Mansfield Park
Biographen mehr erfreut hätten. Die Begeisterung einer liebenden Frau übertrifft noch die des Biographen: für sie bedeuten die bloßen Schriftzüge, ganz abgesehen von der Botschaft, die sie übermitteln, das reinste Glück. Ganz sicher hatte kein anderer Mensch jemals so bedeutsame Zeichen geprägt wie Edmund mit dieser beiläufigen Schriftprobe! So flüchtig die Zeilen auch hingeworfen waren, in Fannys Augen waren sie makellos. Allein im Duktus der ersten vier Worte, in der Anordnung von «Meine liebe, kleine Fanny» lag ein so beglückender Schwung, daß Fanny sie immerzu hätte anschauen können.
Nachdem sie durch diese erfreuliche Mischung von Vernunft und Schwachheit ihre Gedanken in die richtige Bahn gebracht und ihr Gemüt beruhigt hatte, war Fanny zur gegebenen Zeit imstande, hinunterzugehen, an der Seite ihrer Tante Bertram ihre alltägliche Beschäftigung aufzunehmen und mit ihr die alltäglichen Bemerkungen zu wechseln, ohne daß man ihr etwas anmerkte.
Der Donnerstag, der mit so viel Hoffnung und Vorfreude erwartet wurde, kam und begann für Fanny freundlicher, als solche eigenwillige, widerspenstige Tage oft belieben; kurz nach dem Frühstück erhielt William ein sehr liebenswürdiges Briefchen von Henry Crawford, in welchem dieser schrieb, da er sich gezwungen sähe, morgen für ein paar Tage nach London zu fahren, wolle er doch versuchen, sich einen Reisegefährten zu verschaffen; er hoffe, daß William sich entschließen könne, Mansfield einige Stunden früher als vorgesehen zu verlassen und einen Platz in seinem Wagen anzunehmen. Mr. Crawford beabsichtigte, zur Stunde des Abendessens bei seinem Onkel einzutreffen, und William war eingeladen, mit ihm und dem Admiral zu speisen. Das war ein mehr als angenehmer Vorschlag für William, der sich darauf freute, vierspännig mit Postpferden und mit einem so gutgelaunten, liebenswürdigen Freund zu reisen – beinahe wie ein echter Kurier! – und sein Glück gar nicht hoch genug preisen konnte. Fanny war aus einem anderen Grunde sehr froh über dieses Anerbieten. Nach dem ursprünglichen Plan hätte William am nächsten Abend mit der Postkutsche von Northampton abreisen und die ganze Nacht durch fahren müssen, so daß er keine Stunde Schlaf gefunden hätte, bevor er in London in die Kutsche nach Portsmouth umsteigen mußte. Obwohl Mr. Crawfords Einladung ihr einige Stunden von Williams Gesellschaft raubte, war sie zu glücklich, daß ihm eine so ermüdende Reise erspart blieb, um an etwas anderes zu denken. Sir Thomas billigte den Plan aus einem anderen Gedankengang heraus. Daß sein Neffe bei Admiral Crawford eingeführt wurde, konnte von großem Nutzen sein; der Admiral war, soviel er wußte, ein einflußreicher Mann. Kurz, es war ein sehr erfreulicher Brief, der Fannys Stimmung beträchtlich hob – nicht zuletzt, weil sie daraus auch erfuhr, daß der Schreiber des Briefes gleichfalls abreisen werde. Sie war zu aufgeregt und zu ängstlich, um sich auf den unmittelbar bevorstehenden Ball so zu freuen, wie es natürlich gewesen wäre und wie alle die jungen Damen, die einem solchen Ereignis mit größerer Blasiertheit und Ruhe, aber weniger Interesse und Erregung entgegensehen, es als selbstverständlich angenommen hätten. Miss Price, die der Hälfte der Eingeladenen nur dem Namen nach bekannt war, erschien nun zum erstenmal in Gesellschaft und mußte als die Königin des Festes betrachtet werden – wer konnte füglich glücklicher sein als Miss Price? Doch Miss Price war nicht zur Debütantin erzogen worden; und hätte sie gewußt, in welche Beziehung der Ball zu ihrer Person gebracht wurde, wäre ihr noch viel unbehaglicher zumute gewesen, und ihre Angst, so vielen fremden Blicken ausgesetzt zu sein und etwas falsch zu machen, hätte sich noch gesteigert. Unbeachtet zu bleiben und ohne allzu große Ermüdung zu tanzen – ein bißchen mit Edmund und möglichst wenig mit Mr. Crawford – genügend Kraft und genügend Partner zu finden, um den halben Abend durchzuhalten, William vergnügt zu sehen und Tante Norris’ Keifen zu entgehen – das war so ungefähr das höchste Ziel ihrer Wünsche. Aber wir können uns nicht ständig auf der Höhe unserer Hoffnungen halten, seien sie noch so bescheiden, und im Lauf eines langen Tages, den sie hauptsächlich mit ihren beiden Tanten verbrachte, schwand Fannys Optimismus immer mehr dahin. William, der aus diesem letzten Ferientag alle erreichbaren Genüsse herauszupressen suchte, war auf die Schnepfenjagd
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