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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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aß drei Bissen und legte den Rest des Brots auf den Teller.
    Im Kopf war ein Pochen, die Rippen schmerzten beim Atmen. Ein stechender Schmerz. Der Rücken tat weh, er fühlte sich an, als wäre er fixiert gewesen in der Nacht. Vorsichtig stand Stachelmann auf. An der Tür hing ein weißer Bademantel. Auf dem Weg zur Tür wurde ihm schwindelig, überall Schmerzen. Er ging zurück zum Bett und setzte sich auf die Kante. Als der Schwindel nachließ, versuchte er es noch einmal. Diesmal spielte der Kreislauf mit. Er zog den Bademantel an und öffnete die Tür. Auf dem Gang Menschen in Bademänteln, manche trugen Infusionsflaschen. Ein Mann in weißem Kittel eilte irgendwohin. Stachelmanns Zimmer lag am Ende des Ganges. Er schaute aus dem Fenster hinunter. Es regnete auf einen großen Parkplatz. Er ging vorsichtig den Gang entlang, die Beine gehorchten. Nur die Schmerzen quälten ihn. Aus einem Zimmer, die Tür war nur angelehnt, hörte er ein mehrstimmiges Frauenlachen. Auf der Tür stand Schwesternzimmer. Er klopfte und drückte die Tür weiter auf. Fünf oder sechs Krankenschwestern saßen um einen Tisch, gedeckt mit Bechern und Tellern. Es roch nach Kaffee. Er erkannte die dicke Schwester, sie erhob sich, als sie ihn sah. »Aber, Herr Doktor Stachelmann«, sagte sie.
    Stachelmann bat um eine Schmerztablette und ein Glas Wasser. Als er die Tablette genommen hatte, setzte er seine Wanderung durch das Krankenhaus fort. In einem Raum mit Glastür saßen Raucher, es stank hinaus auf den Flur. Er sah einen Mann in einem dunkelblauen Bademantel, in der einen Hand einen Flachmann, in der anderen eine Zigarette. Stachelmann kehrte um, begegnete einer Frau mit Blasenkatheder, jedenfalls trug sie einen Beutel mit einer blassgelben Flüssigkeit in der Hand. In der Mitte zwischen den beiden Gangenden lag das Treppenhaus mit zwei Aufzügen. Einen Treppenabsatz tiefer entdeckte Stachelmann eine grüne Metalltür, sie trug die Aufschrift Notausgang. Er stieg die Treppe hinunter und öffnete die Tür. Sie führte auf eine Betontreppe. Es war dunkel, an der Wand ertastete er einen Lichtschalter. Er legte ihn um, eine schmutzige Treppe im Funzellicht.
    »Was treiben Sie denn hier?« Die Stimme in seinem Rücken klang scharf.
    Er drehte sich um, eine Krankenschwester, klein, rothaarig, starrte ihn böse an.
    »Ich wollte mal schauen«, stotterte Stachelmann.
    »Hier gibt es nichts zu schauen.«
    »Ist ja gut.« Er schloss die Tür und ging zurück zu seinem Zimmer. Er legte sich aufs Bett. Morgen würde er das Krankenhaus verlassen, egal, was die Ärzte sagten. Die Tür öffnete sich, der Arzt erschien in Begleitung der dicken Krankenschwester. Der Arzt stellte sich ans Fußende des Betts und sagte: »Na, schon wieder auf den Beinen, Herr Stachelmann?«
    Stachelmann nickte. »Was ist Ihre Diagnose?«
    »Sie sind kerngesund, soweit ich das sehe.«
    »Ich habe eine Arthritis.«
    »Das gehört nicht in unser Fachgebiet. Abgesehen von ein paar Prellungen und der schicken Beule an Ihrer Stirn ist nichts passiert.«
    Nichts passiert, dachte Stachelmann. Das ist nicht wahr.
    »Und immerhin sind Sie schon so gesund, dass Sie Besucher empfangen wollen.«
    »Der war von der Polizei«, sagte Stachelmann.
    »Den meint der Herr Doktor nicht«, sagte die Krankenschwester.
    »Ich habe sonst keinen Besuch bekommen.«
    »Weil ich ihn weggeschickt habe«, sagte die Schwester. Es klang, als erzählte sie von einem Sieg.
    »Wen weggeschickt.«
    »Na, Ihren Vater.«
    Es traf Stachelmann wie eine Faust in den Solarplexus. Er schnaufte.
    »Was ist denn mit Ihnen?«, fragte die Schwester.
    »Warum haben Sie meinen Vater weggeschickt?«
    »Ich habe gesagt, ich würde mal schauen, ob es geht. Als ich hier reinschaute, schliefen Sie. Ihr Vater kann bestimmt später noch einmal kommen. Das hat er auch gesagt. Er ist so ein verständnisvoller Mann.«
    »Woher weiß mein Vater, dass ich hier bin?«
    »Haben Sie es ihm etwa nicht gesagt? Sie haben doch ein Telefon im Zimmer, und ein Handy haben Sie auch dabei.«
    Sie hatte also sein Jackett durchsucht. Hatte Ossi seinen Vater informiert? Dafür gab es keinen Grund, Ossi kannte seinen Vater nicht, wusste nicht mal, ob er noch lebte und wo er wohnte.
    »Wie sah mein Vater denn aus?«
    »Wie soll ich ihn beschreiben?«, fragte die Schwester.
    Der Arzt unterbrach sie: »Herr Stachelmann, zwei, drei Tage möchte ich Sie noch hier behalten. Nur zur Beobachtung.« Er ging.
    »Wie sah er aus?«, fragte Stachelmann noch

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