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Mann mit Anhang

Mann mit Anhang

Titel: Mann mit Anhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta von Cetto
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ihn, er pfiff während des Rasierens >O sole mio< 7 wählte eine farbenfreudige, ganz unwinterliche Krawatte und beschloß, am
kommenden Wochenende mit Goggi und Nico zum Skifahren nach Sankt Anton zu
fahren. Als er beim Frühstück saß und sein zweites Brötchen aß, betrat Goggi
das Zimmer. »Du kommst wie gerufen«, begrüßte er sie aufgeräumt. »Setz dich zu
mir. Ist Nico schon weg?«
    »Ja. Er mußte heute ganz früh
nach Garmisch fahren, er macht Modeaufnahmen auf dem Kreuzeck.«
    »So? Und warum bist du nicht
mitgefahren bei diesem herrlichen Wetter?«
    Goggi äußerte sich zu dieser
Frage nicht. Sie stand hinter seinem Stuhl, faßte in einem ihrer jähen
Gefühlsausbrüche nach seinem Gesicht und küßte ihn, irgendwohin. Sie küßte gern
so ins Blaue hinein, und Ronald, den es diesmal an der Schläfe getroffen hatte,
überlegte sich, ob sie wohl bei ihrem Mann bei der Auswahl der Plätze mehr
Sorgfalt an den Tag legte.
    »Darf ich mit dir frühstücken?«
fragte sie.
    Sie überging also seine Frage absichtlich.
Es hatte das erste eheliche Zerwürfnis gegeben, und nun war sie gekommen, um
sich bei ihm über ihren Mann zu beklagen. Ronald zog die Brauen zusammen. Er
dachte gar nicht daran, die Rolle der bösen Schwiegermutter zu übernehmen und
sich ohne weiteres auf die Seite seiner Tochter zu stellen. »Natürlich darfst
du mit mir frühstücken, ich freue mich«, erklärte er. »Aha, du hast dir dein
Gedeck gleich mitgebracht.« Er füllte ihre Tasse mit dem starken, duftenden
Kaffee. »Noch immer keine Milch?«
    »Nein, noch immer nicht.«
    »Aber Zucker.« Er gab ihr einen
gehäuften Löffel voll in die Tasse und lehnte sich mit einem glücklichen
Lächeln zurück. Wie in der guten, alten Zeit. Sie trug den Morgenrock, den er
ihr aus Paris mitgebracht hatte. Er stellte sich den dunklen, hübschen Burschen
Nico neben ihr vor. Ein Paar wie für den Film. »Erzähl mir ein bißchen was.«
    »Nico kommt gut vorwärts, nicht
wahr?« sagte Goggi.
    »Ja.« Sie holte weit aus und
mußte etwas Bedeutendes auf dem Herzen haben.
    »Wir könnten Paul schon die
Hälfte seines Darlehens zurückzahlen. Aber Paul will das Geld noch gar nicht
haben. Er sagt, es sei bei Nico bombensicher angelegt. Nico kauft sich laufend
neue Apparate dazu. Das kostet ein Vermögen, aber es bringt auch was ein.«
    Ronald verhielt sich abwartend.
Warum brachte sie die Rede auf Geldangelegenheiten? »Drängt Paul die Moneten
nicht auf. Wenn Menschen großzügig sein wollen, soll man ihnen die Freude
lassen.«
    »Eben. Das meine ich auch.«
    »Wie steht es mit dem Konto,
das ich dir eingerichtet habe? Ist noch was drauf?«
    »Es geht.« Sie spielte mit dem
Kaffeelöffel. »Es ist ein schönes Gefühl, wenn man von seinem Mann nicht so
völlig abhängig ist. Es kommen doch mal Sonderausgaben oder so, nicht wahr?«
    Ronald rieb sich das Kinn.
»Natürlich.« Wahrscheinlich wollte Goggi eine kleine private Anleihe bei ihm
machen. War Nico vielleicht knickerig, und es hatte deshalb einen Ehekrach
gesetzt? Er unterdrückte ein schadenfrohes Frohlocken in der Stimme. »Wenn du
in punkto Finanzen mal ein bißchen Nachschub brauchst...«
    Goggi wehrte ab. »O nein, Papa.
Ich verdiene ja ganz gut, ich werde von Nico für meine Mitarbeit großzügig
bezahlt. Alles ganz korrekt, hier die Arbeit, da das Geld.«
    »Na ja, ich dachte nur so. Es
gibt da manchmal Engpässe. Du hast viel zu noble Weihnachtsgeschenke gemacht.
Für mich die Musiktruhe. Mein altes Radiogerät hätte es auch noch getan.«
    Goggi knabberte an einer
trockenen Semmel und legte sie wieder weg. »Warum hörst du eigentlich so wenig
Radio?«
    Wie sollte er ihr das erklären?
Sollte er vielleicht sagen: weil ich ein eifersüchtiger Narr bin, der — wenn er
dich so selten zu Gesicht bekommt — dich wenigstens oben gehen hören möchte?
»Ihr tanzt manchmal zu Hause, nicht wahr?«
    »Ja. Hört man das durch die
Decke?«
    »Und wie. Ich wundere mich nur,
daß du oben hörst, ob das Radio bei mir spielt oder nicht.«
    »Ich mache meinen Apparat
zwischendrin immer wieder aus, um zu wissen, ob deiner an ist.«
    Ronald war gerührt. Seltsames
Haus hier. Ich lausche nach oben, und sie lauscht nach unten.
    »Warum kommst du nicht öfter zu
uns ‘rauf, Papa?«
    »Ach, ihr jungen Leute«, sagte
er ausweichend und griff nach den Zigaretten. »Magst du?«
    Goggi schüttelte den Kopf. Eine
Weile brütete sie vor sich hin. Dann sagte sie unvermittelt: »Deine Jeannette
gefällt mir,

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