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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Aktenstapel fürchtet, ich, gerade ich soll umgebracht werden. Hornblower fiel ihm ein, der unter Selbst-zweifeln litt, sich aber nicht daran hindern ließ, mutige Entscheidungen zu treffen. Von Horny lernen heißt siegen lernen. Stachelmann lachte, aber dann kroch ihm die Angst in den Körper. Sie erreichte Darm und Magen und stieg übers Herz in den Kopf. Er saß auf der Bettkante und sah seine Hand zittern.
    Dann entschied er sich. Er wartete, bis es draußen dunkel war. Er schaltete das Licht in seinem Zimmer aus und schaute aus dem Fenster. Der Parkplatz war schwach beleuchtet. Er beobachtete, ließ die Augen streifen von links nach rechts und wieder zurück. Sie fingen eine Bewegung ein. Da war ein Asphaltweg, am Rand Büsche. Der Weg führte vom Parkplatz zu einem Eingang im Krankenhaus. Ein Busch hatte gewackelt, obwohl es windstill war. Stachelmann starrte zu dem Busch, es tat sich nichts. Ein Vogel, eine Katze, längst verschwunden. Er ließ seine Augen wieder umherstreifen. Ein Auto kam, parkte, eine Frau stieg aus. Stachelmann ging auf den Gang und tat so, als würde er spazieren gehen. Er beobachtete genau, was sich tat. Langsam wurde es ruhig. Hin und wieder eilte eine Krankenschwester über den Gang und verschwand in einem Zimmer, über dessen Tür ein Lämpchen leuchtete.
    Er kehrte zurück in sein Zimmer und wartete bis nach Mitternacht. Dann zog er seine Kleidung an. Die Geldbörse steckte in die Gesäßtasche seiner Hose, er entdeckte darin etwas mehr als zweihundert Mark und die Kreditkarte. Er öffnete vorsichtig die Tür und schaute auf den Gang. Er würde keine Minute brauchen bis zur Nottür an der Treppe. Der Gang war leer. Stachelmann schlüpfte aus der Tür und lief mit schnellen Schritten in Richtung Treppenhaus. Die Tür des Schwesternzimmers war angelehnt, er hörte zwei Frauenstimmen. Bloß nicht rennen! Er erreichte das Treppenhaus. Ein Aufzug klingelte, das Licht über dem Eingang leuchtete. Gleich würde die Aufzugtür sich öffnen. Stachelmann nahm zwei Stufen gleichzeitig hinunter zu der Zwischenetage mit dem Notausgang. Auf der vorletzten Treppenstufe rutschte er aus. Er fiel aufs Steißbein, verkniff sich einen Schmerzensschrei. Er saß auf dem Hintern und schaute nach oben. Aus dem Aufzug stieg ein Mann. Er hatte weiße Haare und trug ein graues Jackett. Der Mann ging in Richtung seines Zimmers. Stachelmann duckte sich. Als der Mann verschwunden war, stand er auf und humpelte zum Notausgang. Gleich würde der Mann entdecken, Stachelmann war nicht in seinem Zimmer. Entweder würde er dort warten, das war riskant, weil jeden Augenblick jemand anders als Stachelmann auftauchen konnte. Oder er verließ das Krankenhaus, wahrscheinlich auf dem gleichen Weg, den er gekommen war.
    Stachelmann hatte einen Vorsprung. Es würde auf jeden Fall reichen, um sich vorläufig in Sicherheit zu bringen. Irgendein Hotel unter falschem Namen. Niemand würde ihn in dieser Nacht finden. Es sei denn, der Mann arbeitete nicht allein, sondern hatte Helfer, die sich Stachelmann an die Fersen hefteten. Als Stachelmann über den Notausgang das Krankenhaus verließ, sah er niemanden. Er stand auf einer Wiese und hörte, wie auf dem Parkplatz um die Ecke ein Auto gestartet wurde. Er versteckte sich hinter einem Busch. Das Auto fuhr nicht an ihm vorbei. Stachelmann schlich sich an der Hauswand entlang weg vom Parkplatz. Er kam an eine Ecke und schaute vorsichtig herum. Dort war der Haupteingang. Er blieb stehen und wartete. Es war wenig los. Nach etwa einer Viertelstunde verließ ein Mann das Krankenhaus und lief zur Luisenstraße, die weißen Haare schimmerten im Licht der Lampen am Eingang. Stachelmann lief los, folgte dem Mann. Du bist wahnsinnig, schoss ihm durch den Kopf. Aber seine Beine liefen weiter. Der Mann ging die Straße entlang in Richtung U-Bahnhof Zinnowitzer Straße. Er lief gemächlich und drehte sich nicht um. Er stieg die Treppen zur U-Bahn hinunter. Stachelmann hielt Abstand. Als der Mann den Bahnsteig erreichte, wartete Stachelmann hinter einem Pfeiler. Eine ältere Frau kam Stachelmann entgegen und musterte seine Kleidung. Er sah an sich hinunter, überall Schmutz vom Sturz auf die Gleise. Eine U-Bahn fuhr ein, der Mann wartete, bis alle ausgestiegen waren. Stachelmann mühte sich, nicht in den Gesichtskreis des Manns zu geraten, und stieg einen Wagen weiter vorn ein. Er setzte sich auf die Bank am Kopf des Wagens, hier überblickte er den Bahnsteig und konnte sehen, wo der Mann

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