Zaif stand auf, beugte sich über den Schreibtisch und sagte: »Also scheiß auf Senator Keneally, scheiß auf meinen Lieutenant und scheiß auf Sie.«
»Da haben Sie aber einen arbeitsreichen Tag vor sich, Detective«, gab Walter zurück.
Zaif drehte sich um und ging hinaus.
Walter überlegte gerade, was für Folgen das alles haben konnte, als die Gegensprechanlage summte und er ins Büro von Forbes jr. bestellt wurde. Draußen im Flur stieß er mit Jack Griffin zusammen.
»Himmel, Walter«, stöhnte Griffin.
»Könnten Sie sich etwas näher erklären, Jack?«
Griffins Kaninchengesicht sah fast verweint aus, als er jammerte: »Es ist so schrecklich, das mit Marlund. Was für eine Verschwendung.«
Walter legte Griffin freundlich eine Hand auf die Schulter.
»Sie war eine gestörte Frau«, sagte er.
»Ja, aber ich meine, Sie waren drauf und dran, so eine Frau zu bumsen, und dann geht sie los und bringt sich um!«, sagte Griffin. »Was für eine Vergeudung.«
»Danke für Ihr Mitgefühl, Jack«, sagte Walter und machte sich frei, um zu Forbes jr. ins Büro zu gehen.
»Walter!«, rief Jack hinter ihm her. »Ich dachte immer, Ihr Nachname sei Withers!«
»Die Zeitung hat sich vertan!«
»Du lieber Himmel …«
Die Pfeife von Forbes jr. stieß Rauch aus wie eine kleine Dampflok, als Walter in sein Büro geleitet wurde.
»Verdammt schade, das mit Marta Marlund«, sagte Forbes stoisch und klemmte die Pfeife männlich zwischen den Zähnen fest. »Ich nehme an, die Polizei hat mit Ihnen Kontakt aufgenommen.«
»Ja, Sir.«
»Haben Sie …«
»Ich habe es nicht für notwendig gehalten, den Senator zu erwähnen.«
»Sie haben eine Zukunft bei Forbes and Forbes«, sagte Forbes.
»Das hoffe ich, Sir.«
»Sie können sich darauf verlassen«, erwiderte Forbes. »Sie haben sich sehr gut verhalten, Withers, wirklich, sehr gut. Sie sollen wissen, dass die Firma das zu schätzen weiß.«
»Vielen Dank.«
»Sie könnten sich allerdings versucht fühlen, aus der Schule zu plaudern.«
»Richtig.«
»Sie sind im Büro jetzt eine Berühmtheit«, fuhr Forbes fort. »Die Mädchen sind alle völlig verrückt nach Ihnen.«
»Ich werde mich bemühen, daraus keinen unschicklichen Vorteil zu ziehen.«
Forbes jr. blinzelte, begriff dann, dass es ein Scherz war, und probierte es mit seiner besten Version eines kameradschaftlichen Glucksens. Er erholte sich so weit von seiner Heiterkeit, dass er fragen konnte: »Wie weit sind Sie inzwischen mit der Howard-Akte?«
»Bin gerade dabei, die Sache abzuschließen, Mr. Forbes. Noch ein oder zwei Details …«
»Nageln Sie sie fest und schreiben Sie alles auf«, sagte Forbes. »Obwohl wir uns mit Nachforschungen befassen, werden wir für Berichte bezahlt.«
Also machte sich Walter pflichtschuldigst auf den Weg, um mit dem sprichwörtlichen Hammer in der sprichwörtlichen Hand die Bestätigung von Michael Howards Homosexualität festzunageln, damit er einen Bericht darüber schreiben
konnte. Einen Bericht, der vermutlich mit einem
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