Mansfield Park
hereinzukommen, und zwar in ihr eigenes Zimmer hinauf, wo sie einen gemütlichen Schwatz abhalten könnten, ohne die Grants zu stören, die beide im Wohnzimmer säßen. Das war genau, was Fanny sich heimlich gewünscht hatte, und voller Dankbarkeit für ihre Bereitwilligkeit und Gefälligkeit folgte sie der Freundin ins Haus und die Treppe hinauf in ihr hübsches Zimmer, wo sie bald tief in dem interessanten Thema steckten. Miss Crawford, die es sehr gern hatte, wenn man sich an sie wandte, beriet Fanny nach ihrem besten Wissen und Geschmack; sie wußte durch ihre guten Einfälle jede Schwierigkeit zu beseitigen und durch freundlichen Zuspruch Fannys Mut zu heben. «Und was werden Sie um den Hals tragen?» fragte sie, als alle gewichtigeren Fragen entschieden waren. «Haben Sie nicht das hübsche Kreuz von Ihrem Bruder?» Während sie so sprach, war sie damit beschäftigt, ein Päckchen aufzuschnüren, das Fanny in ihrer Hand gesehen hatte, als sie sich vor dem Haus trafen. Fanny bekannte ihre Wünsche und Zweifel in bezug auf den Halsschmuck: sie wüßte weder, wie sie es anfangen sollte, das Kreuz zu tragen, noch es nicht zu tragen … Miss Crawfords Antwort bestand darin, daß sie ein Schmuckkästchen vor Fanny hinstellte und sie bat, sich unter den goldenen Halsbändern und Ketten, die es enthielt, eine auszusuchen. Das war der Inhalt des Päckchens, das Miss Crawford bei sich getragen hatte, und, wie sie jetzt gestand, der eigentliche Zweck ihres beabsichtigten Besuchs. Sie bat Fanny auf die freundlichste, liebenswürdigste Weise, sich eine Kette für ihr Bernsteinkreuz auszuwählen und als Andenken an sie zu behalten, und sagte dazu alles, was sich nur sagen ließ, um die Skrupel zu überwinden, die Fanny im ersten Augenblick vor Entsetzen über einen solchen Vorschlag zurückfahren ließen.
«Sie sehen, daß ich eine ganze Sammlung von dem Zeug habe, doppelt soviel, als ich jemals brauche oder überhaupt weiß. Ich biete Ihnen kein neues Geschenk an – nur ein altes Kettchen, das Sie zum Andenken an unsere Freundschaft annehmen müssen. Das dürfen Sie mir nicht abschlagen.»
Fanny leistete noch immer Widerstand, und zwar aus ehrlichem Herzen. Das Geschenk war zu kostbar. Doch Miss Crawford besaß Ausdauer und verteidigte ihre Sache mit Eifer; sie berief sich so geschickt auf William und sein Kreuz, auf den Ball und ihre eigene Freundschaft, daß sie schließlich obsiegte. Fanny fühlte, daß sie die Gabe annehmen mußte, wenn sie nicht hochmütig oder unliebenswürdig oder kleinlich erscheinen wollte. Nachdem sie endlich zögernd eingewilligt hatte, galt es nur noch, die engere Wahl zu treffen. Sie betrachtete die Ketten immer wieder, um vielleicht herauszufinden, welche den geringsten Wert besäße. Schließlich dünkte es sie, daß Miss Crawford ihr ein bestimmtes Stück häufiger und dringlicher zuschob als die übrigen, und das beeinflußte ihre Wahl. Es war ein schön gearbeitetes goldenes Band, und obwohl Fanny für ihre Zwecke eine längere, schlichtere Kette vorgezogen hätte, hoffte sie, mit diesem Stück das zu wählen, wovon Miss Crawford sich am leichtesten trennte. Miss Crawford gab durch ein strahlendes Lächeln ihre Billigung kund und beeilte sich, Fanny das Halsband umzulegen und sie im Spiegel sehen zu lassen, wie gut es ihr stand.
Dagegen hatte Fanny kein Wort einzuwenden, und abgesehen von ihren Bedenken, die sie noch nicht gänzlich zu überwinden vermochte, war sie hochbeglückt über diesen wie vom Himmel gefallenen Schmuck. Vielleicht hätte sie sich lieber einem anderen Menschen als gerade Miss Crawford dafür verpflichtet gefühlt – aber das war ein unwürdiger Gedanke. Miss Crawford war ihren Schwierigkeiten mit einer Feinfühligkeit und Aufmerksamkeit zuvorgekommen, die sie als wahre Freundin kennzeichneten. «Wenn ich die Kette trage», sagte Fanny, «werde ich immer an Sie denken und mich erinnern, wie lieb und gut Sie zu mir waren.»
«Aber dann müssen Sie auch an jemand anderen denken», erwiderte Miss Crawford. «Sie müssen auch an Henry denken, denn er hat die Kette zuerst gewählt. Er hat sie mir geschenkt, und mit der Kette übertrage ich Ihnen die Pflicht, des ursprünglichen Spenders eingedenk zu sein. Sie wird ein Andenken an die ganze Familie sein. Sie dürfen nicht an die Schwester denken, ohne sich auch des Bruders zu erinnern.»
In großer Bestürzung und Verwirrung wollte Fanny das Geschenk augenblicklich zurückgeben. Die Gabe eines anderen anzunehmen –
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