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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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sagte er ger a de, und seine Stimme klang schon älter. »Das ist in der m o mentanen Situation sicherer. Hilfst du uns dabei? Kommst du mit?«
    Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Ich bin unen t schlossen. Sie verlangen da ziemlich viel von mir, und …«
    Der ältere Mann hob plötzlich die Hand, und der and e re verstummte. Anna konnte ihn jetzt von der Seite s e hen. Er war ein gut aussehender Mann mit klaren Gesichtsz ü gen. Dann drehte er sich um, und sie sah die a n dere Seite. Eine Narbe zog sich von seiner Stirn bis zu seinem Kinn, und da, wo sein Auge hätte sein sollen, klaffte eine leere Höhle. Die Wunde musste so tief gew e sen sein und die Narbe war so ungleichmäßig verheilt, dass die beiden Enden seiner Augenbrauen nicht mehr übereinstimmten. Und er fixierte sie!
    »Siehst du das, was ich sehe?« Er ging einen Schritt auf Anna zu und streckte den Arm nach ihr aus. »Kannst du es erkennen?«
    Der junge Mann drehte sich um und runzelte die Stirn. Anna wich in Richtung Kirchentür zurück. Plötzlich legte ihr jemand von hinten eine Hand auf die Schulter. Sie fuhr zusammen und ließ die Halskette fallen.
    »Anna«, sagte Ryan.
    Sie war wieder in der zerstörten Kapelle. Die Gasl a ternen rund um den Platz waren verschwunden; die be i den Männer ebenfalls. »Was ist passiert?«, fragte sie und bückte sich dabei nach der Halskette. Sie lag auf der E r de, und Anna wusste nicht warum.
    »Fass sie nicht an!«, sagte Aldebaran plötzlich.
    »Ich habe zwei Männer gesehen. Ich weiß nicht – habe ich geträumt?«
    »Du hattest die Halskette in der Hand und wurdest plötzlich durchscheinend.« Aldebaran hob die Halskette so vorsichtig auf, als könnte sie ihn verbrennen. Mit der anderen Hand griff er nach der Sturmlaterne. »Kommt jetzt.«
    »Es war eigenartig«, murmelte Ryan Anna zu. »Es hat mir Angst gemacht – ich kann es nicht erklären, aber i r gendwie warst du ganz weit weg. Du hast mich nicht g e hört, als ich mit dir gesprochen habe. Wo bist du gew e sen, Anna?«
    »In einer alten Kirche, und draußen haben Laternen geschienen. Und da waren zwei Soldaten – ein junger und ein älterer, mit einer Narbe im Gesicht und einem fehlenden Auge.«
    »Ahira«, sagte Ryan. »Du hast Ahira gesehen.«
    »Wer ist er?«
    Ryan sprach, ohne sie anzusehen. »Er ist der Mann, der meine Mutter und meinen Vater erschossen hat. Mir verdankt er diese Narbe und die leere Augenhöhle. Ich habe ein Messer nach ihm geworfen.«
    »Beeilt euch«, rief Aldebaran, noch bevor Anna etwas erwidern konnte, und sie gingen zur Haustür. Nachdem er sie hinter ihnen geschlossen und vierfach verriegelt hatte, verschwand er, noch immer mit Annas Halskette in der Hand, nach oben. In der Stille lauschten sie seinen Schritten – einen Treppenabsatz hoch, dann den näch s ten, dann – jetzt leise – noch einen.
    »Wird er sie behalten?«, fragte Anna.
    »Das ist es, was er prophezeit hat. Dass sie zu ihm z u rückkommen würde.«
    Anna wollte gerade sagen, dass sie die Kette vermi s sen würde, unterließ es dann aber. Sie hatte das seltsame Gefühl, als wäre plötzlich nichts mehr real, und die Leichtigkeit an ihrem Hals schien nur ein weiterer Teil davon zu sein – mehr nicht.
    »Er versteht diese Dinge nicht wirklich«, erklärte R y an. »Nicht einmal er versteht sie. Niemand tut das. Er hat sich vorgestellt, dass er die Halskette studieren und h e rausfinden würde, was diese Erleuchteten, von denen sie stammt, mit ihr im Sinn gehabt haben. Aber man kann nie vorhersagen, was diese magischen Objekte tun we r den, wenn die, die sie erschaffen haben, erst einmal tot sind. Sie entwickeln ihre eigenen Kräfte.«
    »Meine Halskette? Ich hätte nie gedacht …« Und wi e der schwiegen sie.
     
    Aldebaran ging über den Speicher des Herrenhauses und wirbelte dabei den Staub von zehn Jahren auf. Er steuerte auf die entlegenste Ecke zu, wo im Schatten eines D e ckenbalkens eine alte Kiste stand, deren Deckel er nun öffnete. In ihr befanden sich mehrere britische Armee-Medaillen, die aus einem Krieg stammten, dessen Namen Aldebaran vergessen hatte, und darunter lagen Briefe – Briefe von Raymonds bestem Freund, der im Kampf g e storben war. Noch immer bedauerte Aldebaran, sie gel e sen zu haben. Er schob diesen Gedanken jetzt beiseite.
    Er legte den Silberadler zwischen die Medaillen, sah sie kurz stirnrunzelnd an, dann schloss er den Deckel. Anschließend verließ er den Speicher und ging langsam wieder nach unten.
    Ryan und

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