Mansfield Park
Sogar Edmund freute sich über eine Lösung, die ihm gestattete, an der Partie teilzunehmen; und Mrs. Norris fand die Idee vorzüglich und hatte sie schon auf der Zunge gehabt und gerade damit herausrücken wollen, als Mrs. Grant ihr das Wort vom Munde nahm!
Der Mittwoch brach mit schönem Wetter an, und bald nach dem Frühstück fuhr die Kalesche mit Mr. Crawford und seinen Schwestern vor. Da alle schon bereit waren, brauchte Mrs. Grant nur auszusteigen, und die anderen konnten ihre Plätze einnehmen. Der Platz aller Plätze, der begehrteste Sitz, der Ehrenplatz war noch frei. Wer würde die Glückliche sein, der er zufiel? Während jede der Fräulein Bertram heimlich überlegte, wie sie am besten und unter dem glaubwürdigsten Vorwand, einzig an die Bequemlichkeit der anderen zu denken, sich den Platz sichern könnte, traf Mrs. Grant kurzerhand die Entscheidung: «Da Sie fünf sind, wird es bequemer sein, wenn eine sich zu Henry auf den Bock setzt. Sie haben doch unlängst gesagt, Sie möchten gern kutschieren lernen, Julia? Da haben Sie gleich die beste Gelegenheit, eine Lektion zu nehmen.»
Glückliche Julia! Unselige Maria! Die erstere schwang sich im Nu auf den Kutschbock, die letztere nahm tiefgekränkt und mit düsterer Miene ihren Platz im Wagen ein, und die Kalesche fuhr unter den guten Wünschen der beiden zurückbleibenden Damen und dem Gekläff Mopsens in den Armen seiner Herrin davon.
Der Weg ging durch eine liebliche Landschaft, und Fanny, deren Ritte sie niemals sehr weit führten, befand sich bald in unbekanntem Gebiet. Es machte ihr große Freude, alles Neue zu beobachten und alles Hübsche zu bewundern. Sie wurde von den anderen nicht oft in die Unterhaltung gezogen und wünschte sich das gar nicht. Ihre eigenen Gedanken und Betrachtungen waren ihr stets die liebste Gesellschaft. Sie unterhielt sich so gut damit, den Lauf der verschiedenen Straßen, die Verschiedenheit des Bodens, den Stand der Ernte, die Bauernhäuser, Viehherden und spielenden Kinder wahrzunehmen, daß zu ihrem vollkommenen Glück nichts fehlte als die Gegenwart Edmunds, mit dem sie über all das hätte sprechen können.
Der Wunsch nach Edmunds Gesellschaft bildete die einzige Ähnlichkeit zwischen Fanny und ihrer Sitznachbarin; in allen anderen Punkten glich Miss Crawford ihr nicht im geringsten. Sie besaß nichts von Fannys Feingefühl und zartem Empfinden. Die Natur, die unbelebte Natur sagte ihr wenig; ihre ganze Aufmerksamkeit war auf die Menschen, ihre Begabung auf das Glänzende, Lebendige gerichtet. Doch wenn eine gerade Wegstrecke ihnen gestattete, Edmund hinter sich zu erblicken, oder wenn er bei einer Steigung der Straße die Kalesche überholte, fanden sie sich in dem gleichen Gefühl, und mehr als einmal riefen sie wie aus einem Munde: «Da ist er!»
Die ersten sieben Meilen brachten Miss Bertram wenig Trost. Ihre ganze Aussicht bestand aus Mr. Crawford und ihrer Schwester, die nebeneinander auf dem Kutschbock saßen und sich glänzend unterhielten; und sein ausdrucksvolles Profil zu sehen, das sich lächelnd Julia zuwandte, oder Julias lustiges Lachen zu hören, versetzte sie in einen derartig gereizten Zustand, daß selbst ihr ausgeprägtes Schicklichkeitsgefühl ihn kaum zu verbergen vermochte. Wenn Julia sich einmal nach ihnen umsah, strahlte ihr Gesicht vor Vergnügen, und wenn sie zu den Wageninsassen sprach, geschah es in jubelnden Tönen: sie habe hier oben einen so wunderbaren Blick auf die Landschaft, sie wünschte nur, alle könnten ihn genießen! – und so weiter. Doch ihr einziger Vorschlag, mit ihr Platz zu tauschen, als sie nach einer längeren Steigung oben auf einem Hügel ankamen, war an Miss Crawford gerichtet und klang nicht sehr ernst gemeint: «Hier eröffnet sich ein herrlicher Blick! Ich wollte, Sie könnten ihn von meinem Platz aus sehen, aber Sie werden wohl nicht tauschen wollen, wenn ich noch so sehr in Sie dringe …» Miss Crawford hatte kaum Zeit, zu antworten, bevor sie wieder im raschen Trab abwärts fuhren.
Sobald sie in den Strahlenkreis von Sotherton eindrangen, wurde es besser für Miss Bertram, die sozusagen zwei Saiten auf ihrem Bogen hatte: sie besaß Rushworth-Gefühle und Crawford-Gefühle, und in der Nähe von Sotherton gewannen die ersteren beträchtlich an Gewicht. Mr. Rushworths Ansehen erhöhte ihr eigenes Ansehen. Wenn sie Miss Crawford erklärte, daß jene Wälder dort schon zu Sotherton gehörten, wenn sie mit scheinbarer Gleichmütigkeit bemerkte, hier sei das Land
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