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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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widersprach ich, obwohl ich dabei gähnte. Ich lief schnell nach unten, um Wasser zu holen.
    Obwohl wir den halben Weg zur Schule rannten, k a men wir trotzdem zwei Minuten zu spät. Sergeant Bane interessierte sich nicht für Verspätungen. Sergeant Ma r key schon …
    »Er wird dich wieder nachsitzen lassen«, warnte ich Stirling vor, als wir durch das Tor hetzten. Ich war außer Atem, und mein Husten war wieder so schlimm, als wäre er nie abgeklungen.
    »Wenn er es tut, dann gehst du allein nach Hause«, sagte Stirling und drehte sich zu mir um.
    »Ich werde auf dich warten«, sagte ich ihm.
    Das war auch mein fester Vorsatz gewesen, aber dann setzte gerade, als die Schule aus war, ein kalter Nieselr e gen ein. Außerdem war ich müde, und deshalb ging ich schließlich ohne ihn heim. »Er wird in einer halben Stu n de da sein«, sagte Großmutter. »Und abends ist es jetzt hell.«
    Ich saß auf meinem Bett und las die Zeitung, als Sti r ling mehr als eine Stunde später auftauchte. Er kam in unser Schlafzimmer getrottet. »Tut mir leid, dass ich nicht gewartet habe«, sagte ich und faltete die Zeitung zusammen.
    »Macht nichts.«
    Er zog die Stiefel aus und stellte sie in perfekter A n ordnung neben sein Bett, dann arrangierte er die Schnü r senkel so, dass sie an den Seiten herunterhingen, ohne sich zu berühren.
    »Warum machst du das immer?«, fragte ich ihn. Schon als kleiner Junge hatte er seine Stiefel jeden Abend so hingestellt.
    »Ich weiß nicht.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich mag es nicht, wenn die Stiefel auf den Schnürsenkeln stehen.« Ich lächelte ihn an. Stirling setzte sich neben mich aufs Bett. »Weißt du, was Sergeant Markey mich zur Strafe hat machen lassen? Ich musste fünfmal um den Hof laufen, und das mit Gewichten –«
    »Das kann man ja wohl kaum als Strafe bezeichnen.«
    »Nein, aber dann hat er mich geschlagen. Schau mal.« Er streckte seine Hand aus und lachte, als er mich ke u chen hörte.
    Ich konnte die Spuren eines Stocks auf ihr erkennen, aber es waren so viele, dass es unmöglich war, irgende i ne unverwundete Stelle zu unterscheiden. Sie war rot – rot wie rohes Fleisch – und glänzend. In den Rillen seiner Handfläche hatte sich Blut gesammelt.
    »Wie kannst du darüber lachen?«, fragte ich alarmiert. »Tut es nicht weh?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Aber es tat weh, als er es gemacht hat?«
    »Nein.«
    »Während er dich geschlagen hat, meine ich.«
    »Nein, ich schwöre, dass es nicht wehgetan hat«, b e teuerte mein Bruder. »Das ist es ja, was so lustig ist. Ich habe es überhaupt nicht gespürt. Ich wusste, dass es we h tun würde, aber das tat es gar nicht. Ich musste ein bis s chen lächeln, weil es so eigenartig war. Markey sah aus, als hätte er Angst. Ich summte eine Melodie, und er schrie mich an, ich solle damit aufhören.«
    »Du hast eine Melodie gesummt?« Ich nahm seine Hand und starrte auf die Striemen.
    »Das Lied, das wir gestern in der Kirche gesungen h a ben.«
    »Warum?«
    »Ich kenne fast nur Kirchenlieder.«
    »Nein, ich meine, warum hast du gesummt?«
    »Ich habe gar nichts gemerkt.«
    »Ein Kirchenlied.« Ich ließ seine Hand los, hörte aber nicht auf, sie anzustarren. »Er hat wahrscheinlich g e dacht, dass du ein Prophet bist, der gekommen ist, um ihn in die Hölle zu schicken.«
    »Schicken Propheten Leute in die Hölle?«
    »Ich weiß es nicht – er dachte wahrscheinlich, dass Gott dir helfen würde oder so.«
    »Stirling!«, rief Großmutter von der Tür.
    »Ja.« Als er sich zu ihr umdrehte, glänzte seine Hand grotesk im Licht, das vom Fenster hereinsickerte.
    »Was ist passiert?« Sie eilte zu ihm. »Warum hast du mir das nicht gezeigt?«
    »Es war Sergeant Markey.«
    »Dieser schreckliche Mann! Ach, mein armes Baby!« Sie drückte ihn an sich.
    »Ich bin kein Baby, Großmutter. Und außerdem hat es nicht wehgetan – mach dir doch nicht solche Sorgen.«
    »Dieser schreckliche Mann«, wiederholte sie. »Ich muss ih n d em Schuldirektor melden. Ich hätte das schon viel früher tun sollen, aber als Leo krank wurde, habe ich es vergessen. Er ist ein bösartiger Tyrann. Gleich morgen gehe ich zu eurem Direktor.«
    »Tu das nicht«, bat Stirling.
    »Stirling, man muss etwas gegen ihn unternehmen. Und das war nicht das erste Mal, dass er so brutal war.«
    »Nein. Aber ich glaube nicht, dass er so was noch mal macht. Es hat ihm Angst eingejagt, dass er mir nicht wehtun konnte.«
    »Er konnte dir nicht wehtun?« Großmutter sah ihn

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