Manta 01 - Omnivor
Sie blickte ihn an, wurde sich dessen bewußt, und entzog sich ihm sanft.
»Ein Krug Gin«, sagte sie. »Ich glaube, wir haben nicht den richtigen Start erwischt. Es tut mir leid.« Sie rührte die Flasche nicht an.
Das dritte Bild war ganz anders. Wildheit beherrschte es. Ein Monstrum funkelte den Betrachter aus einem einzigen Auge an, und dahinter erhob sich der Kopf einer unglaublichen Schlange, lauter Zähne, weder Augen noch Nase. Subble hatte niemals eine solche bedrohliche Mischung gesehen.
»Der Omnivore von Nacre«, sagte Aquilon.
Das letzte Gemälde zeigte den Manta, sofort erkennbar als die Kreatur, die Veg beschrieben hatte. Er war in voller Bewegung, vermutlich vom sich zurückziehenden Traktor aus gesehen, und auf seltsame Weise wunderschön.
»Das ist meine Mission«, sagte er und studierte das Bild.
»Ich weiß.« Sie legte ihren Kopf auf den Tisch und weinte.
Subble stand auf und legte die Bilder zur Seite. Er wanderte durch das Apartment und betrachtete die gesammelten Werke, die sich überwiegend mit irdischen Themen beschäftigten. Wenige von ihnen hatten den Zauber der vier, die sie gerade gemeinsam angesehen hatten. Aquilon hatte angedeutet, daß sie ihr gegenwärtiges Leben verabscheute, und ihr Werk betonte dies. Ihr Herz war auf Nacre, bei den beiden Männern, die sie dort gekannt hatte, und bei den Kreaturen, an die sie sich erinnerte.
Sie rührte sich hinter ihm, warf die Flasche weg und ging ins Badezimmer. Er hörte, wie das Wasser verschwenderisch floß, und wußte, daß sie versuchte, sich zu übergeben.
Er kam an die Bilder, die sie von ihm gemacht hatte: ein Raumfahrer, der über eine öde Mondlandschaft stolperte, ein ansehnlicher Gentleman aus dem zwanzigsten Jahrhundert, ein Affenmensch, der an einem Dschungelbaum hing, und ein Taucher au naturel. Jedes Porträt war akkurat und detailgetreu und hatte - in wachsendem Maße - vom ersten bis zum letzten das gewisse Etwas. Der Raumfahrer könnte ein jeder gewesen sein, aber der Taucher war Subble. Nicht nur ein Agent - Subble, das Individuum. Und, so seltsam es auch war, diesen Gedanken auf das Bild eines nackten Mannes anzuwenden, Aquilon hatte etwas von sich selbst auf die Leinwand gebracht. Sie war erstaunlich schnell, denn diese Bilder waren mehr als nur einfache Skizzen, und ihr Talent war angeboren, nicht antrainiert. Ihr Werk reflektierte, was in ihr vorging.
Subble war kein Künstler, aber die Interpretation von Illustrationen gehörte zu einer Reihe von Gebieten, auf denen er ziemlich kompetent war. Er konnte viel über den Charakter und die Stimmung eines Künstlers in Erfahrung bringen, indem er seine Technik studierte.
Er stand eine ganze Weile da und nahm die Bilder in sich auf.
Seine Kleider lagen noch immer auf dem Bett. Er ging, um sie zu holen. Aquilon lag neben seinem Anzug und beobachtete ihn.
»Sie geben auf?«
Er nahm seine Kleider mit der Absicht, sie, in den Nebenraum zu bringen, bevor er sich umzog. »Es sind schon zwei Männer, die Sie lieben.«
»Und nun genieren Sie sich«, sagte sie. »Sie wollen nicht, daß ich Ihren Körper noch einmal sehe.«
Er ging zur Tür.
»Kommen Sie her«, sagte sie.
Er legte seine Sachen auf den Stuhl neben der Tür und ging zu ihr.
Aquilon schlang die Arme um ihn, küßte ihn und zog ihn nach unten, so daß er neben ihr lag.
»Du weißt, daß wir jetzt nicht miteinander schlafen können«, sagte sie.
»Ich weiß.«
Umschlungen lagen sie da, die Bademäntel geschlossen. »Was ist mit deiner Unbezwingbarkeit geschehen?« murmelte sie in sein Ohr.
»Ich habe gesehen, was du bist.«
Sie legte den Kopf an seine Schulter. »Wenn ich nur wüßte, was ich bin, dann wäre ich nicht hier.«
»Du bist eine wirklich wunderbare Frau. Dein Körper hat damit nichts zu tun.«
Seine Schulter wurde feucht von Tränen. »Willst du mir helfen?«
»Ich werde es versuchen.«
»Wenn ich nur wirklich wunderbar wäre«, rief sie aus. »Aber ich bin häßlich auf eine Weise, die niemand heilen kann. Wenn ich mich nur entscheiden könnte, so oder so. Veg und Cal sind sauber, auf ihre Weise, aber ich bin schmutzig, und ich kann mich einfach nicht entscheiden, wem ich mich. aufbürden soll. Und nun stehe ich zwischen ihnen, weil ich zu keinem Entschluß kommen kann. Und ich kann nicht einmal.«
Sie verkrampfte sich und biß in die harten Muskeln seiner Schulter. »Ich kann dir das nicht erzählen. Cal muß es tun. Alles, was ich tun kann, ist.«
Sie machte eine Pause, rollte
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