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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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kann ich alle Akten sehen, die die beiden gelesen haben?«
    »Eigentlich nicht, jedenfalls nicht die, die kopiert werden sollen. Die beiden Herren haben es eilig. Der Vorgang genießt höchste Priorität.« Bender schien verärgert zu sein. Wahrscheinlich gingen ihm die beiden Männer auf die Nerven. Sonderwünsche. Beamte hassen Sonderwünsche.
    »Und wenn Sie mich kurz hineinsehen lassen? Es kann doch nicht alles auf einmal kopiert werden, wenn es so viel ist.«
    »Schon, schon, aber die Akten werden von einer Firma kopiert, und die holt sie alle heute Abend ab.« Er schaute Stachelmann streng an. »Was wollen Sie eigentlich mit diesen Akten?«
    »Offen gesagt, so genau weiß ich es nicht. Ich fürchte, die beiden Herren suchen etwas, das ich auch suche.
    Wahrscheinlich wissen die beiden nur besser, was es ist. Und außerdem bezweifle ich, dass die Herren von der Finanzbehörde sind.«
    Bender blieb der Mund offen stehen. Dann fragte er:
    »Wie kommen Sie darauf? Mich hat sogar jemand vom Büro des Hamburger Finanzsenators angerufen. Ich weiß nicht, Herr Dr. Stachelmann, wenn wir uns nicht schon so lange kennen würden …« Er vollendete den Satz nicht und ging zurück in den Benutzersaal.
    Stachelmann verließ das Archivgebäude und betrat die Bibliothek in der ehemaligen Kirche der Kadettenanstalt. Er setzte sich auf einen Stuhl im Bibliothekssaal, in einigem Abstand saßen zwei Männer und lasen. Stachelmann überlegte, was er tun sollte. Er kam nicht an die Akten der beiden Typen aus Hamburg heran. Er spielte mit dem Gedanken, die beiden per Telefon aus dem Benutzersaal zu locken, aber sie hätten die Akten zurückgegeben, bevor sie abzogen. In ein paar Wochen würde er mit Hilfe der Laufzettel, die jeder Akte beigelegt wurden, vielleicht herausbekommen, was die beiden interessierte. Allerdings musste er dafür beide Namen kennen. Aber die würde ihm Bender sagen, sobald die Finanzbehördenleute abgereist waren. Er war ungeduldig, wollte nicht so lange warten. Außerdem war er nicht sicher, ob die gleichen Laufzettel noch benutzt wurden, wenn er die Akten wieder sah. Er durfte nicht so lange warten. Wenn die beiden etwas zu tun hatten mit dem Mörder, dann musste er mit einem weiteren Anschlag rechnen. Er verstand immer noch nicht, warum. Den Grund fand er vielleicht in den Akten, die heute Abend abgeholt wurden zum Kopieren. Einen Teil der Signaturen hatte er im Kopf. Er musste die Akten finden. Plötzlich wusste er, wo.
    ***
    Sie saßen sich gegenüber. Ossi zündete sich eine Zigarette an, Carmen verzog das Gesicht. »Die Raucherei ist grässlich«, sagte sie.
    »In dieser Hinsicht habe ich mich nicht verbessert. Ulrike hasste es auch. Aber sie war so tolerant, es zu dulden.«
    »Sich von dir vergiften zu lassen? Passiv rauchen ist fast ungesünder, als selbst zu paffen.«
    »Darüber streiten wir uns später.« Ossi nahm ein Blatt aus der vor ihm liegenden Akte und las vor: »Helmut Fleischer, verkaufte 1975 an Holler. Norbert Enheim verkaufte 1976, wurde ermordet, Täter unbekannt. Karl Markwart, verkaufte 1976, starb vor drei Jahren an Lungenkrebs.«
    Carmen warf ihm einen strafenden Blick zu. »Hat wahrscheinlich mit einem Raucher zusammen im Zimmer gesessen.«
    Ossi winkte ab. »Otto Grothe, hat 1978 verkauft, ist alt und schusselig. Und Nichtraucher. Hat also alle Chancen, tapfer an was anderem zu sterben. Mit Grothe habe ich geredet, ich wüsste nicht, wie der uns weiterhelfen sollte. Otto Prugate verbirgt etwas, hat auch 78 verkauft. Johann-Peter Meier, verkaufte 1979 und lebt noch. Wo?« Ossi blätterte in der Akte. »Stimmt, in Dockenhuden. Den müssen wir mal besuchen. Und zwar ohne Anmeldung. Ferdinand Meiser verkaufte 1980 und liegt ihn Ohlsdorf.«
    Carmen blickte ihn fragend an.
    »Das ist der Zentralfriedhof. Gottlob Ammann, verkaufte 81 und lebt noch. Das müssten alle sein. Ich werde Taut vorschlagen, dass irgendwer das Handelsregister durchsieht, ob es weitere Käufe Hollers gegeben hat.«
    »Das Handelsregister der letzten vier Jahrzehnte. Sklavenarbeit. Ich bin sicher, diesen tollen Job krieg ich aufs Auge gedrückt.«
    Ossi grinste. »Wenn du lieb bist, ließe sich das vielleicht um gehen.«
    »Ich glaubte, korrupte Bullen gäbe es nur anderswo.«
    »Nein, nein. Die gibt es überall, das ist gewissermaßen eine internationale Vereinigung.«
    »Und du bist der Boss.«
    »Du schmeichelst mir. Der Boss ist immer der korrupteste. Ich übe zwar fleißig, aber bis ich die Kollegen in

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