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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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herbeizuführen, lag ganz in der Linie ihrer ärgsten Entgleisungen, es war ungut und unklug im höchsten Grad. Fanny hoffte, daß wenigstens er sich nicht von einer so erniedrigenden Neugier antreiben ließ. Er hatte niemals einen solchen Wunsch durchblicken lassen, und seine Schwester hätte ihm edlere Gefühle zutrauen sollen.
    Nach diesem Briefe wartete Fanny noch ungeduldiger als zuvor auf eine weitere Nachricht aus London. Ein paar Tage lang war sie durch alles, was geschehen war und noch geschehen konnte, überhaupt so aus dem Gleichgewicht gebracht, daß ihre Lektüre und ihre Gespräche mit Susan darunter litten. Sie konnte sich nicht zu der erforderlichen Aufmerksamkeit zwingen. Falls Mr. Crawford daran gedacht hatte, Edmund ihre Botschaft auszurichten – ja, dann hielt sie es für wahrscheinlich, für äußerst wahrscheinlich, daß er ihr auf jeden Fall schreiben würde. Etwas anderes wäre mit seiner ständigen Güte gegen sie unvereinbar … Und bis sie von dieser Überzeugung abkam, bis diese Hoffnung im Lauf der nächsten drei, vier Tage, als keinerlei Brief eintraf, allmählich schwand, befand sie sich in der unruhigsten, ängstlichsten Verfassung.
    Schließlich gelang es ihr, sich wieder halbwegs zu fassen. Die Ungewißheit mußte eben ertragen werden, sie durfte sich von ihr nicht aufreiben lassen, bis sie zu nichts zu brauchen wäre. Ein wenig trug die Zeit zu ihrer Beruhigung bei, doch weit mehr ihr eigenes ernsthaftes Bemühen. Sie nahm ihre Beschäftigungen mit Susan wieder auf und versuchte, sich von neuem dafür zu interessieren.
    Susan hatte ihre Schwester sehr liebgewonnen, und obwohl sie sich für Bücher nicht so begeistern konnte, wie Fanny es von Kindheit an getan, und ihrer ganzen Natur nach viel weniger zu sitzender Tätigkeit und zum Lernen um des Lernens willen neigte, war doch ihr Wunsch, nicht ungebildet zu erscheinen, so übermächtig, daß er sie im Verein mit einem guten, klaren Verstand zu einer höchst aufmerksamen, dankbaren Schülerin machte. Fanny war ihr Orakel. Fannys Erklärungen und Kommentare bildeten für sie den wichtigsten Teil jedes Lesestücks und jeder Geschichtslektion. Was Fanny ihr von früheren Zeiten erzählte, prägte sich ihrem Gedächtnis tiefer ein als die geistreichsten Abhandlungen von Goldsmith, und sie machte ihrer Schwester das Kompliment, daß sie ihren Stil dem jedes gedruckten Schriftstellers vorzöge. Es mangelte ihr die frühe Gewöhnung an gute Lektüre.
    Doch ihre Unterhaltung drehte sich nicht immer um so erhabene Dinge wie Weltgeschichte oder Moralphilosophie. Auch andere Themen kamen zu ihrem Recht, und keines kehrte so oft wieder und wurde so gründlich abgehandelt wie Mansfield Park mit seinen Einwohnern und Sitten, seinen Zerstreuungen und Gewohnheiten. Susan, der eine besondere Vorliebe für alles Feine und Wohlgeordnete angeboren war, wurde nicht müde, zuzuhören, und Fanny beglückte es, bei dem geliebten Gegenstand zu verweilen. Sie hoffte, daß sie damit keinen Fehler beging, denn mit der Zeit empfand sie Susans Bewunderung für alles, was im Hause ihres Onkels gesagt und getan wurde, und ihre innige Sehnsucht, einmal selbst hinzukommen, beinahe als einen Vorwurf, daß sie unerfüllbare Wünsche erregte.
    Die arme Susan paßte nicht viel besser in ihr Elternhaus als ihre ältere Schwester; je klarer Fanny das erkannte, desto öfter dachte sie, wenn endlich der Tag ihrer Befreiung aus Portsmouth käme, würde der Umstand, daß sie Susan dort zurücklassen müsse, ihre Freude empfindlich trüben. Daß ein Mädchen mit so vortrefflichen Anlagen zum Guten in so schlechten Händen bleiben sollte, bedrückte sie mehr und mehr. Wenn sie ein eigenes Heim hätte, in das sie Susan aufnehmen könnte – wie herrlich wäre das! Wäre sie nur imstande gewesen, Mr. Crawfords Liebe zu erwidern, dann hätte der Umstand, daß er sich einem solchen Arrangement höchstwahrscheinlich nicht im geringsten widersetzen würde, ihr eigenes Glück unendlich erhöht. Sie hielt ihn nämlich wirklich für sehr gutherzig und konnte sich vorstellen, daß er auf einen derartigen Plan mit der größten Liebenswürdigkeit eingehen würde.

44. Kapitel
    Von den zwei Monaten waren beinahe sieben Wochen vergangen, als der Brief, der langerwartete Brief von Edmund, in Fannys Hand gelangte. Als sie ihn öffnete und sah, wie lang er war, machte sie sich auf eine minuziöse Schilderung seines Glücks und überströmende Liebesergüsse und Lobeshymnen auf das

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