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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Makler?«
    »Nein, der Vater. Jedenfalls hieß Norbert Enheims Vater Robert.«
    »Ja, und?«
    »Ich glaube, es gab in Hamburg eine Gruppe von Nazis, die das mit der Arisierung als persönliche Aufforderung verstanden haben. Sie haben sich bereichert an Judeneigentum. Das Finanzamt wollte es ihnen wegnehmen, aber mit Hilfe von Himmler und Pohl durften sie es behalten. Wir sollten rauskriegen, wem sie das Eigentum weggenommen haben. Und wir sollten rauskriegen, warum sie es nach 45 behalten konnten, obwohl sie laut Wiedergutmachungsgesetzgebung Pflichtige waren.«
    »Was waren die?«
    »Pflichtige. So nannte das Gesetz Leute, die Besitz anzeigen mussten, den sie in der Nazizeit von Juden erworben hatten.«
    »Ach so, ich hatte es nur nicht richtig gehört. Die Verbindung ist nicht toll. Und jetzt suchst du unter den Opfern den Täter, der die Hollers und den Enheim ermordet hat.«
    Es traf Stachelmann wie ein Schlag. Warum war er nicht auf das Nahe liegende gekommen?
    »Bist du noch dran?«
    »Ja, ja.« Sie hatte Recht. Es waren Verbrechen geschehen, deren Ursache andere Verbrechen sein konnten. Verbrechen etwa, die nicht gesühnt wurden, wenigstens nach Ansicht überlebender Opfer. Das war eine neue Spur. Aber schloss sie andere Variationen aus? Etwa einen Streit unter ehemaligen Nazis um die Beute? Es konnte alles ganz anders sein.
    »Hallo, Josef, gibt es dich noch?«
    »Ich musste gerade an was denken.«
    »Das dauert doch sonst nicht so lange bei dir.«
    »Ich werde alt«, sagte er. Aber welchen Platz hatten die beiden Typen von der Hamburger Finanzbehörde in seinem Gedankenkonstrukt? »Du hast mich da auf eine Idee gebracht, der ich nachgehen werde, sobald ich zurück bin in Hamburg.«
    »O, lass mich deine Muse sein, Meister. Was immer du vorhast, um die Welt vom Verbrechen zu befreien, ich kämpfe an deiner Seite. Der Urlaub ist sowieso versaut.«
    »Verscheißern kann ich mich selbst. Aber ich nehme dich beim Wort. Wenn ich zurück bin, mischen wir die Hamburger Nazis auf, bis es raucht.«
    »Das machen wir«, sagte sie. »Aber nur wenn du nicht mehr beleidigt bist.«
    »Ich weiß nicht mal, was das ist. Tschüss!«
    Er schaute in den Rückspiegel. Der Wagen, der hinter ihm gestanden hatte, war verschwunden. Ein Fiat-Ableger aus Polen füllte nun den Spiegel. Darin ein Paar mit drei Kindern. Gepäck auf dem Dach. Die Kinder spielten am Auto, die Eltern saßen auf einer Bank und hielten sich an der Hand. Sein Rücken begann zu schmerzen, der Schmerz zog vom Steißbein zur Halswirbelsäule und griff dann nach vorn, zu den Brustwirbeln. Stachelmann schluckte eine Tablette und wartete.
    Als die Tablette zu wirken schien, verließ er den Parkplatz, der Verkehr floss. Er fand im Radio einen Klassiksender. Er schaute in den Rückspiegel, ein silbergrauer Opel fuhr dicht hinter ihm her. Etwas irritierte ihn. Der Fahrer im Opel hatte weiße Haare. Stachelmann ging vom Gas. Der Opel hielt den Abstand. Stachelmann beschleunigte, der Opel beschleunigte auch. Stachelmann wartete bis zum nächsten Parkplatz und verließ die Autobahn. Der Opel folgte. Stachelmann fuhr bis zum Ende des Parkplatzes und hielt, der Opel stand am Anfang. Der Fahrer blieb am Steuer sitzen. Stachelmann stieg aus und näherte sich dem Opel, wenige Wagenlängen vor dem Auto blieb er stehen. Er sah einen alten Mann, der spielte an irgendetwas in seinem Auto herum. Der Mann schaute nicht in seine Richtung, doch Stachelmann fühlte sich beobachtet. Er traute sich nicht, sich dem Opel weiter zu nähern, ging zurück zu seinem Golf und setzte sich hinters Steuer. Er startete den Motor und wartete. Im Rückspiegel sah er den Opel stehen. Der Fahrer saß am Steuer. Dann schob sich ein Laster mit Anhänger zwischen Stachelmann und den Opel. Stachelmann gab Gas, raste auf die Beschleunigungsspur und fädelte sich in den Verkehr ein. Er zog den Wagen auf die linke Spur. Das Auto vor ihm scheuchte er mit der Lichthupe auf die rechte Spur. Er musste grinsen. Jetzt fährst du schon wie einer von diesen Deppen. Eine Ausfahrt wurde angezeigt: Beelitz. Als die Ausfahrt noch fünfhundert Meter entfernt war, steuerte er den Wagen in eine winzige Lücke vor einem Lastwagen. Hinter ihm hupte es mehrfach. Er nahm die Ausfahrt, an deren Ende bog er links ab, überquerte die Autobahn auf einer Brücke und nahm die Auffahrt in der Gegenrichtung. An der nächsten Ausfahrt verließ er die Autobahn wieder. Er schaute in den Rückspiegel, der Opel war nicht zu sehen. Es war

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