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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Enheim?«
    »Dann bleibt der Schalldämpfer.«
    »Der beweist nicht, dass es Mord war«, sagte Carmen.
    »Er könnte doch wirklich einen Grund gehabt haben, nicht gleich gefunden werden zu wollen.«
    »Und der Mann mit dem Jackett? Der ist geradezu aus der Wohnung geflohen. Ob das Taxi schon auf ihn gewartet hat?«
    »Lass uns mal in den Nachbarhäusern fragen. Nur, es gibt einen Haufen Gründe, schnell eine Wohnung zu verlassen. Nicht jeder, der das tut, ist ein Mörder.«
    »Aber nicht in jeder Wohnung, aus der einer flüchtet, finden wir eine Leiche.«
    Sie verließen das Haus, in dem Enheim gewohnt hatte, und begannen an den Nachbarhäusern zu klingeln.
    Es ergab sich nichts Neues. Außer der Beobachtung einer jungen Frau. Sie berichtete Carmen, ein älterer Mann mit einem Jackett, grau oder dunkelgrün, sei zu Fuß die Straße hinuntergelaufen in Richtung Friedhof. Er hatte ein stark gebräuntes Gesicht, das sei ihr wegen des Kontrasts zu den weißen Haaren besonders aufgefallen.
    »Vielleicht hat er sich dort ein Taxi genommen. Oder er ist zum S-Bahnhof Kornweg gelaufen. Was auch immer«, sagte Carmen. »Wir sollten trotzdem versuchen über die Taxizentralen die Fahrer zu fragen. Vielleicht kann sich einer erinnern.«
    »Klar. Aber zuerst machen wir etwas anderes. Wir fragen den Herrn Holler mal, wo er heute war zwischen elf und zwölf.«
    Carmen schaute ihn verwundert an. Es sah so aus, als wollte sie ihn fragen, ob er Holler für blöd hielt. Oder für einen Maskenkünstler.
    »Na ja«, sagte Ossi. »Könnte doch sein.«
    »Wenn du keinen Unsinn in die Akten geschrieben hast, dann ist Holler ein großer, jugendlich wirkender Mann. So einer, in den sich Frauen gern verlieben. Wir haben es hier aber mit einem mittelgroßen alten Knacker zu tun. Und wahrscheinlich mit einem Suizid.«
    »Ich dachte, du wolltest den Gegenstand deiner Verliebtheit endlich kennen lernen.«
    Sie grinste. »Na gut, fahren wir hin. Guck ich mir den Wunderknaben mal an.«
    ***
    Am Samstag ging es ihm besser. Er fühlte sich nicht stark, aber das Gummi war aus den Gelenken gewichen. Er konnte wieder tippen, ohne die Tasten zu verfehlen. Im PC fand er eine Mail von Anne. »Hoffentlich nichts Ernstes. Melde dich.«
    Er überlegte sich, was er alles mitnehmen musste, wenn er am Montagmorgen nach Berlin fuhr. Er kramte in der Wohnzimmerkommode nach seinem Handy. Er fand es in einer Schublade unter Zeitungsseiten, die er aufgehoben hatte, Berichte über historische Funde in Lübeck und an der Ostsee. Das brachte ihn auf die Idee, am Nachmittag an der Ostsee spazieren zu gehen.
    Er ging den Weg, den er mit Anne gelaufen war. Es wimmelte von Menschen in Badeanzügen. Kinder kreischten. Jugendliche spielten Ball. Er zog die Sandalen aus und lief mit den Füssen im Wasser. Tang verhedderte sich zwischen den Zehen. Eine Horde Kinder tobte vorbei und bespritzte ihn. Er spürte die Anstrengung, der leichte Dauerwind kühlte die Stirn. Er hörte und sah den Trubel wie durch eine Wand. Bohming fiel ihm ein. Erst riet der Anne, sich an Stachelmann zu wenden, dann belegte er sie mit Beschlag für einen seiner Angeberauftritte. Stachelmann war zornig. Sonderlich traurig hatte Anne nicht geklungen auf dem Anrufbeantworter. Er hätte ein paar Mal fast ihre Nummer gewählt. Es hatte keinen Sinn. Sie hatte sich offenbar nicht genug gewehrt. Und nun recherchierte sie für den Sagenhaften und fuhr möglicherweise mit auf den Kongress, um Bohmings Auftritt zu umrahmen. Es war ekelhaft. Stachelmann ärgerte sich. Warum hatte sie Bohming nicht gesagt, dass alles schon gebucht war, auch das Haus Morgenland in der Finckensteinallee, einen Steinwurf entfernt vom Archiv? Sie wollte nicht mit. Sie wollte nicht mit ihm allein sein. Alle Freundlichkeit nur vorgespielt, damit er ihr half, sich selbst abzuschießen. Denn das war Bohmings Plan. Stachelmann, der Versager, der ehemalige Historiker der Zukunft, der musste weg für Bohmings Liebling. Aber erst, nachdem sie ihn ausgequetscht hatte. Er war noch von Nutzen.
    Fast hätte Stachelmann einen Mann umgelaufen. Stachelmann bestaunte den Wanst des Manns, schwarze Haare bedeckten dicht Bauch und Brust. Um den Hals trug er ein Goldkettchen mit einem Emblem. Vorne eine Glatze, am Hinterkopf Haare, die bis hinunter zu den Schultern fielen. So stellte sich Stachelmann einen Zuhälter aus St. Pauli vor. Er wich dem Mann aus, der beachtete ihn nicht, sondern starrte hinaus aufs Wasser, dorthin, wo zwei junge Frauen im Bikini

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