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Mantramänner

Mantramänner

Titel: Mantramänner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Hagedorn
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neige zu einer Spülmittelallergie. «
    »Ich sag’s ja nur ungern«, gluckste Nadine, »aber du und Grünpflanzen, das ist mir bisher auch nicht als besonders kosmische Verbindung aufgefallen. Eher im Gegenteil.«
    »Äh, doch!«, behauptete ich. »Das hab ich als Kind schon gern gemacht. Im Garten meiner Oma.«
    Das war nicht vollkommen gelogen, aber auch nicht ganz die Wahrheit. Mein Beitrag zur Gartenarbeit hatte meistens darin bestanden, dass ich die großen Steine umgedreht und die blau schillernden Kellerasseln beobachtet hatte, die sofort in Panik durcheinanderwuselten. Oder ich hatte mir mit unreifen Pflaumen den Magen verdorben.
    »Ich hab auch gar nichts gesagt, Sweetie«, Nadine hob grinsend die Arme und zeigte mir ihre Handflächen, »das ist ein Angebot, das ich nicht ablehnen kann.«
    Melli sah fragend zwischen der Weinflasche und mir hin und her. Ich musste das Thema wechseln. Dringend. Nicht, dass ich Geheimnisse vor ihr gehabt hätte. Aber so genau musste sie nun auch nicht wissen, mit wem ich mir da die Finger schmutzig machen wollte. Hoffentlich kam sie nicht auf die Idee, noch mal auf der Anschlagtafel nachzuschauen.
    »Dann bring ich mal eben dieses Baby hier rüber in Mellis und mein Zimmer«, sagte ich und griff nach dem Chianti, »nicht, dass es uns doch noch in Versuchung führt.«
    Ich ignorierte sowohl Nadines bestürzten als auch Mellis befriedigten Blick und schlich auf den Gang. Draußen war es dunkel und still. Alle anderen hielten sich wohl wirklich an die Yogagebote. Ich tastete an der Wand herum, während sich meine Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnten. Der Lichtschalter musste doch hier irgendwo neben dem Flurspiegel sein! Jetzt kamen Schritte die Treppe hoch und näher, schließlich schälte sich eine große Gestalt aus dem Zwielicht und kam genau auf mich zu. Das heißt, sie steuerte genau auf den Lichtschalter zu. Beinahe berührten sich unsere Finger, und
als ich den kahl rasierten Schädel und die breiten Schultern erkannte, war es schon zu spät.
    Die schlechte Nachricht war: Ich stand vor Siv, abends um Viertel nach elf, vor einem Zimmer, aus dem schon wieder leises Kichern drang, und trug in der Hand eine Flasche Wein.
    Die gute Nachricht war: Immerhin war die Flasche unberührt. Und ich sagte gerade auch nichts.
    Er starrte erst mich an, dann die Flasche, dann wieder mich. Dann begann er zu grinsen. So ein richtiges Ich-zieh-jetzt-alle-Register-Grinsen, mit Grübchen in den Wangen und blitzenden Augen wie aus der Sternchendusche für Frau Stöver.
    »Ich wusste es«, flüsterte er verschwörerisch, »irgendwo in diesem Haus steigt eine Party, und ich bin mal wieder nicht auf der Gästeliste. «
    »Äh«, sagte ich einfallslos, »das ist alles ein furchtbares Missverständnis. Ich meine, ich muss beim Packen einfach aus Versehen nach der falschen Flasche gegriffen haben.«
    »Falscher Jahrgang?«
    »Na klar … nein, natürlich nicht!«, redete ich weiter und verfluchte mich selbst. Jetzt war ich heute Abend doch noch fürs Improvisationstheater gecastet worden. Zwar nicht vor zweihundert Yogis und einem bayerischen Guru. Doch immerhin vor einem der Zuschauer, der mich am meisten interessierte.
    »Ich meine, in meinem Kühlschrank steht ja so einiges herum, Sauerkrautsaft, Brottrunk und so. Da muss ich mich wohl einfach vertan haben.«
    Siv griff nach der Flasche und blickte prüfend auf das Etikett. Beinahe berührten sich unsere Finger. Schon wieder! Er schnalzte leise mit der Zunge.
    »Ein Jammer«, murmelte er, »so ein guter Chianti, und dann im Kühlschrank aufbewahrt. Da müssen wir wohl froh sein, dass er da wenigstens einmal herausgekommen ist.«
    »Äh, ja«, begann ich zum dritten Mal, »ich kenne mich da nicht so aus. Mit Alkohol.«
    »Nein?« Er wirkte amüsiert.

    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin eher so der natürliche Typ. Lange Spaziergänge am Flussufer, einfach sitzen und den Vögeln zuhören, Gartenarbeit … meine Zierpflanzen … so etwas ist mir lieber als lange Partynächte.«
    Er nickte und ließ die Flasche los. »Das ist ja ein Zufall« sagte er, »Pflanzen liebe ich auch. Ich finde, sie sind ein guter Indikator für das Seelenleben einer Person. Wenn zum Beispiel jemand überhaupt nichts Grünes in seiner Wohnung hat oder nur so eine verdorrte Yuccapalme, das ist mir immer sehr suspekt.«
    Ich nickte eifrig und starrte dabei auf den Teppich. Graugrün, etwa die Farbe meiner Aura. Was erzählte ich hier eigentlich? Das hatte doch nichts

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