Manta 02 - Orn
Sie breiteten lediglich ihr Schlafpolster aus.
»Veg.«
»Schon okay. Die Haut ist trocken. Ich hatte sie unter Verschluß. Habe auch ein trockenes T-Shirt für dich. Zieh es aber stramm, um die Käfer rauszuhalten.«
»Veg, manchmal bist du nicht sehr helle.«
»Ich weiß. Ich hätte vor dem Tauchen an trockene Kleider denken sollen. Morgen früh gehe ich zurück und hole welche. Du machst dich jetzt fertig, und ich gehe ein bißchen spazieren und.«
»Veg, wenn wir getrennt schlafen, werden wir beide frieren.«
»Ich weiß, aber es hat keinen Sinn, mit meinen triefenden Lumpen wieder alles naß zu machen. Du bist allein besser dran.«
Orn wurde sich klar darüber, daß sie in irgendeiner unangenehmen Säugersache uneinig waren. Die Frau wollte irgendetwas, aber der Mann verstand es nicht.
»Veg, erinnerst du dich, daß ich darüber sprach, eine Wahl zu treffen?«
»Ja, 'Quilon. Damals, als wir uns auf der Erde trennten. Solche Dinge vergesse ich nie.«
»Ich habe sie getroffen.«
Die Säuger schwiegen für kurze Zeit, aber Orn, beobachtend, lauschend und schnuppernd, war sich einer andauernden Spannung zwischen ihnen bewußt. Irgendeine Art von Verständigung war im Entstehen begriffen. Er krümmte seine Krallen, bereit einzugreifen, falls die Kreaturen den Versuch unternahmen, einen nächtlichen Überfall auf das Nest zu machen.
»Ja, ich bin nicht sehr helle.« Männliche Töne wieder: Begreifen und Triumph.
Dann legte der Mann seine weichen Säugeglieder an sein eigenes Fell und riß es auseinander. Es fiel in nassen Klumpen von seinem Körper ab und ließ ihn gerupft zurück. Die Frau stand auf und tat dasselbe. Orn war verblüfft: er hätte seine Federn niemals auf diese Weise ablegen oder den Schmerz aushaken können.
Die Säuger legten sich gemeinsam nieder und hüllten die große Bahn um sich, als ob sie zwei haarlose Würmer in einem einzigen Kokon wären.
Orn lauschte noch eine Weile länger. Dann begriff er die Bedeutung ihrer Handlungen. Sie nisteten! Was sich vorher abgespielt hatte, war ihre seltsame Säugerwerbung gewesen, und nun waren sie bereit zum Kopulieren.
Erleichtert kehrte er zu seinem eigenen Nest zurück.
Endlich verstand er alle Gründe dieses Paars von Eindringlingen. Sie hatten einen sicheren Platz gesucht, an dem sie sich während der Paarung und der Niederkunft aufhalten konnten, und waren deshalb auf den Gedanken gekommen, mit seiner eigenen Familie gemeinsame Sache zu machen. Die großen Säuger waren nicht so dumm, wie er vermutet hatte, lediglich seltsam.
In dieser Nacht, während sich die Säuger schwerfällig umarmten, dabei Töne von sich gaben, die Anstrengungen Universeller Bedeutung widerspiegelten, und die drei Ptera in kaltem Schweigen an ihren Ästen hingen, gebar Ornette ihr letztes Ei.
Auf der Halbinsel herrschten Friede und Freude.
Die Säuger erwachten am Morgen, blieben aber noch eine Weile in ihrem Bündel und warteten darauf, daß die Sonne die Kälte vertrieb. Als sich die Ptera zu rühren begannen, wickelten sich die Säuger aus, erledigten ihre jeweilige Toilette und stiegen wieder in ihr häßliches Fell. Sie aßen von einem Kuchen aus verbranntem, zusammengepreßten Pflanzenmaterial und tranken große Mengen von Wasser aus einem seltsamen Behälter. Wie alle Säuger saugten sie ein abstoßendes Quantum von Flüssigkeit auf und sonderten es auch wieder ab.
»Sieh dir die Pteranodonten an!« Die Frau machte wieder ihre aufgeregten Geräusche. Orn, anfänglich von diesem fortwährenden und nutzlosen Geschnatter irritiert, gewöhnte sich langsam daran. Er nahm jede Kreatur als das hin, was sie war, und es schien, daß die Säuger Geräuschmacher waren.
Dann überquerte ein Trach das Wasser vom Festland aus und tummelte sich auf der Insel, Blätterwerk am Ufer abweidend. Dieses Reptil ernährte sich hauptsäch- lich von den Nadeln und Zapfen der Kiefern, die es mit seinem flachen Schnabel voller kleiner Zähne zermalmte. Obgleich es groß war, stehend viermal Orns Höhe, und einen flachen, geschmeidigen und muskulösen Schwanz besaß, war es harmlos, sofern es nicht gereizt wurde. Es brachte seine volle Größe, um die saftigen (für es) Nadeln zu erreichen, die aus den unteren Ästen der hohen Bäume hervorwuchsen. Es war mit dem Para verwandt, den Orn zuvor tot jenseits der Bergkette gesehen hatte, aber ihm fehlte die verwickelte Knochenkonstruktion auf dem Kopf. Ein Para konnte deshalb einem Trach davonlaufen, weil er kühler lief; aber der
Weitere Kostenlose Bücher