Mansfield Park
Vorliebe für Schlichtheit zu richten – aber jedenfalls wirst du meine Absicht verstehen und es so annehmen, wie es gemeint ist – als kleines Liebeszeichen von deinem ältesten Freund.»
Mit diesen Worten eilte er davon, bevor Fanny, von tausend schmerzlichen und freudigen Gefühlen überwältigt, ein Wort hervorzubringen vermochte. Aber die Empfindung, die sie vor allen anderen beherrschte, gab ihr schließlich die Kraft, hervorzustoßen: «O Edmund! Bleib! Bitte, bleib – nur einen Augenblick …»
Er kam von der Tür zurück.
«Ich kann nicht einmal versuchen, dir zu danken», fuhr sie in höchster Aufregung fort.
«Es gibt keine Worte dafür – ich kann nicht sagen, wie mir zumute ist. Daß du an mich gedacht hast – daß du daran gedacht hast – das ist mehr als …»
«Wenn du mir weiter nichts zu sagen hast, Fanny!» Er wandte sich lächelnd zum Gehen.
«Nein, nein – doch! Ich brauche deinen Rat …»
Fast unbewußt hatte sie inzwischen das Päckchen aufgemacht, das er ihr in die Hand gedrückt, und als sie jetzt, aufs zierlichste in ihr Etui gebettet, eine ganz glatte, schmucklose Goldkette vor sich sah, brach es wieder aus ihr hervor: «Oh, das ist schön! Das ist genau, ganz genau, was ich mir gewünscht habe! Das einzige Schmuckstück, das ich jemals besitzen wollte! Es paßt genau zu meinem Kreuz, die beiden gehören zusammen. Und es kommt gerade im richtigen Augenblick – ach, Edmund, du weißt gar nicht, wie erwünscht es mir kommt …»
«Meine liebe, kleine Fanny, du verschwendest zuviel Gefühl auf dieses Ding. Ich freue mich sehr, daß dir die Kette gefällt und daß sie für das morgige Fest zurecht kommt, aber dein Dank steht in keinem Verhältnis zu dem Anlaß. Glaub mir, ich kenne keine größere Freude, als dir ein Vergnügen zu machen. Ja – ich darf ruhig sagen, es gibt für mich keine so vollkommene, ungetrübte Freude wie diese. Sie hat keine Schattenseite.»
An einer solchen Freundschaftsbeteuerung hätte Fanny eine Stunde lang zehren können, ohne ein Wort zu sprechen, doch Edmund holte ihre Gedanken alsbald von ihrem Flug in den siebenten Himmel zurück. «Aber du wolltest mich etwas fragen, Fanny?»
Es handelte sich natürlich um das Halsband. Sie wollte es jetzt unbedingt zurückgeben und hoffte auf seine Billigung. Sie berichtete also von ihrem Besuch bei Miss Crawford – und jetzt hatte sie wahrlich keinen Anlaß mehr zu süßen Schwärmereien! Edmund war so hingerissen von diesem Zusammentreffen, so entzückt über Miss Crawfords Tat, so beglückt über die sympathetische Gleichartigkeit ihrer Gedankengänge, daß Fanny sich gestehen mußte, es gäbe für ihn doch noch mindestens eine größere Freude – mochte sie auch ihre Schattenseiten haben. Es dauerte eine ganze Weile, bis er imstande war, auf ihre Frage einzugehen, bis er überhaupt merkte, daß sie ihn um seine Meinung gefragt hatte. Er war in eine zärtliche Träumerei versunken und murmelte nur hin und wieder ein paar abgerissene Worte des Entzückens und der Bewunderung. Doch als er schließlich zu sich kam und Fannys Wunsch begriff, widersprach er auf das entschiedenste.
«Das Halsband zurückgeben! Nein, Fanny, nein, auf keinen Fall! Das wäre eine tödliche Kränkung für sie. Es gibt kaum etwas Kränkenderes, als ein Geschenk zurückzubekommen, mit dem man einem lieben Menschen eine große Freude zu machen hoffte. Das darfst du ihr wirklich nicht antun. Das hat sie nicht um dich verdient.»
«Wenn es von Anfang an für mich bestimmt gewesen wäre», sagte Fanny, «würde ich nicht daran denken, es zurückzugeben. Aber es ist ein Geschenk ihres Bruders. Meinst du nicht, daß sie sich ungern davon trennt – jetzt, da es nicht mehr gebraucht wird?»
«Sie darf nicht erfahren, daß es jetzt nicht mehr gebraucht wird oder dir zumindest nicht erwünscht ist. Daß es ursprünglich ein Geschenk ihres Bruders war, hat damit gar nichts zu tun. Wenn dieser Umstand sie nicht am Geben und dich nicht am Annehmen gehindert hat, kann er auch keinen Einfluß darauf haben, ob du es behältst. Zweifellos ist es schöner als meines und paßt besser zu einer Balltoilette.»
«Nein, es ist nicht schöner, es ist absolut nicht schöner und eignet sich nicht halb so gut für meine Zwecke! Deine Kette paßt hundertmal besser zu Williams Kreuz, das ist gar nicht zu vergleichen!»
«Für einen Abend, Fanny, nur für diesen einen Abend! Wenn es dir wirklich ein Opfer bedeutet, wirst du doch sicher, wenn du nur ein bißchen
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