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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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kommen Sie dann dazu, sich mit dem Tod einer Polizistin zu brüsten?«
    »Stand in der Zeitung.«
    »Der Herr liest Zeitung. Welche Zeitung?«
    »Kommt drauf an, was die Leute liegen lassen. Mal Bild, mal Mottenpost, mal die FAZ.«
    »In welcher?« »Was in welcher?« »Na, in welcher Zeitung haben Sie vom Mord an der Polizistin gelesen?«
    »Weiß ich nicht mehr.«
    »Und warum haben Sie damit angegeben?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Duzen Sie mich nicht.«
    »Okay, okay.«
    »Es stand aber gar nicht in der Zeitung.«
    »Was?«
    »Dass eine Polizistin mit einem geklauten Auto überfahren wurde.«
    Der Mann schaute ihn aus geröteten Augen an. Er schüttelte den Kopf. Einen Augenblick fürchtete Ossi, er würde auf seine Lüge nicht hereinfallen. Dann war es ihm klar. Er winkte den Uniformierten zu sich und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Mann nickte und verließ den Raum. Nach kurzer Zeit kehrte er zurück, in der Hand die Morgenpost. Ossi nahm die Zeitung und legte sie vor Stroh auf den Schreibtisch.
    »Hier haben Sie Ihre Mottenpost. Vielleicht sind Sie so freundlich, mir die Schlagzeile vorzulesen.«
    Stroh stierte auf die Zeitung. Er schüttelte den Kopf.
    »Was soll denn der Quatsch? Kannst du deine Zeitung nicht selbst lesen? Gibt’s da ein Gesetz, dass jeder Polizist einen Vorleser kriegt?«
    »Vorlesen«, sagte Ossi.
    »Nein«, sagte Stroh.
    »Du kannst gar nicht lesen«, sagte Ossi.
    »Duz mich nicht.«
    »Sie können nicht lesen, stimmt’s?« »Das geht dich nichts an.« Ossi stand auf und verließ das Zimmer. Er holte sich einen
    Kaffee am Automaten im Flur. Er stellte sich an ein Fenster und schaute hinaus. Er war überzeugt, Stroh log. Aber war er der Täter? Er musste sich Zeit lassen beim Verhör. Stroh war dumm, aber gerissen. Ossi trank seinen Kaffee aus und ging zurück in das Zimmer. Er bereute es, nicht ein Verhörzimmer benutzt zu haben. Es würde eine Weile dauern, bis der Gestank sich verziehen würde.
    »Ich möchte rauchen«, sagte Stroh, als Ossi das Zimmer betrat.
    »Nachher vielleicht«, sagte Ossi. »Wenn wir fertig sind.«
    »Wir sind fertig.«
    »Das bestimme ich.« Er lehnte sich zurück in seinem Sessel. »Sie haben mich angelogen. Sie wollen in der Zeitung von dem, sagen wir mal Unfall gelesen haben, aber Sie können nicht lesen. Geben Sie doch zu, dass Sie die Polizistin umgefahren haben. Dann ersparen Sie sich und uns die Nerverei.«
    »Ich will einen Anwalt.«
    Ossi stand auf und gab dem Mann das Hamburger Telefonbuch. Er setzte sich wieder hin und schaute Stroh an. Der war erstarrt. Er betrachtete den Deckel des Telefonbuchs. Er schniefte und fuhr sich mit dem Handrücken über die Nasenlöcher. Er hustete. »Gut, ich hab’s gesehen.«
    »Was haben Sie gesehen?«
    »Na, wie der Mercedes die Frau umfuhr.«
    »Sie haben einmal gelogen, und jetzt fangen Sie wieder an.«
    »Doch, ich habe es gesehen.«
    »Sie haben den Wagen gefahren, der die Frau umfuhr.«
    Stroh schüttelte den Kopf.
    »Wo standen Sie, als es passierte?«
    »In der Sydneystraße, irgendwo da. Ich hatte gerade mit einem Kumpel ein Bier gezischt, da raste dieses Auto um die Kurve, die Reifen quietschten. Und dann hat es bums gemacht. Der Wagen schleuderte und raste dann einfach weiter.«
    »Sie lügen, wir haben Spuren im Auto gefunden, die eindeutig von Ihnen stammen. Die Haare müssen wir noch untersuchen,
    aber ein Fingerabdruck von Ihnen ist am Lenkrad.«
    Stroh starrte Ossi ungläubig an. »Ich will einen Anwalt.«
    Ossi zeigte aufs Telefonbuch. »Sie haben das Recht auf einen Anwalt, aber nicht darauf, dass ich Ihnen aus dem Telefonbuch vorlese. Wenn Sie gestehen, suche ich Ihnen einen guten Anwalt heraus.«
    »Du lügst«, sagte Stroh. »Ihr wollt mir diese Sache anhängen. Ich habe damit nichts zu tun!« Er schrie fast.
    »Warum lügst du dann?«, brüllte Ossi Stroh an. »Wenn du es nicht warst, dann sag die Wahrheit.«
    »Das tu ich doch.« Stroh klang verzweifelt.
    Ossi winkte dem Uniformierten in der Ecke zu und sagte: »Abführen!«
    Der Polizist legte Stroh Handschellen an und ging mit ihm aus dem Raum. Stroh drehte sich in der Tür um und rief: »Es kann überhaupt kein Fingerabdruck von mir in dem Auto sein!«
    Ossi drehte sich weg. Als die Tür geschlossen war, saß er lange schweigend am Tisch. Stroh war heruntergekommen und hatte bestimmt einiges verbrochen. Aber mit dem Tod von Ulrike Kreimeier hatte er nichts zu tun. Sonst hätte er anders reagiert auf Ossis Trick mit den

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