Mannerfreie Zone
ungefähr vier Aspirin geschluckt hat und ich noch mal zwei, machen wir uns fertig, um auf der 10. Avenue irgendwo im Freien zu frühstücken. Es ist ein wirklich wunderschöner Tag. Ich komme mir vor, als ob Todd und ich ein Date hätten. Und ich bin mir sicher, dass es ihm genauso geht.
„Da sitzen wir und essen Eier mit Speck, während Pete und Roseanne früh aufgestanden sind, um zu joggen. Das ist doch verrückt.“
„Tja, ich schätze, so ein Pärchen werden wir nie sein“, sagt er. Wir schauen uns betreten an. „Ich meine, nicht dass wir ein Pärchen sind oder so was.“ Ab da reden wir nur noch über Roseanne und Pete und andere Paare, die wir kennen. Wir vermeiden es, über uns zu sprechen.
Nachdem wir bezahlt haben, beschließe ich, ihn endlich zu fragen. „Was ist aus dem Mädchen in Atlanta geworden?“
„Oh, äh, das hat nicht wirklich funktioniert. Ich war zu oft weg, was echt ein Problem ist. Deswegen sollte ich mich vermutlich auch in nächster Zeit nicht binden.“ Wir laufen zum Pier. Alle Welt scheint heute unterwegs zu sein. Radfahrer und Roller-Blader flitzen an uns vorbei.
„Und was ist mit dir und diesem Jungen?“
„Jungen? Er war ein Mann. Nichts. Ich weiß nicht einmal, ob da überhaupt jemals was war. Ich glaube, ich habe ihn zu sehr gemocht.“
„Und er dich nicht?“
„Doch, schon. Ich meine, das glaube ich zumindest, aber er hat seinen Job auch ziemlich gerne gemocht. Und mir hat sein Job nicht besonders gefallen, das war das Problem. Seltsam, dass wir nun in einem Alter sind, wo unsere Arbeit so eine Rolle in unseren Beziehungen spielt. Leider mag ich meinen Job nicht sonderlich, sonst würde sich das wenigstens lohnen.“
„Mir gefällt mein Job, und ich glaube trotzdem nicht, dass es sich lohnt. Man sollte nichts dafür opfern müssen.“ Wir setzen uns ans Ende des Landungsstegs.
„Hast du das Mädchen wirklich gemocht?“
„Ich weiß nicht. Wahrscheinlich nicht. Ich war noch in eine andere verliebt.“
„Oh.“ Wenn ich ihn nicht frage, in wen, bedeutet es, dass ich es weiß. Und wenn er mir nicht sagt, um wen es sich handelt, habe ich Recht. Also schauen wir eine Weile schweigend auf den Hudson. Ein Hund an einer langen Leine kommt zu uns, wir streicheln ihn, woraufhin er uns abschleckt.
Dann meint Todd, ich solle kurz warten, er wolle etwas besorgen. Er bleibt fast eine halbe Stunde verschwunden. Es ist aber nicht schlimm. Ich stütze mich auf den Ellbogen ab, werfe meinen Kopf zurück und genieße die Sonne. Als er schließlich zurückkommt, trägt er zwei Taschen unterm Arm. Aus einer nimmt er Käse und Kräcker. Aus der anderen eine Flasche Wein und kleine Pappbecher.
„Das ist ja nett.“ Wir schneiden den Käse mit seinem Taschenmesser und trinken den Wein aus diesen winzigen Bechern. „Definitiv ungesund.“ Wir bleiben dort sitzen, bis die Sonne untergeht, später als sonst. Der Sommer ist wirklich sehr nah.
„Was würdest du heute Abend gerne machen?“
„Nun, es ist immer noch dein Geburtstagswochenende. Du darfst entscheiden.“
„Möchtest du vielleicht einfach nur ein Video ausleihen oder so? Oder ist dir das zu langweilig?“
„Ich bin schon oft genug hier gewesen, Eve. Du musst mich nicht mehr beeindrucken.“
„Dann ist ja gut.“
Wieder Zuhause schauen wir uns ein Video an und trinken die erste Flasche Wein (es sind nur zwei im Haus). Wie mir scheint, sitzen wir auf der Couch näher beieinander als jemals zuvor. Und ich bin mir seiner Gegenwart bewusster als jemals zuvor. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, sich auch auf die kleinste Bewegung von ihm zu konzentrieren. Als er sich am Knie kratzt, ertappe ich mich dabei, wie ich seine Hand anstarre. Dann setzte ich mich so, dass er meine Hand ergreifen kann, wenn er das will.
„Schade, dass wir nichts mehr von dem Käse haben“, sagt er.
„Oh, aber weißt du, was wir haben?“ Ich weiß auch nicht, warum ich so aufgeregt bin.
„Was?“ Er lacht.
„Erdnussbutter. Ich liebe Erdnussbutter. Komm mit.“ Fast werfe ich das Weinglas um, als ich aufstehe und das Video anhalte. Er folgt mir lachend in die Küche. Ich durchsuche die Schränke. Wo ist sie? Dann fällt mir Roseannes verrückte Angst vor Mäusen ein. Ich reiße die Kühlschranktür auf. „Heureka!“
Todd klammert sich am Küchentisch fest, um vor Lachen nicht umzufallen. Ich hingegen kann das Glas gar nicht schnell genug aufschrauben. „Die ist wirklich gut, herrlich. Du wirst auch welche wollen, das garantiere
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