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Mann der 1000 Namen

Mann der 1000 Namen

Titel: Mann der 1000 Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Pistole auf ihn gerichtet. Der Ausdruck seines Gesichts deutete auf ein geheimes Wissen hin.
    Mit einer Reflexbewegung warf Steven sich zur Seite. Die ersten beiden Kugeln schlugen an der Stelle ein, wo er einen Augenblick zuvor noch gestanden hatte.
    Die nächsten beiden Schüsse folgten ihm, als er sich herum und hinter ein Sofa rollte. »Joe!« schrie er. »Mr. Masters senior wird in zwanzig Minuten hier sein.«
    Selbst wenn Joe die Worte verstanden hatte, fanden sie kein Echo in seiner drohenden Aufforderung. »Kommen Sie mit erhobenen Händen von dort hinten hervor!« befahl er.
    Steven war inzwischen lautlos auf dem tiefen Teppich zum anderen Ende des Sofas gekrochen. Er hatte nicht die Absicht, sich einem Besessenen auszuliefern, der bereits viermal auf ihn geschossen hatte. Irgendwie wußte Joe, wer der Eindringling wirklich war, und die Jahre des heimlich schwelenden Hasses ließen ihn nun Rache suchen.
    Während Steven diese Gedanken durch den Kopf gingen, gab Joe zwei weitere Schüsse ab. Dem Geräusch des Einschlags nach zu schließen, hatten die Kugeln sich in das weiche Sofapolster gebohrt.
    »Kommen Sie heraus!« brüllte Joe. »Kommen Sie sofort heraus!«
    Steven preßte die Lippen zusammen. Die Tür zum Korridor, der zu seinem Schlafzimmer führte, befand sich etwa zweieinhalb Meter von ihm entfernt. Er holte tief Luft und rannte.
    Damit hatte Joe offenbar nicht gerechnet. Erst als Steven bereits die Klinke zum Schlafzimmer herunterdrückte, vernahm er zwei weitere Schüsse.
    Theoretisch müßte nun das Magazin leer sein, dachte Steven, und möglicherweise hat er gar kein zweites bei sich. Aber vorsichtshalber verschloß er doch die Tür hinter sich.
    Er holte seinen .32er Browning aus dem Geheimfach und spähte vorsichtig auf den Gang hinaus. Als er niemanden sah und auch nichts hörte, trat er hinaus.
    Eine wilde Wut packte ihn und verdrängte die vorher empfundene Furcht. Er raste den Korridor entlang. Eine Tür stand offen. Vermutlich war Joe dort, um sich ein neues Magazin zu holen.
    Steven stürmte in die Küche. Nina versuchte, ihrem Mann die Pistole zu entreißen, und sie schrien aufeinander ein. Im ersten Augenblick bemerkten sie nicht einmal, daß sie nicht mehr allein waren.
    Nina sah ihn zuerst. Ihre Knie gaben nach, und sie setzte sich auf einen Stuhl. Joe straffte die Schultern und drehte sich um. Als Steven mit dem Browning fuchtelte, ließ er die Pistole auf den Boden fallen. Steven schritt darauf zu und hob sie auf.
    »Mr. Masters senior wird in wenigen Minuten hier sein. Packen Sie inzwischen Ihre Sachen. Sie werden sofort die Wohnung verlassen, wenn er Sie ausbezahlt hat. Das gleiche gilt für Bob. Und nun – 'raus!«
    »Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist«, schluchzte die Köchin. »Ich bat ihn nur, Sie zu fragen, wer Sie sind, da ...«
    Steven bezweifelte gar nicht, daß »etwas in Joe gefahren war«. Mutter nämlich. Er durfte kein weiteres Risiko eingehen.
    »Raus!« brüllte er erneut. »Alle!«
    Nachdem er ihm seine Geschichte erzählt und die Kugellöcher gezeigt hatte, blieb er an der Seite seines Vaters, als dieser das Domestikentrio auszahlte. Steven verriegelte die Tür hinter ihnen. Während er seinem Vater ins Musikzimmer folgte, wurde ihm die grimmige Wahrheit bewußt.
    Das Ganze hatte eine neue, unerfreuliche Wendung genommen. Nun, da es bereits drei Tote zu beklagen gab, würde alles nicht mehr so einfach sein. Das war, für Steven zumindest, ein sehr einsichtiger Gedanke.
    Auf seine Weise war es ein bedeutender Augenblick, aber im Grund genommen auch ein trauriges Beispiel menschlicher Natur. Es ließ kaum einen Zweifel daran offen, daß der Prügelstock nicht grundlos angewendet wurde, und auch, daß die sofortige Bestrafung für ein Verbrechen und gleiches Recht für alle (aber ohne Anwälte), immer noch das Erstrebenswerteste für die Gattung Mensch war.
    Wenn jemand sein ganzes bisheriges Leben lang recht verdrehte Ansichten gehabt hat, müßte sein erster aus der Vernunft geborene Gedanke – selbst wenn er nur ein winzig kleiner war – von Bedeutung sein. Dieser Strohhalm von Vernunft kann in einem genügend hellen Licht einen langen Schatten in die Zukunft werfen und eventuell auf Besseres hindeuten – mehr kluger Menschenverstand, mehr Verantwortungsgefühl.
    Stevens von der Vernunft eingegebener Gedanke war: Ich kann meine wahre Rolle, was die Morde auf Mittend betrifft, unmöglich rechtfertigen ...
    Das war ein großes Eingeständnis für einen

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