Mansfield Park
gehen jetzt. Siehst du nicht, daß deine Tante gehen will? Schnell, schnell, ich vertrage es nicht, daß man den braven alten Wilcox warten läßt. Du mußt immer auf den Kutscher und die Pferde Rücksicht nehmen, merk dir das. Mein lieber Sir Thomas, wir haben beschlossen, daß der Wagen zurückkommen wird, um Sie und Edmund und William abzuholen.»
Sir Thomas konnte nichts dagegen sagen, denn es war seine eigene Anordnung, von der er seine Frau und seine Schwägerin in Kenntnis gesetzt hatte. Doch das war jetzt von Mrs. Norris vergessen. Sie mußte sich immer einbilden, daß sie es war, die alles organisierte.
Fannys letzter Eindruck von dem Abend war eine kleine Enttäuschung: ihr Tuch, das Edmund in seiner ruhigen Art dem Diener abnehmen wollte, um es ihr um die Schultern zu legen, wurde von Henry Crawfords rascherer Hand ergriffen, und sie hatte ihm und nicht Edmund für diese Aufmerksamkeit zu danken.
26. Kapitel
Williams Wunsch, Fanny tanzen zu sehen, hatte auf seinen Onkel nicht nur einen flüchtigen Eindruck gemacht und sollte nicht unerfüllt bleiben. Sir Thomas fühlte sich geneigt, ein so liebenswürdiges Verlangen zu befriedigen – vielleicht auch allfällige andere Personen zu befriedigen, die Fanny tanzen zu sehen wünschten – und ganz allgemein den jungen Leuten eine Freude zu machen. Nachdem er die Sache bei sich überlegt und im stillen seinen Beschluß gefaßt hatte, tat er ihn am nächsten Morgen beim Frühstück kund. Er erinnerte seinen Neffen an das gestrige Gespräch und fügte hinzu: «Ich möchte nicht, daß du Northamptonshire ohne ein kleines Extravergnügen verläßt, William. Es würde auch mir Freude machen, euch beide tanzen zu sehen. Du hast nach den Bällen in Northampton gefragt. Deine Cousinen haben gelegentlich solche Veranstaltungen besucht, aber für uns wäre das jetzt nicht das Richtige. Es würde deine Tante zu sehr ermüden. Ich glaube, wir dürfen nicht an einen öffentlichen Ball denken. Ein Tanzabend zu Hause wäre annehmbarer, und wenn …»
«Ach! Mein lieber Sir Thomas!» unterbrach hier Mrs. Norris. «Ich weiß, was jetzt kommt, ich weiß, was Sie sagen wollen: Wenn unsere liebe Julia daheim wäre oder unsere liebste Maria in Sotherton – wenn ein solcher Anlaß bestünde – dann wären Sie versucht, den jungen Leuten einen Ball in Mansfield zu geben! Ja, das würden Sie tun, ich weiß es! Wenn unsere lieben Mädchen hier wären, um den Ball zu schmücken, gäbe es noch zu Weihnachten einen Ball! Bedanke dich bei deinem Onkel, William, bedanke dich!»
«Meine Töchter», fiel Sir Thomas mit gewichtigem Ernst ein, «genießen jetzt die Unterhaltungen in Brighton und sind dort hoffentlich recht glücklich. Der Tanz, den ich in Mansfield zu geben gedenke, ist für Fanny und William bestimmt. Könnten wir alle vereint sein, wäre es zweifellos noch erfreulicher, doch die Abwesenheit einiger Familienmitglieder soll die anderen nicht um jedes Vergnügen bringen.»
Mrs. Norris wußte kein Wort mehr zu sagen. Sie sah, daß alles bereits entschieden war, und brauchte ein paar Minuten, um sich von ihrer Verblüffung und ihrem Ärger zu erholen. Ein Ball zu diesem Zeitpunkt, wenn seine eigenen Töchter nicht dabei waren! Und sie selber hatte man nicht einmal um ihre Meinung befragt! Doch sie tröstete sich bald mit dem Gedanken, daß sie diejenige sei, die alles zu vollbringen hätte. Von Lady Bertram mußte man natürlich jede Störung und Anstrengung fernhalten, und so würde alles auf ihren eigenen Schultern ruhen. Ihr würde es obliegen, die Honneurs des Abends zu machen – und diese Aussicht stellte ihre gute Laune so weit wieder her, daß sie in die Dankes-und Glückesbezeugungen der anderen einfallen konnte, bevor sie sich gänzlich erschöpft hatten.
Edmund, William und Fanny drückten jedes auf seine Art in ihren Worten und Mienen so viel dankbare Freude über den verheißenen Ball aus, wie Sir Thomas es nur wünschen konnte. Edmund freute sich dabei hauptsächlich für die beiden anderen. Keine Freundlichkeit seines Vaters hätte ihm größere Befriedigung verschaffen können.
Lady Bertram war mit allem einverstanden und hatte keine Einwendungen zu machen. Sir Thomas verbürgte sich, daß sie keine nennenswerte Störung verspüren würde, und sie versicherte ihm, sie hätte nicht die geringste Angst vor Unannehmlichkeiten, sie könne sich gar nicht vorstellen, daß es überhaupt Arbeit und Unruhe geben würde.
Mrs. Norris hatte schon ihre
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