Mansfield Park
denke, aber ich kann wahrhaftig nicht alles auf einmal machen. Und daß Fanny rasch zu meinem Haus hinüberläuft, kaum eine Viertelstunde weit, finde ich nicht so furchtbar. Du meine Güte, wie oft mache ich den Weg auch dreimal täglich, früh und spät, bei jedem Wetter, und verliere kein Wort darüber!»
«Ich wollte, Fanny wäre halb so widerstandsfähig wie Sie, Tante.»
«Wenn Fanny regelmäßig Bewegung machte, würde sie nicht immer gleich zusammenklappen. Jetzt ist sie, wer weiß wie lange, nicht ausgeritten, und wenn sie schon nicht reitet, sollte sie wenigstens gehen. Wenn sie früh ihren Ritt gemacht hätte, hätte ich nicht verlangt, daß sie bis zu meinem Haus geht, aber ich dachte, es würde ihr guttun, nachdem sie sich so lange über die Rosenbeete gebeugt hatte. Nach einer solchen Ermüdung ist nichts erfrischender als ein rascher Gang, und gar so heiß war es auch nicht, nur die Sonne hat stark gebrannt. Unter uns gesagt, Edmund», mit einem vielsagenden Blick auf seine Mutter, «es war das Rosenschneiden und das Herumstehen im Garten, das ihr geschadet hat.»
«Das meine ich auch», sagte die ehrlichere Lady Bertram. «Ich fürchte sehr, sie hat sich das Kopfweh im Garten geholt. Es war zum Sterben heiß, ich konnte es kaum aushalten. Es war fast zuviel für mich, dort zu sitzen und immer wieder nach Mops zu rufen, um ihn von den Blumenbeeten abzuhalten.»
Edmund sagte kein Wort mehr zu den beiden Damen, sondern ging zum Büffet, brachte Fanny ein Glas Madeira und bewog sie, einen großen Teil davon zu trinken. Sie hätte es gern abgelehnt, aber die Tränen, die ihr in den Augen standen, machten das Schlucken leichter als das Sprechen.
Sosehr sich Edmund über seine Mutter und seine Tante ärgerte, zürnte er doch am meisten sich selber. Daß er Fanny vergessen, war schlimmer als alles, was sie verbrochen hatten. Nichts von alledem wäre geschehen, wenn man auf Fanny gebührend Rücksicht genommen hätte. Aber so war sie tagelang ohne Gesellschaft und ohne Reitgelegenheit geblieben und hatte keine Möglichkeit gehabt, sich den Forderungen ihrer unvernünftigen Tanten zu entziehen. Er war tief beschämt, als er sich klarmachte, daß sie vier Tage lang ihr Pferd entbehrt hatte, und gelobte sich ernsthaft, es sollte nie wieder vorkommen – so schwer es ihm auch fiel, Miss Crawford um ihr Vergnügen zu bringen.
Fanny ging mit nicht minder überquellendem Herzen zu Bett als an ihrem allerersten Abend in Mansfield Park. Sicherlich hatte auch ihr Gemütszustand zu ihrem Unwohlsein beigetragen, denn sie hatte sich tatsächlich vernachlässigt gefühlt und kämpfte schon seit Tagen gegen das Gefühl des Gekränktseins und gegen ihre Eifersucht. Als sie auf dem Sofa lehnte, wohin sie sich geflüchtet hatte, damit niemand ihr Gesicht sähe, hatte ihr das Herz viel schlimmer wehgetan als der Kopf; und Edmunds Güte und Freundlichkeit überwältigten sie dermaßen, daß sie sich kaum aufrecht zu halten vermochte.
8. Kapitel
Fanny nahm schon am nächsten Morgen wieder ihre Reitübungen auf, und da es nach der Hitze der letzten Tage angenehm frisch geworden war, durfte Edmund hoffen, die Einbuße an Vergnügen und Wohlbefinden, die sie erlitten, bald wieder gutgemacht zu sehen. Während Fanny aus war, erschien Mr. Rushworth mit seiner Mutter, die eigens mitgekommen war, um höflich zu sein, nämlich darauf zu dringen, daß man den vor zwei Wochen besprochenen Besuch in Sotherton nun auch wirklich abstatten solle. Da sie inzwischen eine kurze Reise gemacht hatte, war der Plan fallengelassen worden, und Mrs. Norris wie ihre Nichten waren sehr erfreut, daß er jetzt wieder aufgenommen wurde. Man setzte gleich einen der nächsten Tage für den Ausflug fest, unter dem Vorbehalt, daß Mister Crawford an diesem Tag frei sei. Auf dieser Bedingung bestanden die jungen Damen, und obwohl Mrs. Norris bereit war, sich für seine Verfügbarkeit zu verbürgen, wollten sie sich weder die Freiheit herausnehmen, über seine Zeit zu bestimmen, noch das Risiko eingehen, daß er verhindert sein könnte. Nach etlichen Andeutungen Miss Bertrams begriff Mr. Rushworth endlich, daß er nichts Schicklicheres tun könnte, als sofort ins Pfarrhaus hinüberzugehen, um Mr. Crawford einen Besuch zu machen und zu fragen, ob ihm der Mittwoch paßte.
Noch bevor er zurückkam, fanden sich Mrs. Grant und Miss Crawford ein, die auf einem anderen Weg von ihrem Spaziergang heimkehrten und ihm darum nicht begegnet waren. Sie glaubten aber
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