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Mannerfreie Zone

Mannerfreie Zone

Titel: Mannerfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Papa Ariella
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nacheinander in die Augen. Eltern lieben das. „Monica und ich (na ja, ich nicht direkt) haben euch jetzt jahrelang das Geld aus der Tasche gezogen. Dad, du bist doch bereits mit sechzehn ausgezogen, hast du das nicht immer ganz stolz erzählt? Mom, für dich war es nicht leicht mit zwei schreienden Kindern, aber du hast es hingekriegt, oder? Jetzt will ich euch beiden mal eine Pause gönnen. Und ich möchte, dass ihr stolz auf mich sein könnt. Ich will für mich selbst sorgen. Das ist mir sehr wichtig. Ich verspreche, dass ich mir eine Wohnung in der sichersten Nachbarschaft suche, die es gibt. Ich brauche nur euer Verständnis und eure Unterstützung. Und eure Hilfe.“
    Habe ich vielleicht etwas übertrieben? Zu dick aufgetragen? Haben sie mich durchschaut? Ich blicke von einem zum anderen und dann … fängt meine Mutter an zu weinen. Zuerst bin ich mir nicht sicher, ob sie weint, weil sie insgesamt so ergriffen ist oder weil ich ihr gerade den größten Unsinn erzählt habe, den sie je gehört hat. Ich schaue meinen Vater an, der sich in dieser emotionsgeladenen Situation nicht recht wohl zu fühlen scheint und schnell eine weitere Zigarette aus der Packung fummelt. Meine Mutter drückt meine Hand und wischt sich die Tränen weg. Was für eine Szene!
    „Honey, natürlich werden wir dir helfen. Ich bin ja so stolz auf dich.“ Sie steht auf, um mich zu umarmen. Dann umarme ich meinen Dad. Was für eine glückliche Familie!
    „Dann hole ich wohl mal besser das Gästebett aus der Garage“, sagt mein Vater, während er froh über diese Fluchtmöglichkeit seinen Stuhl zurückschiebt.
    Als meine Mom endlich aufhört, mir zu sagen, wie stolz sie auf mich ist, renne ich die Treppe hinauf und rufe Roseanne an. Ich sage ihr, dass alles geregelt ist.
    Den Rest des Abends verbringe ich auf der Toilette, wo ich vor dem Spiegel böse Grimassen schneide.

Oktober
    M einen Eltern zuliebe verbrachte ich den ganzen Freitag damit, das Haus für Roseannes Ankunft zu putzen. Tabitha war ziemlich beleidigt, dass ich mit ihr nicht zu dieser Schickimicki-West-Village-Vernissage gegangen bin. Sie fand es auch nicht lustig, als ich sagte, dass ich ihr für jeden nicht schwulen Typ, den sie kennen lernt, zwanzig Dollar zahlen würde. Sie hat ganz beleidigt aufgelegt.
    Rosie kommt Samstagmorgen mit ihrem geliehenen Kleintransporter an. Ich vergesse immer wieder, wie blond sie ist. Sie sieht aus wie eine Kreuzung aus Reese Witherspoon und einer Countrysängerin. Sie trägt für diese Tageszeit etwas zu viel Lippenstift, aber ich will mal nicht zu gehässig sein. Ihr ist meine neue Frisur sofort aufgefallen, das finde ich gut.
    „Eve, du hast deine Haare abgeschnitten. Du siehst so …“
    „Großstädtisch aus?“
    „Ja, wahrscheinlich.“ Ich kann mein Entzücken kaum verbergen. Mein Dad und ich helfen Roseanne dabei, die Koffer reinzutragen. Vier Stunden später besteht meine Mom darauf, dass wir zusammen Risotto essen. Sie hat sich wegen Roseanne selbst übertroffen.
    Ich glaube, ich habe vergessen zu erwähnen, was für eine hervorragende Köchin Roseanne ist. Das liegt wohl daran, dass dieses Detail weniger interessant ist als der Blow-Job auf der Toilette. Als wir zusammen auf dem College waren, hat sie immer sehr kunstvolle Mahlzeiten in unserem kleinen Ofen zubereitet. Als wir aus dem Studentenwohnheim auszogen, hat sie immerzu Abendessen und Cocktailpartys mit Motto organisiert. Dafür gestaltete sie kleine Tischkarten und machte herrliches Gebäck. Wir haben sie damit aufgezogen, dass sie ihre Produkte doch unter ihrem Namen herstellen und an große Kaufhäuser verkaufen solle. Meine Mom holt sich von ihr immer gerne kleine Kochtipps.
    „Weißt du, Roseanne, mein Risotto schmeckt irgendwie nie so, wie im Restaurant.“
    „Nun, Mrs. Vitali, ich finde es köstlich. Das Geheimnis liegt im Umrühren. Man muss ununterbrochen umrühren.“
    „Ich weiß, das habe ich ja. Aber es schmeckt immer noch so lala.“ Aaah, meine sonst immer so redegewandte Mutter!
    „Nun“, sagt Rosie und ruft offenbar ihr mentales Kochbuch ab. „In ein Käserisotto wie dieses hier sollten Sie vielleicht einfach ein paar helle Rosinen hineinwerfen, das gibt dem Ganzen ein wenig Süße.“ Wer kommt nur auf so eine Idee? Helle Rosinen? Nur Roseanne.
    „Ob das wohl schmeckt? Ich meine, du musst es natürlich wissen.“ Meine Mutter ist völlig begeistert von der Hausfrau, die Rosie sein könnte.
    „Nur ganz wenige, das ist wichtig. Vergessen sie

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