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Mantramänner

Mantramänner

Titel: Mantramänner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Hagedorn
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gesagt«, pampte Lisa-Marie zurück. »Und zwar, als ich ihn zufällig am Flughafen-Check-in getroffen habe, Arm in Arm mit meiner besten Freundin.«
    »Wie schrecklich!«, rief ich mit Emphase. Zum einen, weil Lisa-Marie mir leidtat. Das konnte man nun wirklich keinem wünschen. Zum anderen, weil es mir nur recht war, wenn sie das Thema wechselte. »Wohin sind sie geflogen?«, erkundigte ich mich mitfühlend.
    »Venedig«, sagte Lisa-Marie düster, »lenk nicht ab.«
    »Ich meine nur«, ich baute mich vor meinem eigenen Schreibtisch auf und kippelte gegen die Tischkante, »ich habe deine Tasse nicht entführt. Ich hab sie nur zufällig gefunden.«
    »So. Zufällig gefunden.«
    Jetzt hörte sich Lisa-Marie nicht mehr an wie Bad Cop aus dem schmutzigen Agententhriller. Eher wie Oberinspektor Derrick, der dem verdächtigen Schwiegersohn im Rautenpullunder schon durch seinen Ton signalisierte: Freundchen, ich glaub dir kein Wort.
    »Ja«, beharrte ich, »sie stand auf dem Klo herum. Keine Ahnung, wie sie da hingekommen ist.«
    »Auf dem Klo. Keine Ahnung. Alles klar. Mit den Erpresserbriefen im Lift hast du natürlich auch nichts zu schaffen, oder? Wo sich die ganze Abteilung so krass drüber lustig gemacht hat?«
    »Ja eben!«, rief ich. »Die haben sich vielleicht über meine, ähem, ich meine natürlich: deine Briefe lustig gemacht. Aber nicht über dich.«
    »Netter Versuch«, gab Lisa-Marie sarkastisch zurück. Dann stand sie auf und beugte sich so nah zu mir, dass sich unsere Nasenspitzen beinahe berührten. Nur der Schreibtisch trennte uns noch und stemmte sich heldenhaft zwischen uns.
    »Jetzt will ich dir mal was sagen«, begann sie und tippte bei jedem Wort mit ihrer Bärchentasse geben mein Brustbein. »Dein ganzes
Yoga-Gesäusel, von wegen Frieden und Harmonie für alle Wesen, das kannst du alles in der Pfeife rauchen. Eine ganz berechnende, kalte Schlange bist du, jawohl. Du hast ja nicht die kleinste Ahnung, was diese Tasse hier mir bedeutet.«
    Sie klopfte jetzt härter, und es fühlte sich an, als würde im nächsten Augenblick eines von beiden einen mächtigen Sprung bekommen. Entweder die Bärchentasse. Oder mein Brustbein.
    »Die hat nämlich mein Freund mir geschenkt«, zischte sie, »zum Fünfmonatigen.« Beim Wort Freund schlug sie so hart gegen mich, dass mir beinahe die Luft wegblieb. Gleich, wenn sie weg war, brauchte ich eine Stellung, um mich wieder zu erden. Den Baum vielleicht.
    Immerhin hatte sie es auf eine mindestens fünfmonatige Beziehung gebracht, und das mit achtzehn. So lange hatte ich es noch nie geschafft. Noch nie!
    Und ich war achtundzwanzig.
    »Warte!«, rief ich ihr hinterher, während sie hinausrauschte. »Dein Freund, war das etwa der Typ mit Venedig?«
    Sie rauschte weiter und tat so, als hätte sie meine Frage nicht gehört. Volltreffer. Besser machte das aber auch nichts. Im Gegenteil. Ich bedauerte sie und fragte mich, ob tief in mir tatsächlich eine derart rabenschwarze Seele hockte. Im Moment gab es jedenfalls mehr Argumente dafür als dagegen.
    »Buddha, mein Freund«, sagte ich, trat einen Schritt vom Schreibtisch zurück und stellte mich hüftbreit hin, »ich glaube, das ist der Beginn einer wunderbaren Feindschaft.«
    Dann winkelte ich beim Ausatmen ein Bein an, legte die rechte Fußsohle gegen den linken Oberschenkel und streckte die Arme über dem Kopf, Handflächen zusammen. Der Baum. So bekam ich jedenfalls wieder Luft.
    »Schade«, hörte ich Buddha wispern. »Du warst auf einem so guten Weg.«
    Ich verdrehte den Kopf und verlor das Gleichgewicht. Dabei stieß ich mit der rechten Hüfte an meine Schreibtischkante. Aua. Missmutig rieb ich die schmerzende Stelle und sah Buddha an. Musste der
jetzt auch noch auf mir herumhacken? Am liebsten hätte ich ihm die Zunge herausgestreckt. Doch machte man so was mit einem Gott?
    »Wie, ich war auf einem guten Weg? Was ist denn das für eine Vergangenheitsform? Schau mich doch an, mein spirituelles Verhältnis zu Siv, meine Yogastunden bei Sunny Side!«
    Buddha blickte mich mit der ganzen Nachdenklichkeit seiner mindestens hundert Leben an. Vielleicht war es die diffuse Bürobeleuchtung, aber seine Kunststoffaugen sahen plötzlich aus wie tiefe Bergseen aus dem tibetischen Hochland.
    »Wir sind Lernende«, sagte er dann, »und Lehrende. Und wir sind es immer zur gleichen Zeit.«
    Ich wollte ihn gern fragen, was dieser Kalenderspruch nun wieder mit mir zu tun hatte, aber mittlerweile hatte Berger das Büro betreten. Launig

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