Mansfield Park
überzähligen Stich gemacht hatte, rief sie in glänzender Laune aus: «Sotherton! Ja, das ist ein großartiger Besitz, und wir haben dort einen reizenden Tag verlebt. Du hast wirklich Pech, William – aber wenn du nächstens einmal wiederkommst, werden Mr. und Mrs. Rushworth hoffentlich daheim sein, und ich kann mich, denke ich, dafür verbürgen, daß sie dich freundlich empfangen werden. Es ist nicht die Art deiner Cousinen, ihre Verwandtschaft zu verleugnen, und Mr. Rushworth ist ein sehr liebenswürdiger Mensch. Du weißt ja, daß sie jetzt in Brighton sind – in einem der schönsten Häuser dort, wie es sich für einen so vermögenden Mann paßt. Ich kenne die Entfernung nicht genau, aber wenn du nach Portsmouth zurückkommst und es nicht gar zu weit ist, solltest du doch hinüberfahren und ihnen deine Aufwartung machen. Ich habe ihnen gerade ein Päckchen zu schicken, das könnte ich dir mitgeben.»
«Es wäre mir ein Vergnügen, Tante – aber Brighton liegt beinahe schon bei Beachey Head. Und sogar wenn ich die weite Reise unternehmen könnte, wäre ich an einem so eleganten Ort wohl nicht sehr willkommen – ein armer, struppiger Fähnrich wie ich!»
Mrs. Norris begann eifrig zu versichern, daß er auf Nachsicht rechnen könne, doch Sir Thomas unterbrach sie voller Autorität: «Nach Brighton zu fahren, rate ich dir nicht, William, denn ich hoffe, daß sich für dich bald eine bequemere Gelegenheit ergeben wird, deine Cousinen zu sehen. Jedenfalls werden meine Töchter immer und überall glücklich sein, ihre Verwandten zu begrüßen, und Mr. Rushworth betrachtet selbstverständlich jedes Mitglied unserer Familie wie seine eigene.»
«Mir wäre er lieber, wenn er Privatsekretär des Ersten Lords wäre!» murmelte William in einem Ton, der nicht für Sir Thomas’ Ohren bestimmt war, und das Gespräch wurde fallengelassen.
Bis jetzt hatte Sir Thomas nichts Auffälliges an Mr. Crawfords Benehmen bemerkt. Doch als mit dem zweiten Rubber die Whistpartie beendet war und nur noch Dr. Grant und Mrs. Norris hitzig über die letzte Runde disputierten, wandte er seine Aufmerksamkeit dem anderen Tisch zu und erkannte bald, daß seine Nichte das Ziel von Artigkeiten oder vielmehr Bekenntnissen unmißverständlicher Art war.
Henry Crawford war voller Begeisterung über einen ganz neuen Plan, der Thornton Lacey betraf, und da er Edmunds Ohr nicht erreichen konnte, setzte er ihn vor Eifer glühend seiner hübschen Nachbarin auseinander. Der Plan bestand darin, daß er selbst das Haus für den nächsten Winter mieten wollte, um in dieser Gegend ein eigenes Heim zu besitzen; und zwar nicht, wie er ihr soeben erklärte, um es nur während der Jagdsaison zu benützen, obwohl das natürlich auch ins Gewicht fiele, denn trotz der liebenswürdigsten Gastlichkeit der Grants habe er doch das Gefühl, daß es ihnen manche Unbequemlichkeit verursachen müsse, ihn mitsamt seinen Pferden unterzubringen; aber seine Vorliebe für die Gegend gründe sich nicht auf eine einzige Jahreszeit und eine einzige Vergnügung; es sei jetzt sein innigster Wunsch, sich hier ein Heim zu schaffen, eine Stätte, wohin er jederzeit zurückkehren, wo er das ganze Jahr über seine freie Zeit verbringen könne, um seine Freundschaft mit der Familie von Mansfield Park, die er von Tag zu Tag höher schätzen lerne, fortzusetzen, zu festigen und zu vervollkommnen … Sir Thomas hörte dies alles, ohne Anstoß zu nehmen. Der junge Mann sprach respektvoll, und Fanny nahm seine Rede so züchtig und bescheiden, so ruhig und zurückhaltend auf, daß er an ihr nichts zu tadeln fand. Sie sagte wenig, stimmte nur hie und da still zu, und schien weder seine Komplimente auf sich persönlich zu beziehen noch ihn in seinen Plänen zu bestärken. Sobald Henry Crawford merkte, daß er noch einen anderen Zuhörer hatte, wandte er sich in einem alltäglicheren, aber immer noch gefühlvollen Ton an Sir Thomas selbst:
«Ich möchte Ihr Nachbar werden, Sir Thomas, wie ich es soeben Miss Price erklärt habe. Darf ich hoffen, daß Sie damit einverstanden sind und Ihrem Sohn nicht von einem solchen Mieter abraten?»
Sir Thomas erwiderte mit einer höflichen Verneigung: «Es wäre die einzige Form, Sir, in der ich Sie nicht als ständigen Nachbarn zu sehen wünschte, denn ich hoffe und glaube, daß Edmund sein Haus in Thornton Lacey selbst bewohnen wird. Sage ich zuviel, Edmund?»
Edmund mußte auf diesen Anruf hin erst aufgeklärt werden, um was es sich handelte, doch sobald er
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