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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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schmutzigen Klamotten auf dem Bett gelegen hatte, musste geisteskrank sein. Es war Mitleid im Blick der Frau gewesen.
    »Wollen Sie sich zweihundert Mark verdienen?«, fragte Stachelmann die Frau.
    Sie lachte. »Ich Putzfrau, soll ich andere Dame rufen?«
    Stachelmann schüttelte den Kopf. Er zeigte auf sie. Er zog zwei Hundertmarkscheine aus seiner Geldbörse und hielt sie der Frau hin.
    Sie schaute ihn streng an. »Ich keine Hure.«
    Stachelmann erschrak. Wenn er sie verärgerte, saß er in der Tinte. »Nein, nein.« Er zeigte auf das Bett und winkte ab. »Etwas anderes, nur eine Hilfe für mich.«
    Die Frau schaute ihn an.
    Stachelmann wies auf seine Kleidung. »Ich brauche ein frisches Hemd und eine Hose, Unterwäsche und Socken.«
    »Ich soll kaufen?«
    »Nein, die sind in meinem Hotel.«
    Sie begriff nicht. Es war auch nicht zu begreifen, dass Stachelmann in dem einen Hotel aufwachte und in einem anderen seine Kleidung hatte.
    Stachelmann überlegte, ob er der Frau Geld fürs Taxi geben sollte. Er tat es nicht, sie wäre vielleicht aufgefallen. Womöglich wäre sie auch auf die Idee gekommen, mehr Geld von ihm zu fordern, wenn er den Anschein erweckt hätte, das Portemonnaie sitze ihm locker. Er gab ihr seinen Zimmerschlüssel aus dem Haus Morgenland. Sie würde ihre Arbeit im Hotel Elvira beenden, dann gleich nach Lichterfelde fahren, Kleidung aus seinem Zimmer holen und zum Hotel Elvira zurückkehren.
    »Sie mir schreiben Papier«, sagte sie.
    Er verstand erst nicht, dann nickte er. Sie verließ das Zimmer und kam mit einem Block und einem Kugelschreiber zurück. Er fragte sie nach ihrem Namen und schrieb, Aische Jyksel sei von ihm bevollmächtigt, Kleidung für ihn zu holen, er habe ihr deshalb seinen Zimmerschlüssel gegeben. Er unterzeichnete und gab ihr den Zettel. Er ermahnte sie, dieses Papier nur im Hotel zu zeigen, und nur dann, wenn sie dazu aufgefordert würde. Oft war die Rezeption nicht besetzt, womöglich gelang es Aische, unbemerkt an seine Sachen zu gelangen. Dann konnte er sicher sein, dass niemand ihr folgte und sie den Mörder nicht zu ihm führte.
    »Alimente?«, fragte Aische.
    Stachelmann schüttelte den Kopf. »Ich hatte eine Freundin«, sagte er. »Leider habe ich nicht gewusst, dass die Freundin verheiratet war.«
    Aische zog ein mitleidiges Gesicht. »Ihnen nicht gesagt?«
    Stachelmann schüttelte den Kopf.
    »Das sein traurig.«
    Stachelmann nickte.
    »Und jetzt Mann von Freundin hinter dir her?«
    Stachelmann fuhr sich mit der flachen Hand über die Kehle.
    »Er sollte Freundin töten«, sagte Aische. »Freundin gelogen hat.«
    Stachelmann hob die Achseln und ließ sie fallen.
    Sie verabredeten sich für zwei Uhr am Nachmittag. Aische verließ das Zimmer, um ihre Arbeit zu beenden. Stachelmann ging hinunter zur Rezeption. Dort saß ein jüngerer Mann, über der Stirn lichteten sich braune Haare. Der Mann las in einer Zeitschrift mit Bildern nackter Frauen.
    »Ich brauche das Zimmer noch etwa bis drei Uhr«, sagte Stachelmann.
    Der Mann nickte und sagte: »Dreihundert Mark im voraus, Handtücher inklusive.«
    Stachelmann legte drei Hundertmarkscheine auf den Tresen. Der Ausflug nach Berlin wurde allmählich teuer.
    Sein Handy klingelte. Er drückte die Rufannahmetaste.
    »Hier Anne, wo bist du?«
    Stachelmann stieg die Treppe hoch. »Im Hotel.«
    »Ich dachte, du arbeitest im Archiv, hast dich Wohl fürs Nachtleben entschieden.«
    »Klar«, sagte Stachelmann. »Das ist der wahre Grund, warum ich in Berlin bin. Du wolltest ja nicht mit.« Die Angst vor dem Mörder hatte seine Schüchternheit weggeblasen. Er staunte über sich selbst. Ihm schien alles glasklar zu sein.
    »Aha«, sagte Anne. »Und in welchem Etablissement hast du diese Nacht verbracht?«
    »Ich glaube, es nennt sich Hotel Elvira. Ist eine ziemlich üble Absteige. Ein Bett für dreihundert Mark, Handtücher inbegriffen.«
    Anne schwieg.
    Dann sagte sie: »Du nimmst mich auf den Arm.«
    »Überhaupt nicht. Wie geht’s dem Sagenhaften?«
    »Sag mal, das mit dem Hotel Elvira ist doch ein Scherz?«
    »Nein, ich bin gestern durch die Nacht gewandert und musste hier schlafen. Und jetzt warte ich, dass mir eine türkische Putzfrau saubere Klamotten aus meinem Hotel in Lichterfelde bringt.« Er freute sich, sie schien eifersüchtig zu sein. Er hörte sie atmen. »Die Nacht davor habe ich im Krankenhaus verbracht. Ich bin nicht auf Recherchereise, sondern verbringe einen Abenteuerurlaub in Berlin.«
    »Jetzt fang mal ganz am

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